Pfaffenhofen
Mit Motorsäge und Schleifpapier

Der 24-jährige Niklas Elias Ott aus Thalhof erschafft außergewöhnliche Holzskulpturen

08.07.2015 | Stand 02.12.2020, 21:06 Uhr

Akribisch und hoch konzentriert bei jedem Arbeitsschritt: Niklas Ott bearbeitet seine Holzstücke mit der Motorsäge und dem Schleifpapier, um ihnen am Ende mit Olivenöl den richtigen Glanz zu geben. - Fotos: Grindinger

Pfaffenhofen (PK) Einen Künstler, der aus knorrigen Holzästen kunstvolle Skulpturen erschafft, stellt man sich irgendwie anders vor. Jedenfalls älter, als Niklas Elias Ott es tatsächlich ist, und vielleicht so urwüchsig wie seine Kunstwerke.

Gerade einmal 24 Jahre ist der sympathische Holzkünstler aus Thalhof bei Pfaffenhofen alt. Mit eigenen Händen erschafft der junge Mann einzigartige Kunstwerke und bringt die natürliche Schönheit des Holzes zu Tage. Während andere Jugendliche in seinem Alter Fußball spielen oder auf Partys gehen, hantiert Niklas Elias Ott in seiner Freizeit am liebsten mit der Motorsäge. Der 24-Jährige bearbeitet altes Holz derart, dass es zum Kunstwerk wird und dennoch seine natürliche Form behält. „Ich versuche, möglichst wenig am natürlichen Wuchs zu verändern“, so lautet der Grundsatz von Niklas Ott. Besonders stolz ist er auf seine eindrucksvollen Holzskulpturen mit Lichtinstallation, die sich spiralförmig nach oben ziehen. Die Spirale ist für Niklas Ott „eine zeitlose Form und in der Natur sehr präsent.“ Sechs derartige Skulpturen hat er bislang geschaffen sowie rund 50 kleinere Objekte, von Obstschalen und Brettchen bis zu Kerzenhaltern und Uhren. Auf persönlichen Wunsch seiner Mama hat Niklas Ott sogar eine Buchstütze für Kochbücher angefertigt.

Ausgangsmaterial für die filigranen Skulpturen und kunstvollen Wohnaccessoires sind sozusagen Holzabfälle. Niklas Ott hält immer Ausschau nach kranken, umgestürzten oder gefällten Bäumen, sei es im eigenen Garten, im Wald oder am Wegesrand. „Meist brauchen die Leute das Holz nicht mehr“, erzählt der Thalhofer. Je knorriger und urwüchsiger das Holzstück ist, desto besser eignet es sich für die Kunst. Besondere Wuchsformen, weniger gerade Stämme, wecken sein Interesse. „Kein Ast ist wie der andere,“ sagt der Holzkünstler. So sei es auch immer eine Überraschung, wenn er ein Holz aufschneide. Zum Beispiel hat er noch einen Ast vorrätig, der sich beim Aufschneiden als hohl entpuppte. „Damit habe ich auf alle Fälle noch etwas vor“, verrät Ott. Diese Unterschiede in Wuchs, Farbe und Maserung sind es, die ihn am Werkstoff Holz faszinieren. Außerdem strahlt Holz für ihn Wärme und Wohnlichkeit aus.

Was die Holzart anbelangt, ist Niklas Ott ganz offen. Prinzipiell könne er aus jedem Holz etwas machen, sagt er. Verschiedenste Hölzer hat er schon bearbeitet, von Kirsche bis zu Eiche; sogar Pappelholz, das bei Handwerkern und Schreinern eher unbeliebt ist, da es sich leicht verzieht. Dennoch hat Niklas Ott ein absolutes Lieblingsholz: Zwetschge. Er liebt die „sehr spezielle Maserung, Farbe und Geruch.“ Die Färbung kann von rötlich bis violett reichen. Aufgrund seiner großen Härte lässt sich das Holz außerdem sehr schön bearbeiten. So verwundert es kaum, dass seine allererste Licht-skulptur namens „Nummer 1“ aus Zwetschgenholz ist. Diese hat übrigens ihren festen Platz im Eingangsbereich des Hauses. „Meine Eltern sagen immer, ‚Nummer 1’ ist unverkäuflich“, erzählt Niklas Ott nicht ohne Stolz.

Bevor das Holz bearbeitet werden kann, muss es zunächst neun bis zwölf Monate trocknen. Im Hinterhof des alten Bauernhofs, in dem die Familie Ott in Thalhof lebt, befindet sich sozusagen das Holz-Lager. Ist ein Ast soweit, zeichnet Niklas Ott zunächst mit Kreide die Schnitte an. Mit der Motorsäge verleiht der talentierte Künstler dem Holz seine grobe Form und legt stellenweise das Innere frei. Mit jedem weiteren Arbeitsschritt wird er feiner, bis er schlussendlich das Schleifpapier zur Hand nimmt. Als Finish erhalten die Kunstwerke eine Ölveredelung; hierbei schwört Niklas Ott auf günstiges Olivenöl vom Discounter. So vergehen bis zu 30 Arbeitsstunden, bis eine Holskulptur fertig vor ihm steht. Mehrere Abende pro Woche verbringt der 24-Jährige mit seiner Holzkunst.

Die Liebe zum Holz kommt nicht von ungefähr. Papa Martin ist Hobby-Handwerker und hat zu Hause eine gut ausgestattete Werkstatt. „Da war ich schon immer dabei und habe viel mitbekommen“, erzählt Sohn Niklas. Viele Einrichtungsgegenstände in Haus und Garten sind denn auch selbst geschreinert, wie zum Beispiel Blumentröge oder die Küchenmöbel. Die Idee zur eigenen Kunst kam ihm im Winter 2013. Niklas war mit seiner Familie in einem Restaurant und sah dort ein ähnliches Stück, das ihn inspirierte. Zugleich dachte er sich: „Das kann man besser machen.“

Im Winter 2014 wurden seine Objekte auf einem Weihnachtsmarkt erstmalig der Öffentlichkeit präsentiert. „Die Resonanz war sehr gut“, freut sich der 24-Jährige, der übrigens wie sein Vater ausgebildeter Pilot ist. Auch wenn die Begeisterung der Besucher ihn in seiner Kunst bestärkt hat, möchte er sein Hobby dennoch nicht zum Beruf machen. Denn er glaubt nicht, alleine von der Holzkunst leben zu können. Für seine berufliche Zukunft hat Niklas Ott deshalb auch andere Pläne. Sollte er bis Herbst weiterhin keine Anstellung als Pilot finden, will er wieder beginnen zu studieren: „Internationales Management“ schwebt ihm vor. Der Holzkunst möchte er in seiner Freizeit aber weiterhin treu bleiben.