Ingolstadt
Mit Herz, Verstand und ganz viel Musik

Korbinian Müller aus der Pfarrgemeinde St. Pius wird am Samstag zum Priester geweiht - Primiz am Sonntag

06.05.2019 | Stand 23.09.2023, 6:54 Uhr
Vor einem der prachtvollsten Kirchenfenster Ingolstadts: Korbinian Müller in der Kirche St. Pius. −Foto: Eberl

Ingolstadt (DK) Der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke weiht am kommenden Samstag im Eichstätter Dom sechs Diakone zu Priestern.

Einer ist ein Ingolstädter: Korbinian Müller aus der Pfarrgemeinde St. Pius. Hier engagiert sich der 34-Jährige seit Langem als Kantor und Chorleiter. Die Musik bilde eine wesentliche Grundlage seiner Spiritualität, erzählte der junge katholische Geistliche eine Woche vor der Weihe. Müller freut sich sehr auf die Aufgabe, "dem lieben Gott ein Stück den Weg auf Erden zu bereiten".

Nach der Priesterweihe am Samstag (die Liturgie im Dom beginnt um 9 Uhr) feiert Müller am Sonntag, 12. Mai, seine erste Messe - die Primiz - in seiner Heimatpfarrgemeinde St. Pius. Beginn ist um 10 Uhr. Auch Pius-Pfarrer Martin Geistbeck ist bereits von großer Vorfreude erfüllt, schließlich erhält dann eines der bekanntesten, da aktivsten Mitglieder seiner Gemeinde den Primizsegen.

Vor 20 Jahren zog die Familie Müller (die ursprünglich aus Ulm stammt) aus dem Monikaviertel ins Piusviertel. Korbinians Vater, der Allgemeinmediziner Bernhard Müller, betreibt eine Praxis an der Gaimersheimer Straße. Seither wirkt der angehende Pfarrer in der Piusgemeinde: als Chorleiter, Kantor und Musiker in diversen Ensembles. Er spielt Geige, Fagott, Bratsche "und a bisserl Tuba".

Doch weltliche Musik - sogar ziemlich weltliche - vermag ihn ebenfalls zu beseelen. Er ist begeistertes Mitglied des Konzertvereins, musiziert seit 20 Jahren im Salonorchester und betätigt sich in der Wiener Ballnacht im Festsaal gerne als Conférencier. "Ich sage da die Quadrillen an. " Als Grundschüler war er Gründungsmitglied der Ingolstädter Nachtigallen. Die Chorleiterin schätzt er ganz besonders: "Eva Maria Atzerodt hat mir das Singen beigebracht! " Seine Gymnasialzeit absolvierte der Vollblutmusiker bei den Domspatzen in Regensburg. Eines seiner unvergesslichsten Konzerte gab er mit dem berühmten Chor im Herbst 2005 in der Sixtinischen Kapelle in Rom für Papst Benedikt XVI. Korbinian Müller hat aber "auch in kleinen Dorfkirchen wunderbare kirchenmusikalische Momente erlebt", erzählt er. Die spirituelle Kraft der Musik vermag überall die Herzen der Menschen zu erreichen, davon ist er fest überzeugt. Und sie überwindet sogar konfessionelle Grenzen: Johann Sebastian Bach, der Lutherische, "war der Größte", sagt der angehende katholische Neupriester. "Es gibt nichts Besseres als Bach. "

Er ergänzt: "Es gibt für mich grundsätzlich keine schlechte Musik, sondern nur schlecht gemachte Musik, lieblos runtergespielt. " Diesen Maßstab legt er auch an das Priesteramt an. "Es ist mein Anspruch, dass es mir nie egal sein darf, wie ich zum Beispiel ein Trauergespräch mit einer Familie oder ein Traugespräch mit einem Brautpaar führe oder wie ich Gottes Wort verkünde. Ich darf nichts einfach runtererzählen , lieblos die Liturgie runterreferieren oder Standardpredigten rausziehen. Ich muss auch nicht zu allem etwas sagen. Ich darf auch mal nichts sagen. " Da verspricht der Geistliche Strenge und Konsequenz. "Ich muss mich immer mit Herz und Verstand auf alle Menschen einlassen. Das ist die Arbeit, die getan werden muss! Und ich tue sie gern. Sonst ist keinem geholfen, auch dem lieben Gott nicht. Schließlich hat sich Jesus auch auf jeden einzelnen Menschen eingelassen. "

Korbinian Müller hat sich die Entscheidung, Priester zu werden, gründlich überlegt, sagt er. Der Weg verlief nicht ganz geradlinig. Nach dem Zivildienst begann er ein Theologiestudium, jedoch als "freier Student". Erst später trat er in ein Priesterseminar ein - und verließ es nach eineinhalb Jahren wieder. "Das hat nicht gepasst. Ich hatte damals auch eine Freundin. " Er arbeitete fünf Jahre lang als Religionslehrer in Würzburg und trat dann erneut in ein Priesterseminar ein - diesmal fest entschlossen. Der 34-Jährige traut sich die Aufgabe zu. "Man sagt, ich sei ein sehr kommunikativer Mensch. " Da mag er nicht direkt widersprechen - und lächelt lieber. "Wenn ich jetzt nicht Priester werde, werfe ich mir es ein Leben lang vor. Hier kann ich mit den Begabungen, die mir der liebe Gott geschenkt hat, am besten wirken. " Er will "ein Priester sein, der Vernünftiges predigt, und dem die Leute abnehmen, was er predigt". Einer, "der darlegt, was die Lehre ist und warum sie so ist". Das sei um so wichtiger, da es "in der Kirche auch Missstände gibt".

Der Beruf des Priesters bedeute natürlich auch Verzicht, sagt er. Verzicht auf eine Frau und Kinder. "Ich glaube schon, dass ich ein guter Familienvater geworden wäre. " Doch Korbinian Müller hat sich dagegen entschieden. Fest entschlossen.
 

Christian Silvester