Ingolstadt
Mit Tiefgang

Beady Belle begeistert im Ingolstädter Diagonal

13.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:11 Uhr

Mal kraftvoll, mal sensibel: Sängerin Beate Lech. - Foto: Erl

Ingolstadt (DK) Beady Belle oder viel präziser ihre Sängerin Beate Slettevoll Lech machen es sich nicht leicht auf der engen Bühne im Diagonal. Ein gewaltiger Flügel, der dicke Bass von Marius Reksjø und das voluminöse Arsenal des Drummers Andreas Bye schränken den Bewegungsraum für die Norwegerin und ihr Trio gewaltig ein.

Zudem sitzt das Publikum im vollen Saal hautnah bis an die Bühnenkante. Viele Frauen sind gekommen, denn "Der Oktober ist eine Frau".

Dennoch vermittelt alleine schon die Körpersprache der Sängerin, wie intensiv und impulsiv sie den Sound ihrer Formation trägt und weiterreicht. Zumal auf so hohen Absätzen wie die ihrer Stiefeletten am Ende der endlos langen, engen Silberjeans. Beady Belle hat sich einen eigenen Klangbereich erarbeitet, der deutliche Soul-elemente und klassischen Vocal Jazz einbindet. Geprägt wird dieser Sound natürlich von Beate Lechs kraftvoller und doch sensibler und nuancenreicher Altstimme. Ihre jüngste CD bleibt an diesem Abend selbstverständlich nicht unerwähnt. "Auf die bin ich sehr stolz. Ich habe mir da einen Traum erfüllt, immerhin ist sie mit erstaunlichen Musikern in Manhattan entstanden", erzählt sie.

"Hope" ist einer der Titel daraus, der sentimentale Song gibt einen eindrucksvollen Einblick in ihre stimmliche Gefühlspalette, mit der sie ihre Zuhörer in die Tiefen und Höhen der Emotionen mitnimmt. Lechs drei Begleiter geben das maßvolle Klangbett für die mal kraftvolle, mal sensibel schmeichelnde Stimme der Sängerin. Immer unterstreicht die ihre Texte, Melodien und Emotionen mit körperbetonter Performance. Der Platz auf der Bühne reicht oft nur für kurze Tippelschritte, niemals aber verharrt ihr Körper in bewegungsloser Stille. Auch dann nicht, wenn ihre drei Musiker alleine losziehen, wenn Drummer Andreas Bye ein fetziges Solo in die Felle drischt, Bassist und Ehemann Reksjø an den Saiten zupft oder Pianist Anders Aarum raffinierte, fantasievolle Skalierungen als fesselnde und zauberhafte Jazzfantasien aus seinem schwarzen Kasten holt.

Die Instrumental-Sequenzen der Musiker reißen die Zuhörer für einige Taktfolgen heraus aus dem souldominierten Ambiente, holen das Feuer des galoppierenden Jazz auf die Bühne und haben sich damit den Spontanapplaus des Publikums reichlich verdient. Beate Lech steigt gerne in diesen instrumentalen Solopart ihrer Gruppe ein und frischt das Ganze mit engagiertem Scat-Gesang auf. Dann wieder dominieren Songs mit einem souligen Hauch von Melancholie. Vom ersten Takt an jedenfalls ist klar, dass Beady Belle ein stimmiges Gesamtkonzept auf hohem Niveau ist, von dem die Zuhörer am Ende des Abends mit fast schon enthusiastischem Eifer einige Zugaben einfordern.