Langenmosen
"Mitunter wie Viehhandel"

Spielerberater Michael Koppold hat keinerlei Verständnis für seine Kollegen im Fall Lewandowski

18.06.2013 | Stand 03.12.2020, 0:00 Uhr

 

Langenmosen (DK) Geht es nach Michael Koppold, dann gibt es im Wechseltheater um Robert Lewandowski schon jetzt einen großen Verlierer: nämlich die Gruppe der Spielerberater. „Wir haben sowieso keinen guten Ruf, und durch diese Sache wird er gewiss nicht besser“, so der 62-Jährige verärgert.

Nein, auf Maik Barthel und Cezary Kucharski – seine beiden Berufskollegen, die den Dortmunder Stürmerstar betreuen – ist er zurzeit überhaupt nicht gut zu sprechen. „Sie arbeiten momentan nicht seriös, sondern unter der Gürtellinie. Sie führen sich mitunter auf, als ob sie mit einem Stück Vieh handeln würden“, schimpft Koppold.

Was er Lewandowskis Beratern konkret vorwirft, ist ihr vorschneller Gang an die Öffentlichkeit: „Wenn ein Spieler weg will und in seinem derzeitigen Vertrag keine Ausstiegsklausel hat, wie es bei Lewandowski wohl der Fall ist, dann muss ich mich als sein Vertreter zunächst einmal mit den Verantwortlichen des Noch-Vereins zusammensetzen und eine Lösung finden. Wenn ich das nicht mache, sondern extern ein Süppchen kochen will, das der Klub dann essen soll, kann das nicht gutgehen.“

Warum es Barthel und Kucharski momentan doch versuchen? „Es geht auch für sie um eine Menge Geld, sie würden bei einem Transfer von Lewandowski von Borussia Dortmund zum FC Bayern gut mitverdienen“, erklärt Koppold.

Er schüttelt dabei den Kopf: „Ja, der Profifußball verkommt immer mehr zum reinen Kommerz, zur reinen Show. Und das macht leider auch nicht vor den Spielerberatern halt: Einem großen Teil von ihnen geht es nur mehr darum, möglichst schnell reich zu werden – zum Teil ohne echte Rücksicht auf ihre Klienten.“

Das sei nicht seine Welt, betont Koppold immer wieder. „Ehrlichkeit und Menschlichkeit schließen Erfolg nicht aus“, so sein offizieller Leitspruch. Wer sich daran von seinen Berufskollegen noch hält – außer ihm? „Höchstens 20 bis 25 Prozent“, vermutet der 62-Jährige: „Wobei in diesem Zusammenhang auch zu erwähnen ist, dass an die 75 Prozent der momentan tätigen Spielerberater überhaupt nicht lizenziert sind.“ Ihn, das Gründungsmitglied der Deutschen Fußballspieler-Vermittlervereinigung (DFVV), ärgere das natürlich gewaltig. „Dass unser Ruf nicht der beste ist, kann ich absolut verstehen“, gibt Koppold prompt zu.

Eine Posse wie jetzt um Lewandowski – mit ihm wäre sie niemals möglich. Das jedenfalls betont der 62-Jährige immer wieder: „Selbstverständlich, der FC Bayern ist ein toller Verein – und ich verstehe den Spieler, dass er unbedingt dorthin will. Aber ich würde mich trotzdem klar an die Regeln halten. Und das bedeutet hier: Wenn keine Ausstiegsklausel vorhanden ist, müssen sich die Klubs untereinander einigen – ohne dass ich als Berater in der Öffentlichkeit Druck mache.“

Für ihn ist sein Job eben weit mehr, als durch den Abschluss von Kontrakten eine Menge Euros einzusacken. „Spielerberater zu sein, das bedeutet auch, sich das ganze Jahr über ausgiebig um seinen Klienten zu kümmern. Sei es, ihm Schuhe zu besorgen, ihm bei der Wohnungssuche zu helfen, ihn schlichtweg beim ganzen Drumherum außerhalb des Fußballs zu unterstützen. Nur die ,Kohle’ allein darf in diesem Beruf nicht zählen.“

Und wie geht es seiner Ansicht nach im Fall Lewandowski weiter? „Mein Gefühl sagt mir, dass er bis zum Ende der Transferperiode am 31. August doch nach München wechselt“, glaubt Koppold. Trotz des Theaters in den vergangenen Tagen und Wochen. Oder vielleicht gerade deshalb.