Hilpoltstein
"MittelFranken" für Mittelfranken

Der Verein Regio-Mark will eine eigene Währung in der Region etablieren

06.01.2013 | Stand 03.12.2020, 0:38 Uhr

Ein Beispiel aus dem Kreis Biberach: Mit dem Donau-Taler kann man in und um Riedlingen offiziell bezahlen. - Foto: Warnack

Hilpoltstein (HK) Der Zweck des Vereins Regio-Mark ist eindeutig: In Mittelfranken eine eigene Währung etablieren. Weil eine Regionalwährung die Kaufkraft an die Region binde und so den Abfluss von Geld entgegenwirke, sagt Sprecherin Petra Bergermann.

Regionalwährungen sind keine Erfindung der Neuzeit, schon im alten Ägypten wurde mit Quittungen bezahlt, deren Gegenwert eingelagertes Getreide war. Ein Beispiel, das die Verfechter der Regionalwährungen gerne anbringen, ist das Wunder von Wörgl. Mitten in der Weltwirtschaftskrise wurden dort Bescheinigungen für Arbeitsleistungen herausgegeben, die die Geschäftsleute als Bezahlungsmittel akzeptierten. Im Gegensatz zum Schilling, den die Inflation auffraß, hielten die Bescheinigungen ihren Wert – der Gegenwert war ja nichts Fiktives, sondern die Arbeitsleistung.

Es waren nur 5500 Schilling, die ausgegeben wurden, doch entstand daraus in 13,5 Monaten eine Wertschöpfung von 2,5 Millionen Schilling – inflationsbereinigt. Und im Gegensatz zum Umland sank in Wörgl die Arbeitslosigkeit.

Auch in der Gegenwart gibt es Beispiele wie den Chiemgauer, der mittlerweile bei fast 3200 Teilnehmern eine Wertschöpfung von rund sechs Millionen Euro hat. Weitere Beispiele sind der Donau-Taler in Riedlingen, der Sterntaler im Berchtesgadener Land, der Carlo in Karlsruhe und der Urstromtaler in Sachsen-Anhalt.

Ausgangspunkt des „MittelFranken“ – so soll die Währung heißen – ist die Regiocard, die der Verein Regio-Mark herausgibt. Sie dient dazu, mittels Euro MittelFranken bargeldlos zu erwerben. Der Gegenwert in Euro wird vom Bankkonto abgebucht und auf einem besonderen Konto des Vereins hinterlegt. Danach kann man mit den MittelFranken einkaufen – physisch wie bargeldlos.

Der Empfänger hat nun zwei Möglichkeiten, entweder er kauft selbst damit ein oder er tauscht in Euros zurück. Allerdings muss er dann fünf Prozent Verlust in Kauf nehmen – drei Prozent als Spende, zwei Prozent als Servicegebühr. „Das Geld soll ausgegeben werden“, sagt Petra Bergermann. Den Antrieb dies zu tun, beschleunigt zudem das Verfallsdatum, das die MittelFranken haben – nach dessen Ablauf müssen die Scheine gegen zwei Prozent Servicegebühr in neue umgetauscht werden. Will man also kein Geld verlieren, muss man die MittelFranken schnell wieder los werden. So erhöht sich die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes und das ausschließlich in der Region.

Unterstützt wird die Initiative vom Regionalmanagement des Landkreis Roth. Daneben gibt es auch eine Arbeitsgruppe, die sich an jedem zweiten Dienstag im Monat in Schwabach im Gasthof „Weißes Lamm“ am Königplatz trifft. Einführen könne man das Geld nur, wenn man eine ausreichende Zahl an Partnern habe, sagt Bergermann. „Minimum sind das 40 Unternehmen.“ Starten will man daher auch in einem begrenzten Gebiet – beispielsweise einem landwirtschaftlich strukturierten Ort. „Der könnte dann Vorbildfunktion haben.“

Neben einer verstärkten Bindung der Wirtschaftskraft an die Region verspricht sich Bergermann vom MittelFranken auch, dass er die Menschen dazu anregt, beim Kaufen anderes über Geld nachzudenken und andere Schwerpunkts zu setzen. Regionale Besonderheit, handwerkliche Arbeit, Werterhaltung, die Pflege von Landschaft und Natur, der Erhalt der regionalen Landwirtschaft und Qualität würden als Kaufgründe stärker hervortreten. Da auf das Regiogeld keine Zinsen gezahlt würden, unterliege es auch keinen Wachstumszwängen. „Das Geld hat seine eigenen Spielregeln.“