stadtgeflüster
Mit Lametta aus der Krise

12.12.2019 | Stand 02.12.2020, 12:24 Uhr

Audi-Krise?

Egal. Flugtaxi? Obsolet. Künstliche Intelligenz? Schnee von gestern. Ingolstadts Prosperität beruht ab sofort auf einem völlig anderen Sektor. Die Erfolgsstrategie stammt von Bürgermeister Albert Wittmann persönlich. Die Genese dieser Idee konnte der DONAUKURIER exklusiv beobachten.

Dem CSU-Politiker aus Etting kam die Erleuchtung unlängst bei einem Pressetermin an der Stinnesstraße unweit des Landesgartenschau-Geländes. Zugegen waren auch Wittmanns Parteigenossen Alfred Grob und Minister Hans Reichhart. Der allerdings verspätete sich. "In meiner Autobahnauffahrt ist gerade eine Baustelle. Ich musste außen herum fahren", sollte er später erklären. Woher hätte der bayerische Bau- und Verkehrsminister das auch wissen sollen?

Die Zeit bis zur Ankunft Reichharts verbrachten Grob und Wittmann unter einem CSU-eigenen Zeltpavillon neben einem Berg Nordmanntannen und Blaufichten. "He, verkauft Ihr die Christbäume schon? ", wollte ein Herr wissen, der mit seinem Auto direkt vor den beiden hielt. Der Bürgermeister musste bedauernd verneinen. Als kurz darauf ein weiterer Interessent versuchte, mit Grob und Wittmann in Kaufverhandlungen über einen Christbaum zu treten, kam dem Finanzexperten womöglich die lukrative Idee.

Wie wir jetzt von einem beseelten Mitglied der Stadtverwaltung zugespielt bekamen - nach Absprache mit dem Presseamt, versteht sich - raste Wittmann, kaum dass der Minister nach dem Fototermin wieder abgefahren war, ins Ingolstädter Existenzgründerzentrum und hob dort das städtische Tochterunternehmen "Weihnachtsklimbim GmbH und Co. KG" aus der Taufe.

Gerüchten zu Folge übernahm er auch gleich den Vorsitz in einer außerordentlich einberufenen, nicht öffentlichen Sitzung des Sozialausschusses ohne offizielle Tagesordnung und brachte das Gremium dazu, während der Sitzung mundgeblasene Christbaumkugeln zu bemalen. Der Finanzausschuss muss ab sofort an jedem Sitzungstag Kekse backen, und der Kulturausschuss verziert im Kartoffeldruck-Verfahren buntes Geschenkpapier mit Ingolstadt-Logo. Ein Verkaufsstand auf dem schon laufenden Christkindlmarkt zu organisieren, war für Wittmann freilich kein Problem. Hier bietet CSU-Chef-Mime Stefan Huber - unvergessen seine Auftritte als Napoleon Bonaparte - im von Stadtrat Manfred Schuhmann (SPD) entliehenen Nikolaus-Kostüm adventliche Waren an.
Kritikern aus der Opposition, die murrten, Wittmanns Geschäftsmodell sei wegen seiner saisonalen Abhängigkeit in der Adventszeit doch recht krisenanfällig, hat der Bürgermeister längst zum Schweigen gebracht. Schon jetzt bläst er täglich 250 Eier aus. Im Stadtentwicklungsausschuss werden bereits die Farben angerührt. Ostern kann kommen. Ingolstadt ist bereit.

jhh