Eichstätt
Mit knalligen Farben und viel Humor an der Litho-Presse

Gastkünstlerin Nubia Landell aus Chur stellt bei Li Portenlänger originelle Eichstätter Impressionen aus - Freitag Vernissage

12.05.2019 | Stand 23.09.2023, 6:58 Uhr
Nubia Landell (rechts) ist bei Li Portenlänger in der Litho-Werkstatt zu Gast und zeigt ab Freitag ihre Eichstätt-Impressionen. −Foto: Kusche

Eichstätt (EK) Ölmalerei, Fotografie, Mosaik, Lithographie und Radierkunst - eine enorme künstlerische Vielseitigkeit zeichnet die mexikanische Künstlerin Nubia Landell aus.

Seit zwei Wochen bereitet die seit einigen Jahren im schweizerischen Chur tätige Künstlerin in der Lithographie-Werkstatt von Li Portenlänger ihre Ausstellung vor, die sie im Rahmen ihres Künstleraufenthalts bei der Eichstätter Lithographin am kommenden Freitag eröffnen wird.

Neben einem Künstlergespräch zwischen Landell und Portenlänger erwartet die Besucher ein eindrucksvolles Spektrum unterschiedlichster Kunstwerke, die sich durch Phantasie, Farbfreude und Witz auszeichnen. Zur Lithographie kam Nubia Landell, 1977 in Durango in Mexiko geboren, nur durch Zufall. Nachdem Landell in Mexiko Jura und parallel dazu gegenständliche Kunst und Ölmalerei an der "Casa de la Cultura" in Mexico City studiert hatte, führte ihr weiterer künstlerischer Werdegang sie 2006 nach Barcelona. Dort beschäftigte sie sich zum ersten Mal mit Hoch- und Tiefdruck und lernte eine wunderbare Kunstlehrerin kennen, die ihr auf kleinen "post-its" viele verschiedene Lehrinhalte und persönliche Tipps niederschrieb: "Suche dir jemanden, der dir die Lithographie lehrt! " Das war einer der Wünsche und Botschaften dieser Lehrerin, an die sich Landell noch heute gerne erinnert.
Seitdem hat die inzwischen in der Schweiz beheimatete Juristin und Künstlerin alle "post-its" tatsächlich beherzigt - so auch die intensive Auseinandersetzung mit der Lithographie und allen anderen Formen der Druckkunst. Bei dem bekannten Begründer der Werkstatt Künstlerische Lithographie Berlin, Henry Ruck, studierte und arbeitete Landell ebenso wie beim Erfurter Künstler Ernst August Zimmermann.

Diese Kontakte führten die ambitionierte Künstlerin bald in die renommierte Druckwerkstatt Schloss Haldenstein im Kanton Graubünden. Dort lernte sie durch das lebendige Künstleraustauschprogramm auch Gastgeberin Li Portenlänger kennen. Seit 2011 leitet Nubia Landell die bekannte Lithographie- und Radierwerkstatt nahe Chur, in der neben Künstlerbesuchen regelmäßig Workshops und Kunstveranstaltungen stattfinden.
Es ist der erste Besuch der international aktiven und überaus vielseitigen Künstlerin in Eichstätt: "Es ist einfach wunderschön hier", strahlt sie über das ganze Gesicht und berichtet gleich von ihren Spaziergängen durch das Zentrum der Stadt, der Begegnung mit der Kunstgeschichte und den Ausflügen ins Grüne rund um Eichstätt. Ganz den Schön- und Besonderheiten der Stadt gewidmet sind daher ihre künstlerischen Arbeiten, die während ihres Gastaufenthaltes entstanden sind und am Freitag präsentiert werden: ein wunderschöner Druck des Eichstätter Rathauses mit hellgelbem Hintergrund, ein Fototransfer eines Porträts von Gabriel di Gabrieli in poppigem Knallorange, eine weitere Arbeit zu Gabrieli mit dem Titel "Die Frühlingsperücke", in welcher Landell eine heitere Verfremdung des Porträts wagt, indem sie viele Schmetterlinge und Herzchen in die Perücke gemalt hat: "Ich liebe laute Farben und ich mag es, ein wenig Witz, Humor und Heiterkeit in meine Bilder zu bringen", schmunzelt die temperamentvolle Künstlerin.
Eine originelle Idee hat sie auch in einem weiteren Bild umgesetzt, in dem sie eine Schweizer Kuh, die gerade an einem Seil hängend per Helikopter von einer Almhöhe ins Tal gebracht wird, in eines ihrer Druckkunstwerke integriert hat: "Ich wollte gerne ein Element aus meiner derzeitigen Heimat Schweiz und eine Kindheitserinnerung aus Mexiko - mein Vater hatte auch Kühe - einarbeiten", erklärt sie augenzwinkernd. In der Schweiz beschäftigten sich die Menschen im Übrigen sehr viel mit Themen rund um ihre Kühe - sei es um das Geläut ihrer Glocken oder ihre Hörner, ergänzt sie.
Zusammen freuen sich Gastgeberin Li Portenlänger und Nubia Landell, die zum Jahresende in Turin/Italien eine eigene Werkstatt eröffnen und sich dann mit Leib und Seele allen Druckarten widmen will, auf die Vernissage am Freitagabend: "Wir möchten den Gästen mit einem Künstlergespräch einmal etwas ganz Anderes bieten", erklären beide begeistert. Wie gestalten sich die Arbeitsprozesse beider Künstlerinnen? Wie entstehen so unterschiedliche künstlerische Auseinandersetzungen mit Gabriel di Gabrieli, der beide Lithographinnen in ihrer Arbeit verbindet? Solche und viele andere Fragen sollen am kommenden Freitag zusammen mit den Gästen diskutiert und die Vernissage zu einem lebendigen Abend werden lassen.
Die Eröffnung der Ausstellung von Gastkünstlerin Nubia Landell findet am Freitag, 17. Mai, um 19 Uhr in der Lithographie-Werkstatt, Pfahlstraße 25 in Eichstätt, statt. Die Arbeiten sind bis zum 2. Juni jeweils Mittwoch, Donnerstag und Freitag von 16 bis 18 Uhr und Samstag und Sonntag von 11 bis 13 Uhr zu sehen.

Dagmar Kusche