Ingolstadt
Mit Lichtgeschwindigkeit durchs Netz

25.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:54 Uhr

Foto: Cornelia Hammer

Ingolstadt (DK) Spätestens 2021 soll ganz Ingolstadt in der Zukunft angekommen sein. Dann wird die gesamte Stadt an das schnelle Internet angeschlossen und damit ein entsprechender Stadtratsbeschluss aus dem Jahr 2009 umgesetzt sein. Im Süden sind die Arbeiten schon bald abgeschlossen.

Seit 2010 treibt vor allem die Com-IN den Ausbau mit Glasfaserleitungen in der Stadt voran. Dazu wurde Ingolstadt in 38 sogenannte Cluster aufgeteilt, die nach und nach ausgebaut werden. 26 sind in den vergangenen Jahren bereits erschlossen worden, heißt es von dem städtischen Tochterunternehmen. Dazu kommen Baugebiete, in denen außerhalb der Clusterplanung Glasfaserleitungen verlegt werden. So muss eine Straße nicht kurze Zeit nach der Fertigstellung wieder aufgerissen werden, erklärt Patrick Zellner von der Com-IN.


 

AUSBAU IN ZWEI SCHRITTEN

 

Grundsätzlich erfolge der Ausbau eines Clusters in zwei Schritten, so Zellner. Zunächst werden Leerleitungen verlegt, in die später die eigentlichen Leitungen aus Glasfasern eingeblasen werden, wie die Experten sagen. Für beide Bauabschnitte wird jeweils rund ein halbes Jahr veranschlagt. Die Glasfasern werden von der Com-IN nach dem sogenannten FTTH-Vertfahren (Fiber to the home) verlegt, das heißt,die schnelle Leitung führt bis zum Hausanschluss. In anderen Fällen reicht der Lichtleiter nur zu einem Verteilerkasten, von dort werden bestehende Kupferleitungen als Hausanschlüsse verwendet. Die Methode ist weniger aufwendig, allerdings wird die Internetgeschwindigkeit so niedriger, da Kupfer ein schlechterer Leiter ist als eine Glasfaser.

In jedem Cluster errichtet die Com-IN zudem einen sogenannten Pop, ein kleines Gebäude, das von außen ein bisschen wie eine Garage aussieht. Von hier aus werden die maximal 2500 Haushalte eines Ausbaugebietes angeschlossen. Während der Ausbauphase können sich Hausbesitzer kostenlos einen eigenen Anschluss legen lassen, auch wenn der danach möglicherweise gar nicht genutzt wird. Sollte sich ein Hauseigentümer später für eine Glasfaserverbindung interessieren, werden schnell mehrere Hundert Euro fällig.

 

ZUCHERING UND HAGAU

 

Im Mai dieses Jahres sollen Zuchering und Hagau ausgebaut sein. Die Leerrohre sind bereits verlegt, derzeit werden die Glasfasern ergänzt. "Wenn das erledigt ist, ist der gesamte Süden der Stadt mit Breitbandinternet versorgt", so Zellner. Lediglich das Gewerbegebiet östlich der Autobahn ist dann noch offen. Das Areal wird Straße für Straße je nach Nachfrage parallel zum geplanten Clusterausbau angegangen. Nach Zuchering und Hagau wird es in Etting, Irgertsheim, Dünzlau und Pettenhofen weitergehen. Etting ist in zwei Cluster aufgeteilt. Ab Mai wird zunächst der Ortsteil westlich der Kipfenberger Straße ausgebaut. Auch dafür ist rund ein Jahr veranschlagt. Danach geht es im Osten weiter. In den Dörfern westlich der Stadt wird ebenfalls ab Mai gearbeitet.

 

DER WESTEN WARTET

 

Offen ist auch noch der Ausbau im Westviertel rund um den Probierlweg, in Gerolfing und in der Innenstadt (siehe Karte). Im Zentrum der Stadt wird die Com-IN bei der Sanierung der Fußgängerzone einen Glasfaserstrang unter der Ludwig- und der Theresienstraße verlegen. Von dort werden die Abzweige in die Altstadtviertel verlegt. Die detaillierten Planungen laufen bereits, in der Altstadt sei der Ausbau freilich "doch komplizierter als an manchen anderen Orten", wie Com-IN-Geschäftsführer Siegfried Panzer zu Bedenken gibt. Die genauen Abläufe werden mit den Arbeiten in Gerolfing abgestimmt. In welcher Reihenfolge die letzten Gebiete ab 2019 erschlossen werden, ist noch nicht klar, so Zellner. Das hänge vor allem davon ab, wie der Ausbau in der Innenstadt vonstattengeht.

