Ingolstadt
Mit Pauken und Trompeten in die Napoleonische Ära

Alte Märsche auf historischen Instrumenten: Die Kleine Harmonie spielt an diesem Sonntag im Hof des Neuen Schlosses

26.06.2015 | Stand 02.12.2020, 21:08 Uhr

Geschichtlich-korrekter Musikgenuss: Die Kleine Harmonie spielt auf historischen sowie authentisch nachgebauten Instrumenten – stets in sehenswerter, weil perfekt auf die Zeit um 1800 abgestimmter Garderobe. Gründer und Leiter des Ensembles ist Franz Zäch (hintere Reihe, 2. v.r. - Foto: Juliane Behring

Ingolstadt (sic) Gemeinhin steigen Musiker nicht erst mal in ein Archiv und studieren dort historische Dokumente, bevor sie ihre Instrumente zücken. Es sei denn, die Künstler gehören der Kleinen Harmonie aus Ingolstadt an. Franz Zäch, Gründer und Maestro des Bläserensembles, hat genau diese Vorarbeit geleistet: Er las in Archiven Partituren und Notenblätter aus der Zeit um 1800 und erforschte, wie die Instrumente, mit denen damals „Harmoniemusik“ gespielt wurde, wohl geklungen haben.

Zäch, Meister auf vielen Blasinstrumenten und im Hauptberuf Leiter der städtischen Simon-Mayr-Musikschule, entwickelte daraus ein Repertoire wie aus der Napoleonischen Zeit; dass bayerische und französische Märsche den Schwerpunkt bilden, passt bestens zum Thema.

Das 2013 gegründete Ensemble Kleine Harmonie ist bereits einige Male im Rahmen der Landesausstellung „Napoleon und Bayern“ aufgetreten. Die Musiker spielten beim Festakt zur Eröffnung und während des Napoleon-Fests im Schlosshof auf historischen Instrumenten – natürlich in perfekt auf die Jahre um 1800 abgestimmter Garderobe. Am Sonntag, 28. Juni, ist Zächs Kleine Harmonie von 16 bis 18 Uhr erneut im Schlosshof zu erleben.

Christian Wilhelm, Mitglied der Gruppe, ist gleich doppelt vom Fach: als Bundeswehroffizier und Flötist. Er erklärt, was man einst unter „Harmoniemusik“ verstand: „Sie besteht aus Flöten, Oboen, Klarinetten, Fagotten, Hörnern, Trompeten, Posaune und Schlagwerk. Solche Regimentsmusiken zogen damals mit den Soldaten ins Feld, wurden aber auch im höfischen und zivilen Bereich bei den aufkommenden Platzkonzerten eingesetzt.“ Zächs Idee, nicht auf modernen Instrumenten zu spielen, sondern den Originalklang durch die Verwendung alter oder nachgebauter Instrumente zu erzeugen, „stieß anfangs nicht bei allen Beteiligten auf Gegenliebe“, erzählt Wilhelm. „So zwingt die historische Bauform zum Beispiel der Klarinette, die bis 1810 nur fünf statt wie heute 23 Klappen hatte, fast zum Neulernen des Instruments. Auch das Repertoire des Ensembles, in dessen Mittelpunkt bayerische und französische Märsche stehen, musste geprüft werden, da bestimmte Tonarten auf einigen der alten Instrumente schlicht nicht spielbar waren.“

Aber trotz dieser Herausforderungen hätten sich die Bläser „mittlerweile in diese Art des Musizierens verliebt“, verrät das Ensemblemitglied. Passend zur Landesausstellung im Schloss haben die Musiker ihr diesjähriges Programm, das am Sonntag zum letzten Mal aufgeführt wird, „La Victoire est a nous!“ genannt. „Der Sieg ist unser!“