Ingolstadt
Mit unglaublicher Energie

TH-Studenten erzielen mit ihrem selbst entwickelten Hybridfahrzeug "INcredible" große Erfolge

27.06.2016 | Stand 02.12.2020, 19:37 Uhr

Euphorische Teamarbeit: Mitglieder des Vereins Eta-nol mit ihrem "INncredible 02" in der TH. Beim Shell Eco Marathon, dem weltweit größten, internationalen studentischen Wettbewerb für Energieeffizienz, erreichten sie mit dem Fahrzeug einen Spitzenplatz. - Foto: Hammer

Ingolstadt (DK) Eta-nol nennt sich ein studentischer Verein an der Technischen Hochschule Ingolstadt (THI), dessen Mitglieder stark energiesparende Fahrzeuge entwickeln und sie bei internationalen Wettbewerben mit großem Erfolg präsentieren. Die Studenten wollen dazu beitragen, der Hybridtechnik neuen Schub zu verleihen.

Ingolstadt (DK) Eta-nol nennt sich ein studentischer Verein an der Technischen Hochschule Ingolstadt (THI), dessen Mitglieder stark energiesparende Fahrzeuge entwickeln und sie bei internationalen Wettbewerben mit großem Erfolg präsentieren. Die Studenten wollen dazu beitragen, der Hybridtechnik neuen Schub zu verleihen.

 

Die jungen Leute verfolgen anspruchsvolle Ziele und formulieren sie voller Zuversicht: Sie wollen ökologische Mobilität ermöglichen, den Kraftstoffverbrauch optimieren, die Technologien von morgen verbessern und nicht zuletzt: Endlich diese Dänen abhängen!

Man kennt sich vom Shell Eco Marathon, dem weltweit größten, internationalen studentischen Wettbewerb für Energieeffizienz. Dort kamen sich die Studenten der Ingolstädter TH und der Technical University of Denmark in Lyngby bei Kopenhagen schon zweimal sehr nahe. Gleich bei ihrem Debüt vor zwei Jahren fuhren die jungen Leute aus Bayern ganz vorne mit: Ihr selbst entwickeltes und konstruiertes Hybridfahrzeug INcredible 01, 200 Kilogramm schwer und 3,1 PS stark, kommt unter städtischen Verkehrsbedingungen mit einem Liter Bioethanol 230 Kilometer weit. Damit schafften es die Ingolstädter vom studentischen Verein Eta-nol in der Kategorie "Alternative Fuels" auf Platz drei und unter allen 50 Teams, die teilgenommen haben, auf Platz acht. Die TH-Studenten wurden darüber hinaus sogar als "Erfolgreichstes Newcomer-Team weltweit" ausgezeichnet; aber die Dänen fuhren mit ihrem Gefährt souverän bis an die Spitze. Und dasselbe im Jahr darauf. Wieder sahen die Ingolstädter - jetzt mit ihrem INcredible 02 auf Platz zwölf - von den Skandinaviern sozusagen nur die Rücklichter. Das motiviert. "Das Fahrzeug der Dänen ist deutlich leichter als unseres und kommt mit einem Liter 600 Kilometer weit", erzählt Alexander Schneider, der Vorsitzende des Vereins Eta-nol. Diese freundschaftliche Konkurrenz ("Wir tauschen uns immer offen über unsere Entwicklungen aus") motiviert zusätzlich. Und an Antriebsstärke mangelt es den TH-Studenten sowieso nicht.

Rund 50 junge Leute aus allen Fakultäten des Hauses engagieren sich neben dem Studium bei Eta-nol. "Das können drei bis fünf Stunden in der Woche sein, aber auch 15 bis 20, wenn die Zeit drängt und unser Fahrzeug laufen muss", berichtet Irina Knjasev, die zweite Vorsitzende. Derzeit feilen die Studenten an ihrem INcredible 03, der nur noch 170 Kilo wiegen und 0,45 Liter Bioethanol auf 100 Kilometer verbrauchen soll. Sie entwerfen ein möglichst stromlinienförmiges Design, tüfteln an Konstruktionen wie dem Leichtbau und der Außenhaut, optimieren den Verbrennungsmotor und dessen Abstimmung mit dem Elektromotor, dann gilt es die Motorsteuerung zu programmieren, die Kabel anzuordnen und die Softwarekomponenten samt den Sicherheits- und Assistenzsystemen zu testen. Da bedeutet eine Menge Arbeit, aber die leisten die jungen Leute mit Leidenschaft. "Sicher ist man auch mal am Boden und denkt, das schaffen wir nicht", erzählt Irina Knjasev, "aber wenn man es dann doch wieder geschafft hat, ist man natürlich unglaublich stolz, und das macht einfach Spaß!" Der INcredible 02 ziert den Haupteingang der TH, das bringt die Motivation ebenfalls weiter auf Touren.

Die Studenten erstellen für ihre Einsitzer außerdem ein Vermarktungs- und Kommunikatzionskonzept - alles so wie bei einem Automobilhersteller. Allerdings müssen die Nachwuchskonstrukteure auf echte Testfahrten verzichten, weil der INcredible - noch - keine Straßenzulassung besitzt. Diese zu erlangen, ist auch ein Ziel des Vereins, sagt Lucas Purmann, der Sprecher von Eta-nol.

Realitätsnähe ist entscheidend. Es genüge nicht, nur einen möglichst schnittigen und spritsparenden Wettbewerbsbeitrag zu konstruieren, erzählen Irina Knjasev und Alexander Schneider, denn Shell verlangt Standards "wie bei einem echten Fahrzeug", und die werden "gnadenlos geprüft". Das bedeute unter anderem: Das Gefährt braucht Scheinwerfer, einen Scheibenwischer, einen wohlgeordneten Kofferraum und eine "ordentlich verlegte Elektronik". Auch die Vorgaben zu den Blickwinkeln, die es dem Fahrer zu eröffnen gilt, oder zur Bodenhöhe sind präzise.

Ein Ziel steht immer im Zentrum aller Planungen: Ressourcen schonen. "Sprit sparen war lange nicht sexy genug", sagt Schneider. "Das Bedürfnis dafür war in der deutschen Gesellschaft kaum vorhanden, und dieses Bild muss sich wandeln. Dazu wollen wir beitragen."

Und zwar, indem sie jene Technologie weiterentwickeln, die sie für ökokologische Mobilität am geeignetsten halten: den mit Bioethanol gespeisten Hybridantrieb. "Der Kraftstoff ist nachhaltig, und die Reichweite ist größer als bei einem reinen E-Auto", sagt Schneider. "Außerdem wird die Technik immer besser", ergänzt Purmann. "Zum Beispiel die Speicherfähigkeit der Batterien."

Der nächste Shell Eco Marathon wird die Ingolstädter und ihren INcredible 03 im Jahr 2017 nach London führen. Der Wettbewerb mit Teams aus aller Welt ist übrigens fest in der Hand der Europäer, sie belegen in allen Kategorien die meisten Top-Ten-Plätze, erzählt die Eta-nol-Crew. In England werden sie ihre dritte Verfolgungsjagd auf die Dänen starten. Und nette Konkurrenten aus Deutschland wiedersehen: die Mitglieder des Studentenvereins "Schluckspechte" von der TH Offenburg. Aber die dürften sich schon abhängen lassen. Denn mit ihrem INcredible steuern die Ingolstädter die Zukunft an. Und die Schluckspechte fahren noch mit . . . Diesel.