Die Entscheidung, das gesamte Stadtgebiet mit modernen Internetanschlüssen mit 100 oder mehr MBit/s (Megabit pro Sekunde) zu versorgen, war seinerzeit durchaus bemerkenswert. Andere Kommunen waren da zurückhaltender. "So verrückt war sonst eigentlich niemand", sagt Zellner. Immerhin rund zehn Millionen Euro werden seit 2010 jedes Jahr in den Ausbau investiert. Längst ist eine schnelle Internetverbindung zu einem Standortfaktor für Gewerbe aber auch Privatleute geworden. Dazu kann eine Glasfaserverbindung den Wert einer Immobile steigern, ist man nicht nur bei der Com-IN überzeugt.

 

TELEKOM IM NORDEN

 

Das Ausbauprogramm der Stadt hat in der Branche einige Beachtung gefunden. So hat schließlich auch die Telekom begonnen, in Ingolstadt ein Glasfasernetz zu errichten. Als wirtschaftlich handelndes Unternehmen konzentrierte sich der einstige Monopolist dabei vor allem auf Gebiete, in denen möglichst viele Wohnungen pro Gebäudeanschluss erreicht werden können. Der Konzern begann den Ausbau deswegen im Ingolstädter Norden, wo es viele Hochhäuser und damit relativ viele potenzielle Kunden pro Glasfaseranschluss gibt. Für die Ausbaupläne der Com-IN waren die betreffenden Gebiete damit freilich hinfällig.

Danach engagierte sich die Telekom auch in anderen für sie rentablen Stadtgebieten. Vor einigen Wochen kündigte sie den Bau eines Glasfasernetzes in Winden an. Der dörfliche Stadtteil im Süden der B 16 wurde rentabel, nachdem der Freistaat Bayern eine Förderung zugesagt hatte. Vodafone verfügt nach dem Aufkauf des Fernsehnetzes von Kabel-Deutschland ebenfalls über eine Infrastruktur in Ingolstadt, über die sich schnell surfen lässt. Einen eigenen Ausbau betreibt das Unternehmen allerdings nicht. Das Netz von Vodafone besteht aus kupferbasierten Koaxialkabeln, die durchaus schnelles Internet ermöglichen. Kritiker merken an, dass es sich dabei um ein so genanntes "Shared Medium" handelt, was bedeutet, dass sich alle Nutzer die Bandbreite teilen. Je mehr Menschen im Internet sind, desto langsamer wird die Verbindung. "Bei Glasfaserverbindungen hat jeder Kunde eine eigene Verbindung", betont Zellner.

 

KOOPERATIONEN MÖGLICH

 

Jedes Unternehmen, das ein Netz betreibt oder ausbaut, ist freilich daran interessiert, die Haus- und Wohnungsbesitzer, die es mit einem Anschluss versieht, auch als Kunden für die Nutzung des Internets zu gewinnen. Die Telekom hat jetzt versprochen, ihre Netze auch anderen Anbietern zur Verfügung zu stellen. So soll etwa ein Windener, der seinen Glasfaseranschluss von der Telekom gelegt bekommt, auch Internetkunde von Com-IN oder einem anderen Anbieter werden können. Die Unternehmen diskutieren derzeit intensiv, unter welchen Konditionen die Netze für andere Anbieter freigegeben oder vermietet werden. Beim Unternehmen Com-IN gilt im Augenblick noch die Regel, dass wer einen von dem lokalen Anbieter verlegten Glasfaseranschluss nutzen will, sich mindestens einen Monat vertraglich an die Com-IN binden muss. Denn auch wenn der Ausbau des Glasfaserkabelnetzes in Ingolstadt im Wesentlichen eine Infrastrukturmaßnahme ist, muss sich das Engagement für die Unternehmen rechnen. Das wird auch in der Zukunft so bleiben.