Zagreb
Mit ruhiger Frequenz und langen Zügen

Ruder-Weltmeister Oliver Zeidler vom DRC Ingolstadt landet in Zagreb souveränen Weltcup-Erfolg

04.05.2021 | Stand 23.09.2023, 18:23 Uhr
Die Konkurrenz im Griff: DRCI-Ruderer Oliver Zeidler (vorn) gewann in Zagreb vor dem Norweger Kjetil Borch (darüber) und dem Kroaten Damir Martin (oben). −Foto: Imago Images

Zagreb/Ingolstadt - Der Einer-Ruderer Oliver Zeidler vom Donau-Ruder-Club Ingolstadt (DRCI) hat am Wochenende im kroatischen Zagreb bei der ersten Weltcup-Regatta der Saison 2021 die Goldmedaille gewonnen.

Der 24-Jährige setzte sich in allen drei Läufen souverän durch und bestätigte damit seine starke Form.

Zweites Rennen des Jahres, zweiter Titel. Nachdem Oliver Zeidler vor rund einem Monat im italienischen Varese den EM-Titel gewonnen hatte, siegte der DRCI-Ruderer auch im ersten Weltcup-Rennen der Saison in Zagreb. Dabei gelang ihm ein souveräner Erfolg. Schon im Vorlauf am Freitag lieferte Zeidler von allen Startern die beste Zeit (07:00.24 Minuten). Hier wurde im Time Trial gefahren, was bedeutet, dass die Einer-Ruderer nicht nebeneinander, sondern hintereinander starten. Die 19 Athleten konnten sich so über die Zeit einen der zwölf Plätze für das Halbfinale sichern.

Die Vorschlussrunde am Samstagvormittag war dann gewissermaßen "ein vorgezogenes Finale", wie Zeidler sagt. Denn neben Zeidler standen mit dem Norweger Kjetil Borch, dem Kroaten Damir Martin und dem Litauer Mindaugas Griskonis drei weitere Top-Ruderer am Start. "Ich habe gedacht, dass ich mehr kämpfen muss, aber Griskonis war relativ schnell abgeschlagen und dann war klar, wer die drei Finalplätze ergattert", sagte der DRCI-Ruderer. Zeidler gewann den Lauf nach 7:03.93 Minuten mit knapp drei Sekunden Vorsprung auf Borch. "Ich habe vor allem im Halbfinale gemerkt, dass ich das, was ich mache, auch gut kontrollieren kann. "

Vor allem die Wettkampfpraxis ist im Vergleich zur EM in Varese der größte Fortschritt für Zeidler. "Ich konnte etwas ruhiger fahren und hatte mehr Routine drin", sagt der 24-Jährige, der sich über die Zuschauer am Streckenrand freute ("Da kam ein bisschen Regatta-Feeling auf").

Im Finale konnte Zeidler seine zurechtgelegte Taktik dann optimal umsetzen. "Ich bin am Start sehr gut weggekommen, habe mich nach 500 Metern vor das Feld gelegt und konnte das Geschehen kontrollieren", sagte der DRCI-Ruderer. Der frühe Vorsprung ermöglichte es Zeidler sogar, etwas zu experimentieren. "Ich bin auf den zweiten 1000 Metern mit einer ruhigeren Frequenz und längeren Zügen gefahren", erklärt der Ingolstädter Einer-Fahrer. "Ich hatte teilweise 24 Schläge pro Minute, das ist fast mein Ausdauertempo. "

Den Abstand konnte Zeidler trotzdem halten und nach 6:49.78 Minuten mit viereinhalb Sekunden Vorsprung auf den Zweiten Borch die Regatta gewinnen. Vor allem vor dem Hintergrund, die Belastungen in der Woche vor der Regatta nicht heruntergeschraubt zu haben, war Zeidler mit der Leistung zufrieden. Wie im Halbfinale wurde hinter Borch Lokalmatador Martin Dritter. Die Top-Ruderer Sverri Nielsen (Dänemark), Stefanos Ntouskos (Griechenland) und Natan Wegrzycki-Szymczyk (Polen) gingen in Zagreb nicht an den Start. Sie schätzt Zeidler aktuell im Hinblick auf die Olympischen Spiele in Tokio als die stärksten Konkurrenten ein, auch wenn man "Borch und Martin nicht abschreiben darf".

Mit dem Sieg hat Zeidler nun auch gute Chancen, den Gesamtweltcup zu gewinnen, was ihm bereits 2018 gelungen war. Zwei Weltcup-Rennen stehen noch aus, bei der kommenden Regatta in Luzern (21. bis 23. Mai) will der 24-Jährige seine beste Leistung abrufen. Hier erwartet Zeidler das stärkste Teilnehmerfeld der drei Weltcup-Regatten. So wird das Rennen wahrscheinlich der letzte große Fingerzeig in Richtung des Einer-Wettkampfs von Tokio, danach findet noch die abschließende Weltcup-Regatta im italienischen Sabaudia (4. bis 6. Juni) statt.

Dass es für DRCI-Ruderer Zeidler nach den Spielen von Tokio weitergeht, steht schon eine Weile fest. Hinsichtlich der finanziellen Rahmenbedingungen verbessert sich die Situation. Seit kurzem ist der 24-Jährige Botschafter der Fitnessgeräte-Marke Technogym - wie Tennissuperstar Rafael Nadal. Ein weiterer Beleg für den gestiegenen Bekanntheitsgrad: Zeidler ist Teil der Kampagne "Mein Weg" des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB).

Hierbei werden die Heimat- oder Trainingsorte der deutschen Olympioniken auf Plakaten jeweils in Kombination mit Tokio präsentiert. Im Fall von Zeidler bedeutet das: Dachau, Oberding, Tokio. Mit der Aktion soll der Schulterschluss zwischen Sportlern und Zuschauern beschworen werden, im dazugehörigen Video nimmt Zeidler eine prominente Rolle ein. "Ich fand das auf jeden Fall cool", sagt Zeidler, der beim Dreh einen frühen Einblick von der Olympia-Kleidung bekam. Keine Frage, die Spiele rücken näher - und Zeidler kann sie jetzt schon förmlich auf der Haut spüren.

DK

Christian Missy