Ingolstadt
Mobbing, Machtkämpfe und Klagen

15.04.2011 | Stand 03.12.2020, 2:55 Uhr

Ingolstadt (DK) Es ist der Teufel los, und das schon seit Monaten. Beim Stammverein des ERC Ingolstadt geht es längst nicht mehr um die Nachwuchs- oder Jugendarbeit, sondern um Machtkämpfe und Positionen. Abteilungsleiter gehen (wir berichteten), Präsidiumsmitglieder treten aus Protest zurück, und jetzt überziehen sich die Kontrahenten auch noch mit Klagen.

Die Situation ist inzwischen so verfahren, die Parteien so zerstritten, dass es selbst für Insider kaum mehr möglich ist, sich eine klare Meinung zu bilden.
 
Präsidium gespalten
 

"Das, was sich dort abspielt, ist nicht richtig und normal. Und es ist dringend Zeit, dass sich da etwas ändert", sagt Jürgen Arnold. Der Geschäftsführer der Panther-GmbH spricht von einer Spaltung des Präsidiums, mag sich aber auf keine der Seiten schlagen: "Gegenüber uns haben sich beide Seiten korrekt verhalten."

Die beiden Seiten, das sind zum einen Präsident Wolfgang Ott und Vizepräsident Christian Kämpf, auf der anderen Seite Vizepräsident Manfred Deubel und Schatzmeister Oliver Dehn. Vizepräsidentin Sabine Leis ist neutral. Schatzmeister Dirk Fieml hat Mitte Januar das Handtuch geworfen. Er ist aus dem Präsidium zurückgetreten.

Laut Deubel begann der Ärger damit, dass Präsident Ott versuchte, ihn zu Gunsten Kämpfs aus dem Präsidium zu drängen. Dehn bestätigt das. Kämpf habe das als Wunsch der GmbH weitergegeben. Die GmbH allerdings widerspricht dem.

Endgültig eskalierte die Situation aber in einer Präsidiumssitzung Anfang des Jahres. Nach Aussage von Dehn und Deubel hatte Kämpf berichtet, dass der Vater eines Spielers einen Kleinstschüler während des Trainings angespuckt habe. Darauf angesprochen, zeigte dieser Kämpf wegen Falschaussage an und erhielt zunächst Recht. Kämpf darf diese Aussage bei Strafandrohung von mehreren tausend Euro nicht mehr wiederholen. Gegen dieses Urteil allerdings hat er jetzt Widerspruch eingelegt. Daher müssen nun Dehn, Ott, Kämpf, Leis und Deubel eidesstattliche Erklärungen abgeben. Am 28. April findet die Verhandlung statt. "Da es ein laufendes Verfahren ist, werde ich dazu nichts sagen", meinte Kämpf. "Dass das so eskaliert, hätten wir alle nicht gedacht."

Auch Ott will sich nicht äußern: "Ich habe mir zu dieser Frage noch keine Meinung gebildet." Der ERC-Präsident verweist auf eine Mitgliederversammlung, die er für den 3. Mai einberufen hat. Das Hauptthema werden wohl, so Ott, "persönliche Eitelkeiten" sein "und wie wir hier weitermachen." Es sei, sagt Ott, "völlig unverständlich, warum plötzlich solche Dinge losgehen. Es muss nicht jeder jeden lieben, mit dem er zusammenarbeitet. Aber es geht um einen vernünftigen Umgang." Mit Dehn und Deubel gibt es seinerseits momentan "nicht so viele Berührungspunkte".

Der Budgetplan für die neue Saison, wundert sich Schatzmeister Dehn, werde kurioserweise ohne ihn aufgestellt. Dabei gilt Dehn als der kompetenteste Finanzfachmann im Verein und wurde vor allem deshalb ins Präsidium gewählt.

Heute allerdings greift er Ott massiv an. "Das Problem des Vereines ist ein Präsident, der sich um nichts kümmern und keine Arbeit haben will." Außerdem fühlen er und Deubel sich unter anderem durch eine Unterschriftenliste gemobbt, die seit Mittwoch im Verein die Runde macht. Dort sollen die Mitglieder und Eltern der Spieler einen Aufruf an Dehn und Deubel unterschreiben, der den beiden den Rücktritt aus dem Präsidium nahelegt. Wer die Liste initiiert hat, ist noch unklar. Dehn erwägt allerdings eine Klage gegen den Initiator der Liste.

Basisarbeit vernachläsigt

Aber auch um die Finanzen gibt es Diskussionen. GmbH-Chef Arnold beispielsweise will wissen, wohin das Geld aus dem Kooperationsvertrag fließt. Dass in der Vergangenheit erhebliche Mittel anstatt in die Jugendarbeit in die zweite Mannschaft geflossen sind, ärgert ihn: "Es wurde die zweite Mannschaft aufgebaut, sie wurde mit Prämien versehen, aber die Basisarbeit wurde nicht gemacht." Insgesamt gut 150 000 Euro soll der Gesamtbetrag des GmbH-Engagements für den Stammverein sein, was Arnold aber nur indirekt bestätigt. "Wenn wir uns in einem finanziellen Bereich wie diesem engagieren, wollen wir auf Heller und Pfennig wissen, wo das hingeht", betont der Unternehmer. "Wir wollen, dass da endlich mal etwas vorwärts geht, sonst müssen wir unser Engagement überdenken."