Eichstätt
Mit Schaufel und Rechen gegen die Flammen

15.09.2010 | Stand 03.12.2020, 3:41 Uhr

Julia Sadler und Michael Amend in ihrer Einsatzkleidung aus dünnem, feuerhemmendem Stoff, mit Helm, Handschuhen und Feldflaschen mit Trinkwasser auf Kriopigi/Halkidiki. - Fotos: sad

Eichstätt (sad) Entbehrungen, Hitze, Stress, Feuer, schwer verletzte Unfallopfer – nach einem entspannten Sommerurlaub im heißen Monat August klingt das nicht gerade.

Fragt man die Eichstätter Feuerwehrfrau Julia Sadler und den ebenfalls in der Feuerwehr Eichstätt-Stadt aktiven Michael Amend (Maschinist und Rettungssanitäter) nach ihrem Beweggrund, ihren Jahresurlaub auf diese Weise zu verbringen, erhält man von beiden ohne Zögern zur Antwort: "Wir wollten einfach nur unseren griechischen Kollegen der griechischen Berufsfeuerwehr bei der Bekämpfung der großen Waldbrände helfen, da dort jede helfende Hand dringend benötigt wurde. Daher haben wir uns freiwillig zum internationalen Waldbrandausbildungscamp in Kriopigi/ Halkidiki gemeldet." Zum Zeitpunkt des Einsatzes von Julia Sadler und Michael Amend herrschte dort die höchste Waldbrandgefahr.

Nach ihrer Ankunft in Thessaloniki wurden die beiden Eichstätter mit 20 weiteren Feuerwehrmännern aus ganz Deutschland auf einem Campingplatz in Kriopigi in Zelten untergebracht und mit der für Griechenland typischen Einsatzkleidung für die Waldbrandbekämpfung ausgestattet. "Die beiden ersten Tage verbrachten wir dann zunächst mit der Instandsetzung der sanitären Anlagen in unserem Camp und mit jeder Menge theoretischem und praktischem Unterricht zur Waldbrandbekämpfung." Deutlich wurde dabei vor allem eines: "Die Griechen setzen vor allem auf den Einsatz von Fußtruppen. Diese bekämpfen das Feuer fast ohne Wasser, sondern nur mit Haken, Rechen und Schaufeln – eine Taktik, die vor allem der ständigen Wasserknappheit geschuldet ist", so Amend über den Beginn ihres Einsatzes in Griechenland.

Nach diesem zweitägigen "Crashkurs" wurde es für die 22 Campteilnehmer mit ihren griechischen Führungskräften ernst. Die Einsatzfahrzeuge wurden mit der notwendigen technischen Ausrüstung zur Waldbrandbekämpfung bestückt, und der Löschzug wurde einsatzbereit gemeldet. Julia Sadler: "Die Fahrzeuge wurden dabei außerdem mit ausreichend Trinkwasser und Nahrungsmitteln beladen, damit wir über längere Zeit autark arbeiten konnten, da hier in Griechenland fast nie das in Deutschland übliche System mit Ablöseeinheiten praktiziert wird – hier bleiben die ortskundigen Kräften so lange vor Ort, bis das Feuer gelöscht ist. Aus diesem Grund gehören zum Beispiel auch Feldbetten zur Standardausrüstung eines jeden Waldbrandeinsatzfahrzeugs der Feuerwehr in Griechenland."

Es folgten zwei entbehrungsreiche, schweißtreibende und durchaus auch gefahrvolle Wochen, in denen die beiden Eichstätter und ihre Kollegen mit den Berufskräften der griechischen Feuerwehr mehrere Flächenbrände bekämpften, bei der Rettung schwer verletzter Personen nach Verkehrsunfällen mit ihrem Können halfen und Patrouillenfahrten zur Früherkennung von Waldbränden durchführten. "Überwiegend waren wir aber mit einem Rettungsassistenten aus Waiblingen im Rettungsdienst eingesetzt, da an unserem Standort einer der drei Rettungswagen auf der gesamten Halbinsel stationiert war, was für uns einen Einsatzradius von 250 Kilometern bedeutete – hier fährt man dann schon einmal 45 Minuten und länger zu einem Verkehrsunfall mit einer eingeklemmten Person", so Amend in einem kurzen Resümee über die Dienstzeit in Griechenland. "Für Deutschland geradezu unvorstellbare Hilfsfristen", ergänzt Julia.

Ob sie diesen "Urlaub" bereuen? "Nein, denn mit dem eigenen Wissen und Können helfen zu können, ist ein wunderbares Gefühl."