Ingolstadt
Mit Kreide im Pflanzengarten

Im Medizinhistorischen Museum fand erstmals der Lange Freitag statt

02.06.2017 | Stand 02.12.2020, 18:00 Uhr

Der erste Lange Freitag im Medizinhistorischen Museum stand unter dem Motto "Kunst im Garten". Die Besucher - so wie hier Annette Jäckel (rechts) - konnten dabei unter Anleitung Zeichnungen von Pflanzen anfertigen (und sich dabei von Günther Köppel (sitzend) Tipps geben lassen). - Foto: Brandl

Ingolstadt (DK) "Eine Atmosphäre wie in Italien" - das meinte eine Besucherin, die jetzt am ersten Langen Freitag im Deutschen Medizinhistorischen Museum teilnahm. In der Tat hätte der Zeitpunkt für eine Zeichenstunde unter freiem Himmel nicht besser gewählt sein können, denn vom Wetter bis hin zum Publikum - vom herrlichen Ambiente im Arzneipflanzengarten ganz abgesehen - passte einfach alles, um hier einen entspannten Sommerabend zu verbringen.

Schon zu Beginn um 17 Uhr fanden sich einige Menschen ein, die am Open-Air-Zeichen-Workshop teilnahmen. Unter Anleitung von Günther Köppel, emeritierter Professor für Kunstdidaktik an der Uni Eichstätt-Ingolstadt, machten sich die Besucher daran, Pflanzenmotive im Arzneipflanzengarten mit Kreidefarben zu zeichnen. Weil man diese leichter wischen und bearbeiten könne, wie Köppel sagte. Gerade für Anfänger eine gute Variante für ein interessantes Ergebnis. So wie bei Annette Jäckel. "Ich zeichne gerne, sehe mich aber nicht als professionelle Künstlerin", sagte die musisch begabte ehemalige Gnadenthal-Schülerin. An dem Abend reizte sie vor allem der "schöne Garten" in Kombination mit dem Zeichnen.

Geboten war bis 22 Uhr - so lange dauerte der erste Lange Freitag im Museum - aber noch weit mehr. Neben dem Zeichen-Workshop bezauberte Harfenmusik unter freiem Himmel mit Beate Fürbacher, und in den Arkaden der Alten Anatomie, beim Museumscafé hortus medicus ließen sich die Gäste bei einer alkoholfreien Bowle und kleinen Snacks nieder, um die Atmosphäre zu genießen. Wer wollte, konnte durch den Garten schlendern und sich an den Bepflanzungen, zwei Bienenstöcken und dem Goldfischteich erfreuen. Außerdem präsentierten Museumsleiterin Marion Ruisinger und die Kunsthistorikerin Maren Biederbick Gemälde aus der Sammlung des Museums.

Nicola ist Ergotherapeutin und betreut oft Kinder, mit denen sie male, wie sie sagte. Als Motiv suchte sie sich eine Efeu-Pflanze mit einem großen Stein davor aus. Zwischen Stein und Efeu wächst ein Lavendel. "Den habe ich weggelassen", sagte sie. Damit hat sie sich einen gut gemeinten Rat von Köppel zu Herzen genommen, der seinen Schülern "Mut zur Lücke" machte. Es sei demnach nicht immer nötig, das gesamte Blatt auszufüllen. Wirkung könne auch durch Weglassen oder nur mit Konturen erzielt werden. Für Köppel ist das Zeichnen aber noch mehr. "Zeichnen ist an ein Material gebundenes Meditieren", sagte er. "Es beruhigt ungeheuer."

Der Lange Freitag im DMMI findet ab sofort an jedem ersten Freitag im Monat statt. Die Alte Anatomie hat nur noch im Juni geöffnet, da im August die Sanierungsarbeiten beginnen. Im Juli gibt es noch einen Öffnungstag. Dann werden die abmontierten Wandleuchten und Deckenhängelampen aus dem Museum versteigert. Der Erlös kommt der neuen Dauerausstellung zugute, die laut Ruisinger voraussichtlich im Winter 2018/19 eröffnet wird.