München (DK
Mit Nachtsichtgerät auf Wildschweinjagd

Neue Methoden sollen das Problem der stark steigenden Population im Freistaat lösen

28.11.2014 | Stand 02.12.2020, 21:55 Uhr

München (DK) Um die rasant steigende Zahl von Wildschweinen in Bayern in den Griff zu bekommen, will Landwirtschaftsminister Helmut Brunner (CSU) neue Jagdmethoden prüfen. Eine Möglichkeit könne das Jagen mit Nachtsichtgeräten sein, damit die Jäger die Tiere auch bei Dunkelheit besser erkennen können, sagte Brunner bei einer Diskussionsrunde mit Jägern und Landwirten in München.

Bislang ist diese Technik verboten.

Wie brisant das Thema ist und dass auch für Autofahrer das Risiko steigt, zeigte am Freitag ein Verkehrsunfall bei Schrobenhausen. Weil ein Wildschwein plötzlich auf die Straße lief, stießen zwei Autos zusammen; eine 43 Jahre alte Frau aus Pöttmes kam ums Leben.

Das Ministerium hat die neuen Geräte im Rahmen eines Projekts testen lassen. „Sowohl was Effektivität, Tierschutzgerechtigkeit wie auch die Sicherheit der Nachtjagd angeht, kommen die Tester zu einem positiven Fazit“, sagte Brunner. Auch revierübergreifendes Jagen mit Hunden und Treibern könne helfen. „Mit herkömmlichen Methoden allein werden wir das Problem nicht lösen“, erklärte der Minister. Bis zum Beginn des nächsten Jagdjahres im kommenden Frühjahr will Brunner einen Aktionsplan mit konkreten Maßnahmen vorlegen.

Für den Präsidenten des Bayerischen Jagdverbandes, Jürgen Vocke, ist klar: Um die Wildschweinpopulation einzudämmen, muss die Jagd attraktiver werden. „Bei uns wird viel geredet, aber wenig getan“, sagte er. Der Staat könne zum Beispiel Gebühren für die Untersuchung erlegter Tiere erlassen oder sich um die Erhaltung von Schießständen kümmern. Die Jäger im Freistaat erlegten zuletzt rund 68 000 Wildschweine im Jahr – mehr als je zuvor. Vocke gab zu bedenken: „Unsere Jäger haben normale Berufe – die können nicht Tag und Nacht die Felder bewachen.“

Der Schaden ist groß: Landwirte klagen über durchpflügte Felder und niedergetrampelten Mais. Bauernverbandspräsident Walter Heidl will deshalb die Zusammenarbeit mit den Jägern verstärken. Die Landwirte seien bereit, Jagdschneisen in ihre Felder zu integrieren oder einen Grünstreifen zwischen Waldrand und Feld zu lassen, um den Jägern die Arbeit zu erleichtern.

Wildschweine profitieren von milden Wintern und einem großen Nahrungsangebot in den Wäldern. Auf der Suche nach Essbarem machen die Tiere aber auch vor den Städten nicht mehr Halt. In Augsburg hielten mehrere Wildscheinrotten in den vergangenen Wochen Polizei und Feuerwehr auf Trab. Dabei wurden auch Passanten verletzt.