Eichstätt
Miteinander leben - voneinander lernen

Seit 25 Jahren geben im Kinderhaus der Dompfarrei Kinder und Erzieherinnen gemeinsam den Ton an

16.05.2019 | Stand 23.09.2023, 7:01 Uhr
Annika Franzetti

Eichstätt (EK) 25 Jahre Kinderhaus der Dompfarrei: Für die Kinder, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, für Eltern und viele Ehemalige ist das natürlich ein großes Fest.

Schon seit Wochen bereiten sich alle im Kinderhaus darauf vor. Am Sonntag, 19. Mai, ist es so weit. Fest und Vorbereitungen stehen unter dem Motto des Kinderhauses: "Miteinander leben - voneinander lernen". Dass das keine leere Floskel bleibt, ist spürbar.

"Seht nur, wie die Kinder lachen", klingt es lauthals. Knapp 100 Kinder sitzen zusammen und singen, was das Zeug hält: "Seht und hört's euch an! Weil man grad aus ihrem Lachen so viel lernen kann. " Die Klänge von Gitarre und Flöte verraten, wo zwei Erzieherinnen sitzen. Die übrigen sind zwischen den vielen Kindergesichtern kaum zu sehen. Keine Frage - die Kinder meinen, was sie singen.

"Die Kinder dürfen hier mitbestimmen, was sie lernen möchten und was ihnen Spaß macht. Das zeichnet das Kinderhaus aus", sagt Ella Koch (51). Sie ist Erzieherin im Kinderhaus der Dompfarrei und seit den Anfängen dabei. "Die große Offenheit und Freiheit der Kinder hier haben mich schon immer fasziniert", sagt sie. "Damit war das Kinderhaus immer ein Stück voraus - es war der Pädagogik voraus und der Gesellschaft. "

Tatsächlich war das Kinderhaus der Dompfarrei in mehrerlei Hinsicht ein Vorreiter, als es 1994 eröffnet wurde: Es war der erste Kindergarten in Eichstätt, der Ganztagsbetreuung anbot. "Der Bedarf war eindeutig da, wenn auch nicht im heutigen Ausmaß", berichtet Kinderpflegerin Ingrid Bauch (43). Wie ihre Kollegin war sie eine Mitarbeiterin der ersten Stunde und sogar an den Planungen und der pädagogischen Konzeption beteiligt. "Mir hat das Kinderhaus schon immer gefallen. Die Offenheit der Räumlichkeiten konnten wir ins pädagogische Konzept übernehmen. Das hat mich überzeugt. " Diese Offenheit war neben der Ganztagsbetreuung ebenfalls neu. Die Kinder haben ihre Gruppen und Bezugspunkte, aber sie sind in jeder anderen Gruppe willkommen und können sich zu bestimmten Zeiten in Garten und Haus, also zwischen den Gruppen, Bällebad, Märchenecke, Kletterwand, Rhythmikraum und Holzwerkstatt frei bewegen. Den Alltag gestalten sie mit. "Ich hatte einmal etwas Großes zum Basteln vorbereitet, mir genau überlegt, wie wir das machen", erzählt Koch. "Aber da kam die Magdalena morgens in die Gruppe mit einem Papierflieger in der Hand. Sie hatte gerade gelernt, wie man den faltet. Da war die Bastelaktion vergessen. Wir haben den ganzen Vormittag Papierflieger gefaltet. "

Den Erzieherinnen ist es wichtig, zu beobachten, was die Kinder bewegt und direkt darauf einzugehen, und das funktioniert nicht mit vorgefertigten Plänen. "Die Kinder leben hier", betonen Koch und Bauch. Insgesamt sind es inzwischen 127, im Alter von zwei Jahren bis zum Ende der vierten Klasse, denn 29 Hortplätze bietet das Kinderhaus aktuell neben dem Kindergarten. "So altersübergreifend zu erziehen, war vor 25 Jahren ebenfalls völlig neu", ergänzt Koch.

Natürlich hat sich seither auch viel verändert: Die Hortkinder haben nun eine eigene Gruppe, zum Jahresbeginn 2019 hat die Katholische Kindertageseinrichtungen gGmbH Ingolstadt die Trägerschaft von der Dompfarrei übernommen, Anfang Mai haben Kinder, Erzieherinnen und Eltern begonnen, den Garten unter Anleitung neu zu gestalten. "Ich wünsche mir, dass wir das bald abschließen können, um den Kindern noch mehr Raum zu geben", sagt Leiterin Martina Bittl (30), "und dass wir als Team und mit den Eltern einfach weiter so gut zusammenarbeiten können, um noch viele Projekte umzusetzen. " All das möchte Bittl immer unter das Kinderhausmotto stellen: "Miteinander leben - voneinander lernen".

Genauso singen es die Kinder in ihrem Kinderhauslied, das sie nun für ihr Fest üben. Sie haben ein großes Haus für den Festgottesdienst am 19. Mai gebastelt, in dem symbolisch alle Platz haben sollen und in dem das, was ihnen am Kinderhaus wichtig ist, möglich ist: lachen, spielen, singen, tanzen, leben - all das, was im Lied anklingt.

 

25-JAHR-FEIER AM SONNTAG

Das Kinderhaus feiert am  Sonntag,  19. Mai,  sein 25-jähriges Bestehen. Der Tag beginnt mit einem Gottesdienst um 10.30 Uhr im Dom, musikalisch gestaltet von Eltern und Ehemaligen. Im Anschluss begleitet die Stadtkapelle die Festgesellschaft vom Dom zum Kinderhaus in der Grabmannstraße. Leonrodplatz und Ostenstraße werden deshalb gegen 11.30 Uhr für etwa eine halbe Stunde für den Verkehr gesperrt. Ab 12 Uhr startet ein  Gartenfest mit Spielstationen, dem Auftritt eines Clowns und Zauberers, dem Besuch des KJR-Spielmobils  und eines Feuerwehrautos, mit Blasmusik und  Speisen und Getränken. Die Gäste sollen der Umwelt zuliebe eigenes Besteck und Geschirr mitbringen.

Annika Franzetti