Ingolstadt
Mittendrin im Schlamassel

26.04.2011 | Stand 03.12.2020, 2:53 Uhr

Da helfen weder Föhn-Geräusche noch angenehme Hintergrundmusik: "Den Lärm von der Baustelle kann man nicht übertrumpfen", sagt Friseurin Nalan Bodur, die ihren Laden in der Schäffbräustraße hat. An Entspannung für die Kunden ist da kaum mehr zu denken. - Foto: Herbert

Ingolstadt (DK) Vor gut drei Wochen rückten an der Schäffbräu- und an der Josef-Ponschab-Straße die Baumaschinen an. Mittlerweile sind die Sanierungsarbeiten in vollem Gange. Doch wo gehobelt wird, fallen bekanntlich Späne: Einige Anwohner, Läden und Gaststätten klagen über Parkplatznot und Lärm.

Erwin Wolf ärgert sich. "Eine Baustelle bringt immer Veränderungen mit sich – und das erfordert Toleranz", weiß der Wirt der Gaststätte Zum Kuchlbauer in der Schäffbräustraße. Den Lärm und den Staub, den der Wind in seinen Biergarten weht, muss er daher wohl oder übel akzeptieren. Auch mit den Arbeitern vor seiner Tür oder dem Bauleiter gebe es "überhaupt keine Probleme". Doch was ihn wirklich nervt, sind die zahlreichen Halteverbotsschilder, die auch nach Feierabend der Arbeiter und selbst am Wochenende dort stehen bleiben. "Das ist unsinnig", beschwert er sich. Wegen der Baustelle fehlen ihm ohnehin schon die Gäste, die zufällig vorbeikommen und spontan bei ihm einkehren. Durch die absoluten Halteverbote bleiben nun aber auch Stammgäste weg, die ihm abends oder sonntags einen Besuch abgestattet hätten. "Das sind oft ältere Menschen, die nicht mehr so gut zu Fuß sind. Wenn die nicht mehr in der Nähe parken können, fahren sie auch nicht mehr her. Das tut uns schon weh", gibt Wolf offen zu. Seine Umsätze seien um 35 bis 40 Prozent rückläufig.
 

Auch das Anliefern der Einkäufe ist ihm zufolge ein großes Problem: Für den Getränkefahrer gibt es zwar Ausnahmeregelungen, aber dem Wirt selbst verbieten die Schilder das Anhalten und Ausladen. "Und die Verkehrsüberwachung kennt da null Toleranz." So muss Wolf die schweren Kisten und Tüten nun von der Schleifmühle oder der Kanalstraße in sein Wirtshaus schleppen – und das, bei Bedarf, sogar mehrmals am Tag.

Gerade auch die Anwohner verstehen die Regelung mit den absoluten Halteverboten über Nacht und am Wochenende nicht. "Tagsüber ist es mir egal, da bin ich eh in der Arbeit", meint eine Passantin. "Aber wenn ich heim komme, wird auf der Baustelle nicht mehr gearbeitet, und trotzdem darf ich dort nicht parken."

Ulrich Lachmund vom Tiefbauamt verweist bei diesen Vorwürfen auf den Aufwand, der hinter dem ständigen Ändern der Beschilderung stecke. "Das ist einfach nicht machbar." Gerade, wenn bei etwaigen Bauverzögerungen früher mit dem Arbeiten angefangen oder auch samstags was getan werden müsse, könne man nicht plötzlich wieder andere Schilder aufstellen. Dennoch versteht er die Beschwerden der Anwohner: Schließlich würden in der Schäffbräustraße während der Sanierungsmaßnahmen um die 20 und in der Josef-Ponschab-Straße zwölf Parkplätze entfallen. "Das ist nicht gerade wenig." Es gibt daher die Möglichkeit, dass sich Betroffene im Tiefbauamt vermerken lassen. "Diese können dann ersatzweise am Hallenbad parken und bekommen die Gebühren von uns zurück erstattet", sagt Lachmund. Allerdings gelte das nur für tatsächliche Anwohner der beiden Straßen, und nicht für jene, die einen Parkausweis für das ganze Gebiet besitzen.

Ihnen, den Mitarbeitern der anliegenden Geschäfte, sowie deren Kunden bleibt somit nur das Ausweichen auf einen kostenpflichtigen Großparkplatz, wenn sie keinen Strafzettel riskieren wollen.

"Das Parken ist hier aber auch ohne Baustelle problematisch", gibt Anja Koppenhofer zu bedenken. Sie ist Mitarbeiterin des Kosmetikstudios A Natura. Die Kunden würden sich viel häufiger über die Gebührenerhöhung auf dem Hallenbadparkplatz als über die schlechte Parksituation vor der Tür beschweren. Dem pflichtet Ralf Oberhofer, Inhaber der Café-Bar Maximilian, bei. "Wir sind in der Altstadt, da gibt es halt weniger Parkplätze." Aber auf die teurere Tageskarte, deren Preis von drei auf fünf Euro angehoben wurde, würde er ständig von seinen Gästen angesprochen.

Unter dem Lärm der Baustelle leiden hingegen vor allem die Läden, die ihren Kunden auch Entspannung bieten wollen. So wie Beauty Styling Bodur. Wie Inhaberin Nalan Bodur berichtet, erschütterten manche Arbeiten das komplette Haus. "Da beschweren sich die Kunden schon, dass es bei uns so laut ist. Aber ich kann ja nichts dagegen tun."