Böhmfeld
"Mitmachen statt miesmachen"

Reden mit politischem Tiefgang prägten den 14. Neujahrsempfang der Gemeinde Böhmfeld im Kotterhof

17.01.2017 | Stand 02.12.2020, 18:47 Uhr

Zog die Gästerunde in seinen Bann: Professor Klaus Meier, Inhaber des Lehrstuhls für Journalistik I an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt, am Rednerpult beim Neujahrsempfang im Kotterhof in Böhmfeld. - Fotos: Adamo

Böhmfeld (EK) Herausragende Vorträge und Musik der Extraklasse prägten den 14. Neujahrsempfang im Kotterhof in Böhmfeld. Anwesend waren rund 90 Gäste aus Gemeinde, Kirche, Schule, Haus für Kinder, Ortsvereinen und Gruppen.

Als Gastredner kam Professor Klaus Meier, Inhaber des Lehrstuhls für Journalistik I an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt. Den musikalischen Rahmen gestalteten die Köschinger Spielleute "Cheskinga Dradewixpfeiferl".

Zum Auftakt berichtete Bürgermeister Alfred Ostermeier über die Arbeit des Jahres 2016 und die bevorstehende für 2017. Er spannte einen Bogen von der Umstellung der gesamten Straßenbeleuchtung auf LED-Licht bis zum Verkauf von 21 gemeindlichen Bauplätzen, vorrangig an junge Familien. Obwohl Böhmfeld "keine Insel der Seligen" sei, sei die wichtigste Aufgabe, das Zurechtkommen mit Menschen aus fremden Kulturen, gut bewältigt worden, hauptsächlich dank des vorbildlichen Einsatzes der ehrenamtlich tätigen Frauen und Männer im Helferkreis "Asyl". Seine eindringliche Bitte richtete sich an die Bevölkerung, die Sprecherin und Organisatorin Susanne Schipper durch Unterstützung bei Fahrten für die Gesundheitsversorgung zu entlasten. "Die Reifeprüfung für das Dorf in dieser Sache ist noch nicht ganz bestanden, vor allem weil es nun darum geht, ob Bleiberecht besteht oder nicht", machte der Gemeindechef deutlich. Für 2017 listete Ostermeier die punktuelle Sanierung betagter Gemeindestraßen ausschließlich auf Kosten der Kommune auf, den Breitbandausbau in unterversorgten Gebieten, die Teilnahme am Wettbewerb "Unser Dorf hat Zukunft" auf Bezirksebene sowie das Erlebbarmachen der Neandertalerhöhle "Hohler Stein". Das Energiesparen sei ein großes Ziel von Gemeinde und Bürgern, wobei die Kommune als Vorbild vorangehen werde.

Bürgermeister Ostermeiers Rede unter dem Motto "Mitmachen statt miesmachen" war ein leidenschaftliches Plädoyer für Demokratie und Freiheit. Besorgt müsse man auf Deutschland schauen angesichts von Worten und Taten, die man nicht hören und sehen möchte, wenn Spitzenpolitiker als Volksverräter und die Presse als Lügenpresse bezeichnet würden - alles Begriffe aus der Nazizeit zwischen 1933 und 1945, stellte Ostermeier fest. Es finde eine Verrohung der Sprache und des Handelns statt. Dennoch sehe er die Demokratie in Deutschland nicht in Gefahr. "Kein Zurückweichen vor Rechts und Terror, keine Angst vor Maulhelden, Zivilcourage zeigen, gesunden Menschenverstand walten lassen, sich eine eigene Meinung bilden, auch via Rundfunk und Tageszeitung, und sich aktiv einbringen in die Gesellschaft!", lautete Ostermeiers Paket an Ratschlägen.

Professor Klaus Meier lobte den "hervorragenden Vortrag" des Bürgermeisters und knüpfte direkt an mit seinem halbstündigen, fulminanten Referat "Emotionen, Sensationen - Fakten? Wie wir uns in der digitalen Gesellschaft zurechtfinden können". Terror, Amokläufe, Kriege und Erfolge für Populisten und Anti-Demokraten habe es im Jahr 2016 gegeben, blickte Meier zurück. Problematisch sei, dass hauptsächlich in den sozialen Medien auch gezielte Falschinformationen kursierten, die den Unmut der Bevölkerung bestärkten sowie Demokratiegegner schützten und ihnen Vorschub leisteten. Das Internet sei ambivalent und stehe einerseits für erweiterte Informations- und Meinungsfreiheit sowie für Quellenvielfalt, andererseits bewirke es Überforderung und verbreite auch falsche Propaganda bis hin zu Verleumdungen. Weil Provokationen bei der bevorstehenden Bundestagswahl nicht ausgeschlossen seien, müsse die AfD gut beobachtet werden, mahnte der Professor an. Offenlegung und Transparenz zählten zur Aufgabe des Journalismus, sorgfältige Quellenprüfung und Kritikbereitschaft zum Part der Bevölkerung. Vor allem junge Menschen sollten diesbezüglich sensibilisiert werden. "Das Internet ist und bleibt eine großartige Errungenschaft, man muss nur verantwortlich damit umgehen", gab Meier abschließend zu verstehen, ehe er sich ins Goldene Buch der Gemeinde eintrug.