Eichstätt
Mit klopfendem Herzen im Schloss Bellevue

Sternsinger-Delegation aus dem Bistum Eichstätt wird von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in Berlin empfangen

07.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:59 Uhr

Foto: DK

Eichstätt/Berlin (DK) Kaspar, Melchior und Balthasar ziehen von Haus zu Haus, bringen ihren Segen und bitten um Spenden für arme Kinder in aller Welt. Die Sternsinger aus den Pfarrverbänden Buxheim/Eitensheim, Lenting/Hepberg und der Pfarrei Pietenfeld durften in diesem Jahr einen besonderen Hausbesuch absolvieren - sie besuchten den Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier in Berlin.

Dort wo Steinmeier seine Gäste aus dem In- und Ausland empfängt, wo er Staatsoberhäupter aus allen Ländern begrüßt, auf der Treppe vor dem Schloss Bellevue, standen am Dreikönigstag die insgesamt 39 Sternsinger aus dem Bistum Eichstätt. Begleitet wurden sie unter anderem vom Präsidenten des Kindermissionswerks "Die Sternsinger", Klaus Krämer, und dem Bundespräses des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), Pfarrer Dirk Bingener.

Mit klopfenden Herzen traten die drei Sternsinger Jonas, Elisabeth und Eva vor das Schlossportal und pochten gemeinsam an die beeindruckende vier Meter hohe Tür. Und plötzlich war es soweit: Was sie in zwei Vorbereitungstreffen und einer Generalprobe am Vorabend geprobt hatten, wurde Wirklichkeit - Steinmeier und seine Frau Elke Büdenbender öffneten die Tür. "Lieber Herr Bundespräsident! Die Sternsinger sind da. Wir bringen Ihnen den Segen für das neue Jahr", sagte Elisabeth (13) aus Lenting.

Wie vielerorts an den Haustüren wurde selbstverständlich auch an der Schlosstür die markanten Kreidezeichen der Sternsinger angeschrieben: "20 *C+M+B+18" heißt es dort nun, also Christus mansionem benedicat. Übernommen hat diese ehrenvolle Aufgabe Eva (14) aus Pietenfeld. "Ich war schon ganz schön aufgeregt", erzählt sie. "Ich musste ja auf eine Leiter steigen, um überhaupt an die Tür schreiben zu können. Doch es hat zum Glück alles gut geklappt." Auch dank des Bundespräsidenten, welcher kurzerhand als Leiterhalter fungierte.

Im Anschluss daran lud Steinmeier alle zum offiziellen Empfang in das Schloss ein. Die sieben Sternsinger aus Pietenfeld waren für die musikalische Begleitung auserkoren worden. Schon nach dem ersten Lied, bei dem alle anderen Sternsinger lautstark mitgesungen hatten, war ihr Lampenfieber wie weggeblasen. Die zahlreichen Proben vorab waren ihre Mühe wert - und die eigens von Quirin (15) für das Bläserensemble arrangierten Stücke ein voller Erfolg.

Die Aktion Dreikönigssingen findet 2018 bereits zum 60. Mal statt und steht unter dem Jahresmotto "Segen bringen, Segen sein. Gemeinsam gegen Kinderarbeit in Indien und weltweit". Dieses Thema präsentierten die Sternsinger aus Eichstätt, neben der Vorstellung ihres Bistums, auch Frank-Walter Steinmeier. Wichtig war es den jungen Königinnen und Königen, auch im Rahmen des Empfangs die Problematik der Kinderarbeit in Indien zu verdeutlichen. Dies gelang ihnen mit einem kurzen schauspielerischen Anspiel durch die Sternsinger aus Lenting sehr gut.

Der Bundespräsident dankte den Kindern, welche stellvertretend für alle Sternsinger ins Berliner Schloss gekommen waren, für ihren Segen und den Einsatz zugunsten von weltweiten Kinderhilfsprojekten. Durch ihren Dienst würden die Sternsinger eine Lichterkette entstehen lassen, die die Welt "ein Stückchen" heller mache. "Mit eurer Arbeit tut ihr nicht nur den Kindern in Indien etwas Gutes, sondern öffnet mit eurem Segen Türen für alle Menschen", ließ er die Sternsinger wissen. Mit seiner persönlichen Spende unterstützt Steinmeier ein Projekt im Norden Indiens.

Am Ende hatten Marlena (16) und Amelie (14) aus Pietenfeld noch eine besondere Aufgabe. Sie durften dem Bundespräsidenten nachträglich zum Geburtstag gratulieren. Dieser Gratulation schlossen sich alle Sternsinger, begleitet von den Bläsern, mit einem Glückwunschlied an.

Höhepunkt für die Kinder und Jugendlichen war sicherlich die persönliche Begegnung mit dem Staatsoberhaupt nach dem offiziellen Programmteil. "Da konnten wir Fragen stellen und Fotos machen", erzählt Paul (12) aus Pietenfeld. Gemeinsam mit Maximilian und Leon entstand sogar ein Selfie mit Steinmeier. Emma aus Lenting wollte von Steinmeier wissen, was denn sein Traumberuf als Kind gewesen sei. Journalist, durfte die 14-Jährige erfahren. Tobias (13) aus Buxheim erkundigte sich beim Staatsoberhaupt nach seinem Lieblingsfußballverein. Sein Fußballherz schlage für den FC Schalke 04, teilte er dem Jungen mit.

Diesen besonderen und unvergesslichen "Hausbesuch", welchen die Sternsinger aufgrund eines Videowettbewerbs gewonnen hatten, werden die Teilnehmer sicher so schnell nicht vergessen und als Motivation für ihre künftigen Sternsinger-Auftritte mitnehmen.

Doch nicht nur ein Empfang beim Bundespräsidenten stand für die Sternsinger auf dem Programm. Sie durften auch die Bayerische Vertretung in der Bundeshauptstadt besuchen. Dort schrieben sie ebenfalls ihren Segen über den Diensteingang und präsentierten ihr Programm der Leiterin der Vertretung Carolin Schuhmacher und dem Bundestagabgeordneten Reinhard Brandl, welcher eigens vom Parteitag in Seeon angereist war. Er war es auch, der der Gruppe ein besonderes Programm ermöglichte: Neben einem Einblick in die Arbeit des Abgeordneten war auch der Besuch des Bundestages mit der berühmten Kuppel sicherlich ein besonderes Erlebnis.

Gestern wurde, wie bereits auch vor dem Empfang beim Bundespräsidenten, gemeinsam ein Gottesdienst gefeiert. Als abschließendes Highlight stand für die Sternsinger ein Besuch in der Apostolischen Nuntiatur, der Papst-Botschaft in Berlin, an. Der apostolische Nuntius erklärte den Kindern und Jugendlichen seine Aufgaben als Vertreter des Papstes bei der katholischen Kirche in Deutschland. Zudem durften die Sternsinger die Räumlichkeiten der Papstbotschaft in Augenschein nehmen und im großen Speisesaal, wie schon Papst Benedikt, einen Imbiss zu sich nehmen.