Neuburg
Mit großen Schritten in die Zukunft

IHK kümmert sich um "nachhaltige Mobilität"

12.03.2019 | Stand 23.09.2023, 6:13 Uhr
Wie nachhaltige Mobilität aussehen könnte, haben die Mitglieder der IHK-Gremien gleich ausprobieren dürfen. Auf dem Bild Edi Liebscher (Beilngries, von links), Magnus Harlander (München) und Geschäftsführerin Elke Christian. −Foto: Gottardi/IHK

Neuburg (DK) Die Ausschüsse der Industrie- und Handelskammer der Region 10 (IHK) haben sich in Neuburg zu einer gemeinsamen Sitzung getroffen. Das Thema: "Nachhaltige Mobilität." Zuvor waren die Unternehmer auf dem Audi-Testgelände in Heinrichsheim unterwegs und probierten Fahrzeuge der Zukunft aus: E-Bikes, E-Roller und natürlich den E-Tron des Ingolstädter Autobauers.

Dass sich Mobilität verändern wird, ist nicht erst seit Montag klar, als auf dem Ingolstädter Rathausplatz mit großem Brimborium das erste "Flugtaxi" präsentiert wurde. Vielmehr sind dabei Aspekte zu beachten, an die heute oder gestern vielleicht noch gar keiner denkt, die aber für ein konsequentes Weiterdenken - auch im Sinne des Umweltgedankens - notwendig sind. Die Regionalausschüsse der IHK Neuburg-Schrobenhausen, Eichstätt, Pfaffenhofen und Ingolstadt haben sich unter diesem Motto am Montagnachmittag und -abend auf dem Neuburger Audi-Gelände getroffen. "Wir müssen mitbauen an einer enkeltauglichen Zukunft", sagte der Sprecher des IHK-Forums der Region Ingolstadt. Und zu dieser Enkeltauglichkeit gehört eben auch eine nachhaltige Mobilität.

Ob die aus elektrobetriebenen Rollern, die aktuell noch keine Betriebserlaubnis haben, besteht oder aus Pedelecs, aus E-Autos oder Hybrid-Fahrzeugen, ist dabei zunächst unerheblich. Die Zukunft gehöre nämlich viel mehr dem Sharing-Gedanken, sagte IHK-Verkehrsexperte Korbinian Leitner. Je weniger Autos beispielsweise in einer Stadt wie München herumstehen, desto mehr könne man die frei werdenden Flächen aufwerten. In erster Linie geht es dabei also darum, "wie qualitätsvoll öffentlicher Raum gestaltet ist", sagte er in seinem Grundsatzreferat.

Konkreter wurde dann Magnus Harlander, der Mitglied im IHK-Regionalausschuss München-Land ist und dort mit einer Verkehrs-Arbeitsgruppe ein Konzept zur Umsetzung von Ladeinfrastruktur erarbeitet hat. "Unser Ziel ist es, Verkehr erträglich zu machen", sagte Harlander, der sich als ehemaliger Neuburger Studienseminarist outete. Um es zu erreichen, stellte der promovierte Physiker klar, braucht es durchgängige Lademöglichkeiten für Elektrofahrzeuge. Derer gibt es in Deutschland noch nicht so viele wie für eine Elektrifizierung der privaten oder betrieblichen Autoflotte notwendig wäre. "Schwierig" sei sie, urteilte Harlander. 20000 Stromtankstellen für Autos gebe es. Zum Vergleich: Kraftstoff-Tankstellen sind es doppelt so viele. Die Stromzapfsäulen seien allerdings "recht schwach", das Laden dauere Stunden. Nichts mit der schnellen Kaffeepause. "Da muss sich noch ganz viel tun", sonst sei es zu mühsam.

Man könne aber als Unternehmer seinen Mitarbeitern und Kunden beispielsweise die Möglichkeit bieten, E-Autos während des Arbeitstages aufladen zu können. Mit einer Drehstromsteckdose sei da schon viel passiert, "und es ist kostenkünstig". Harlander riet zudem dazu, den Strom "für die Anfangsphase" zu verschenken. "Wenn Sie da jetzt mitmachen, sind Sie ganz vorne mit dabei und können Ihre Lieferanten und Mitarbeiter beeindrucken." Mit geringen Kosten habe man ein "hohes Benefit".

Interessant wurde es zum Ende beim Vortrag des Elektrifizierungs-Chefs von Audi, Stefan Niemand. Er prophezeite am Vorabend des 30. Geburtstags des Internets: "Die E-Mobilität wird sich schneller durchsetzen als wir denken." Er räumte ein, dass Audianer "Petrol-Heads" seien. Viele Kunden seien das aber nicht. Es stehe ein "gigantischer Wandel" bevor, sagte Niemand. Schließlich will der Premium-Hersteller in nicht ganz einer Modellgeneration bis zu 800000 E-Tron-Fahrzeuge verkaufen. "Das geht nicht einfach so."

Dass Audi nun mit einem großen Wagen wie dem E-Tron die Elektro-Offensive gestartet habe, liege auf der Hand: "Der Kunde soll sich für tolle Autos begeistern. Wir leben davon, dass die Menschen gerne mit unseren Wagen fahren." Den Weg in die Elektrifizierung könne aber auch ein Unternehmen wie Audi nicht alleine schaffen, sagte Niemand und kam auf die Ladestruktur zurück. "Wir brauchen Unterstützung." Er machte das an Audi deutlich. Allein den 45000-Mann-Betrieb in Ingolstadt so auszustatten, dass an allen neuralgischen Punkten Strom gezapft werden kann, bedürfe einer eigenen Logistik "Das sind Sachen, die wir vorher nicht gekannt haben."

In Sachen nachhaltige Mobilität machten Magnus Harlander und Stefan Niemand übrigens noch deutlich: Mit dem Umstieg auf E-Autos ändert sich das Fahrverhalten. Aber möglicherweise mit einem Wermutstropfen: "Die Reichweite, die wir von einem Diesel kennen, werden wir in den nächsten zehn Jahren mit einem E-Auto nicht erreichen", stellte Niemand klar.

Marco Schneider