Kratzmühle
"Mittlere gute Wasserqualität"

Gruppe von der Katholischen Uni erstellt Tiefenprofil

05.08.2021 | Stand 10.08.2021, 3:33 Uhr
Nicht zur Entspannung, sondern für wissenschaftliche Untersuchungen ist Benno Kügel von der KU Eichstätt-Ingolstadt mit einer Gruppe Studenten am Kratzmühlsee. −Foto: Adam

Kratzmühle - "Lehrbuchmäßig" hat sich der Kratzmühlsee bei Tiefenprofil-Messungen gezeigt, die vor Kurzem Benno Kügel mit einer Gruppe Studenten der KU Eichstätt-Ingolstadt im Rahmen einer Exkursion an dem See vornahm.

Zur Erstellung des Tiefenprofils wurde von den Studenten an der tiefsten Stelle des Sees, die in Nähe der Insel liegt, jeweils jeden Meter die Temperatur, der pH-Wert, die Leitfähigkeit und der Sauerstoffgehalt gemessen. Die Daten wurden in eine Tabelle eingetragen und dabei festgestellt: Es herrschten an diesem Tag Temperaturen von etwa 24 Grad in den ersten vier bis fünf Metern, dann erfolgte ein steiler Abfall auf fast 15 Grad bis zur Tiefe von zehn Metern. "Damit weist der Kratzmühlsee die für die Seen unserer Breiten typische Sommerstagnation mit warmem Epilimnion und kaltem Tiefenwasser, Hypolimnion genannt, auf", erklärte Kügel. Etwas Sorge bereitet dem Professor der Sauerstoffrückgang in der Tiefe, weshalb wohl das Sediment in zehn Metern Tiefe schwarz mit Schwefelgeruch sei. "Dagegen ist die Sichttiefe von zirka sechs Metern sensationell gut in diesem Jahr", sagt Kügel.

Das ist nicht zuletzt den vielen Tagen geschuldet, an denen heuer keine hochsommerlichen Temperaturen herrschten. Auch optisch präsentiert sich der beliebte See für Badegäste dieses Jahr sehr einladend. Das war nicht immer so. Wasserpflanzen, die den Uferbereich überwucherten oder auch große Algenteppiche in weiten Teilen verleideten nicht nur den Gästen den Spaß am Schwimmen, sondern waren immer Zeichen, wie es dem See gerade geht. "Wasserpflanzen sind womöglich lästig für Badende, aber gut für den See", erklärte Kügel, der sich sehr für ein ausgewogenes Verhältnis von freien Uferflächen - die durch Mähen von Buchten in den Sommermonaten erreicht werden können - und vielen Pflanzbereichen sowie ausreichender Baumbeschattung ausspricht. Wasserpflanzen und Algen stehen in Konkurrenz zueinander, durch gesunden Pflanzenbewuchs wird die Ausbreitung von Algen eingedämmt. Und das ist wichtig. "Besteht in einem See eine Eutrophierung, also ein sehr hohes Nährstoffangebot, führt das zu einem starken Algenwachstum. Das kann beispielsweise passieren, wenn von landwirtschaftlichen Feldern bei Hochwasser Phosphat und andere Nährstoffe in den See gelangen", erklärte Kügel.

Die Algen verbreiten sich im See, es kommt kein Licht mehr zu den unteren Schichten. Algen aus dem Oberwasser sinken allmählich in tiefere Schichten, wo kein Licht mehr eine Photosynthese erlaubt, und werden dabei unter Sauerstoffverbrauch bis zum Seeboden abgebaut. Der See gerät aus dem Gleichgewicht.

Richtig war es definitiv, sagte Kügel, die Anzahl der Graskarpfen zu reduzieren, die ursprünglich eingesetzt worden waren, um gerade die Wasserpflanzen zu minimieren. "Das war der falsche Weg, auch weil Karpfen im Schlamm am Seeboden wühlen und dort gebundenes Phosphat aufwirbeln. Das kann man sich wie bei einer Kaffeetasse vorstellen, auf deren Boden Kaffeesatz liegt", veranschaulichte der Experte. "Grundsätzlich kann man aber schon sagen, dass es dem Kratzmühlsee besser geht als vor einigen Jahren", sagte der Diplombiologe. Er sehe beim Kratzmühlsee mittlerweile eine "mittlere gute Wasserqualität". Die von den Studenten entnommenen Wasserproben werden nun im Chemielabor des Wasserwirtschaftsamtes Ingolstadt analysiert.

arg