Mittendrin statt nur dabei

18.12.2019 | Stand 23.09.2023, 9:54 Uhr
Gefährliche Frauen: Ramona Maier (links) und Ricarda Kießling erzielten gemeinsam bereits 13 Tore für das Zweitliga-Team des FC Ingolstadt. −Foto: Meier

Die Fußballerinnen des FC Ingolstadt erleben in ihrer Debütsaison in der 2. Bundesliga ein Auf und Ab: Auf den tollen Start folgte eine Niederlagenserie, die durch den Sieg unmittelbar vor der Winterpause aber ein vorläufiges Happy End fand. Als Siebter hat die Mannschaft von Trainer Alexander Ziegler gute Chancen auf den Klassenerhalt.

Der tolle AuftaktNach der erfolgreichen Relegation starteten die Frauen des FC Ingolstadt zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte in der 2.Bundesliga. Ein Riesenerfolg für Trainer Alexander Ziegler und seine Mannschaft, aber auch ein großes Abenteuer. Das Saisonziel war daher klar: Klassenerhalt - egal wie. Doch jeder, der erwartet hatte, dass der Neuling aus der Donaustadt von den erfahrenen Klubs an die Wand gespielt wird, wurde überrascht: Die Ingolstädterinnen starteten mit zwei Unentschieden und einem Sieg gegen Bundesliga-Absteiger Arminia Bielefeld (2:1) in die Saison, in den ersten neun Begegnungen sammelte die Ziegler-Elf mit vier Siegen, drei Remis und nur zwei Niederlagen gar beachtliche 15 Zähler und stand auf einem hervorragenden vierten Tabellenplatz.
Der DurchhängerDas 4:7 am zehnten Spieltag bei Schlusslicht Saarbrücken machte den Anfang, danach folgten noch drei weitere Niederlagen. Im Lauf der ersten Krise rutschte der FCI von Platz vier auf Rang acht und spürte plötzlich das Abstiegsgespenst. "Wir schalten zu viel den Kopf ein, das Selbstbewusstsein vom Anfang der Saison fehlt uns", erklärte Ziegler die immer wieder auftretenden Unsicherheiten. Hinzu kam die lange Verletztenliste, auf der auch einige Stammspielerinnen standen. "Ricarda Kießling, Anna-Maria Buckel und Nadine Zenger, die in der Vorsaison Leistungsträgerinnen waren, fehlten plötzlich", verdeutlicht Abteilungsleiter Josef Graf. Dennoch sei die Einstellung "immer top" gewesen, wie der 52-Jährige meint, die Nachrücker hätten "ihre Sache prima gemacht". Mit dieser Energie gelang zum Abschluss dann der 4:1-Überraschungssieg gegen Aufstiegskandidat SV Meppen und die Rückkehr auf Rang sieben. Vor der Pause ist der Optimismus zurück.
Der mutige AnsatzBereits in der Regionalliga hatten die Schanzerinnen mit dem von Ziegler initiierten Ansatz Erfolg. Das Rezept: frühes Anlaufen, dabei durch das hohe Pressing beim Gegner Fehler im Spielaufbau und die Balleroberung erzwingen, schnelles Umschalten und damit selbst Tormöglichkeiten kreieren. Das erfordert Mut, ist frech und zugleich sehr laufintensiv und kräfteraubend. Warum lässt Ziegler so spielen? "Ganz einfach: Das passt am besten zu den Fähigkeiten und Fertigkeiten meiner Spielerinnen", meint der Trainer, der bezweifelt, dass diese Spielweise zu viel Substanz kosten oder gar für die vielen Ausfälle verantwortlich sein könnte. "Keine einzige Spielerin hat muskuläre Probleme, es handelt sich leider um schwerwiegendere Verletzungen, die die Bänder oder die Wirbelsäule betreffen." Daher wird Ziegler von seiner Spielidee auch nicht abweichen: "Wir werden das System nicht aufgeben, denn wir leben von unserem Umschaltspiel", sagt FCI-Coach Ziegler.
Die Schlüsselspielerinnen"Sie hat fußballerisch und von ihrer Persönlichkeit her in dieser Saison eine riesen Entwicklung genommen", lobt Ziegler Stürmerin Ramona "Ramos" Maier. Die Kapitänin kann auf dem Platz auch mal laut werden und ist zugleich mit ihren zehn Treffern die beste Goalgetterin des FCI. In der Liga trafen nur drei Frauen häufiger. Trotz ihrer verletzungsbedingt geringen Einsatzzeit ist auch Flügelflitzerin Ricarda Kießling unverzichtbar. Mit ihren Antritten steht sie sinnbildlich für das schnelle Umschaltspiel des Teams. In nur sechs Einsätzen - drei zu Saisonbeginn, drei am Ende - konnte sie bereits drei Treffer und zwei Assists verbuchen. Auch Mittelfeldantreiberin Alina Mailbeck, durch den Ausfall von Kießling für die Standards zuständig, ist eine wichtige Stütze, genauso wie Torhüterin Franziska Maier, die fast immer ein sicherer Rückhalt für ihre Mannschaft war.
Die AussichtenNicht nur in sportlicher, sondern auch in personeller Hinsicht gibt es Grund zum Optimismus. Ob Anna-Maria Buckel (Fuß), Nadine Zenger (Bandscheibe), Maria Zeller (Bänderdehnung), Chiara Pucci, Anna Petz (beide Sperre) oder Julia Götz (Kreuzband) - sie alle dürften beim Trainingsauftakt im neuen Jahr wieder dabei sein. Einzig für Andrea Heigl ist die Saison nach ihrem Kreuzbandriss wohl beendet. "Wir haben ja längst schon gesehen, dass wir mithalten können. Sind alle Spielerinnen fit, bin ich sehr optimistisch, dass wir den Klassenerhalt schaffen", sagt Abteilungsleiter Graf. 31 Punkte, so rechnet er vor, brauchen seine Frauen für dieses Ziel vermutlich. "Halten wir den aktuellen Platz sieben, wäre alles prima", meint Graf. Gut möglich, dass im Winter noch eine Junioren-Nationalspielerin als Verstärkung für die Defensive den Kader ergänzt.

PK

Sabine Kaczynski, Norbert Roth