Landersdorf
Mit Schild oder Pfeil und Bogen

Besucheransturm auf das Keltenfest in Landersdorf - Salzgewinnung wird gezeigt

19.09.2018 | Stand 23.09.2023, 4:08 Uhr
  −Foto: Schultheiß

Landersdorf (HK) Mehr als 1000 Besucher haben diesmal das Keltenfest in Landersdorf besucht. "So viele, wie sicher seit zehn Jahren nicht mehr", resümierten einige Mitglieder der Abteilung für Vorgeschichte der Naturhistorischen Gesellschaft (NHG) Nürnberg, die alljährlich das Keltenfest im Geschichtsdorf Landersdorf veranstaltet.

An diesem warmen Herbsttag, der von den Temperaturen her noch ein Sommertag war, verkauften zum Teil gewandete NHG-Mitglieder sehr viele Getränke an die durstigen Besucher. Andere informierten über Literatur zu Themen der Vorgeschichte und boten die von der Abteilung herausgegebenen Bücher an. Am nächsten Stand wurden die beliebten "Keltenplätzchen" gebacken. Am langen Tisch konnte man auch entdecken, welche Nahrungsmittel die Kelten kannten, beispielsweise die Plätzchenzutaten Hafer, Eier, Honig, und Butter. Mit kleinem Abstand wurden aber auch Tomaten, Kartoffeln, Schokolade und Cola präsentiert - mit einem Schild: Das kannten die Kelten nicht.

Verschiedene gewandete Gruppen unterstützten die NHG. So besuchte heuer zum zweiten Mal die Keltensippe "Touta Nanto En", also vom Inn, das Keltenfest. In einem großen Tontopf mitgebracht hatte sie Sole aus dem Bergwerk Bad Reichenhall. Aufgrund von Grabungsfunden und -befunden bauten sie ihre Anlage, eine von aufrecht stehenden Flachziegeln begrenzte Feuerstelle. Da hinein stellten sie Tonrohre und auf diese unten abgerundete Tongefäße. In diese schöpften sie immer wieder Sole, wenn Wasser verdampft war. Solange, bis in den Gefäßen nur noch zusammengebackene Salzkristalle waren. Nach dem Abkühlen wurden sie auf einem Holzteller mit einem Holzstössel zerstoßen.Während ihrer Arbeit erklärten sie gerne nicht nur die Herstellung, sondern auch den Handel mit dem Salz, das den Kelten beispielsweise vom Dürnberg oder aus Hallstatt großen Reichtum bescherte. Auch die Kelten, die im Raum Thalmässing siedelten, bezogen ihr Salz wohl aus dieser Gebirgsregion, denn näher gibt es keine Salzvorkommen. Die vorgeschichtlichen Salzsieder ließen Interessierte dieses Salz, das alle Mineralstoffe des Natursalzes enthält, verkosten. Gegen eine Spende für ein Kinderheim durfte man ein Spanschächtelchen mit diesem Salz mitnehmen.

Die Herstellung bunter Bänder mit Hilfe von Brettchen war zu bestaunen.Verwendet wurden die Bänder zum Verzieren der Gewänder, denn in der Vorgeschichte kleidete man sich farbenfroh. Im eingezäunten vorgeschichtlichen Garten konnte man sich über die Pflanzen informieren, mit denen das Garn bunt gefärbt wurde: Krapp oder Färberkamille beispielsweise. Paula Waffler von den Freunden der Vor- und Frühgeschichte Landersdorf erläuterte dort unermüdlich die Vorgehensweise.

Ebenfalls durchgehend war der Stand des Bronzeverschütters Herbert Lehmeyer von den Vor- und Frühgeschichtsfreunden umlagert, der Kupfer mit Zinn schmolz und es in die von ihm vorbereiteten Gussformen schüttete. Immer wieder waren die Zuschauer verblüfft, wie schön gülden die neuen Bronzegegenstände glänzen. Sie sind nicht so dunkel, wie man es bei Ausgrabungen findet, erläuterte Lehmeyer, der all seine Arbeitsschritte bereitwillig erklärte. Gerne kauften die Besucher die attraktiv glänzenden Gegenstände wie Anhänger, Fibeln oder Ringe.

Stärken konnte man sich zu Mittag an den Keltenbratwürsten mit Zutaten, wie sie bereits die Kelten kannten, also mit Salz aus den Alpen und Kräutern, die damals in der Region wuchsen. Nachmittags boten die Landfrauen neuzeitliche Kuchen an, die sich die Besucher an den gut besetzten Tischen schmecken ließen.

Eva Schultheiß