Hilpoltstein
Mit Glück der größten Schiffskatastrophe aller Zeiten entkommen

Neue Ausgabe des Magazins "Alters-Klasse" erschienen - Spannende Geschichten rund ums Wasser - Zehn-Jahres-Feier am 10. Oktober in Kulturfabrik

29.08.2019 | Stand 02.12.2020, 13:11 Uhr
"Auf den Wasserstraßen zuhause", heißt die Erzählung von Inge Hierer für die jüngste Ausgabe des Magazins "Alters-Klasse". −Foto: Schmitt

Hilpoltstein/Roth (rsc) Die neue "Alters-Klasse" ist da.

Die 28. Auflage des Magazins von und über Menschen ab 60 Jahren aus der Region Roth-Schwabach liegt ab sofort in den Rathäusern aller Städte und Gemeinden sowie in zahlreichen Geschäften und Einrichtungen auf. Das 76-Seiten-Heft ist kostenlos. Diesmal geben Frauen und Männer aus Schwanstetten, Rednitzhembach, Büchenbach und Schwabach spannende Einblicke in Teile ihrer Lebensgeschichte.

So ist die 73-jährige Brigitte Geiß (kleines Foto) aus Schwanstetten in der Lage, die Flucht ihres Mannes Werner 1945 aus dem damaligen Gotenhafen (heute: Gdynia) mit der verlustreichsten Schiffskatastrophe der Menschheitsgeschichte zu verknüpfen. Denn Werner Geiß sollte den Ort in der Danziger Bucht gemeinsam mit seiner Mutter und seiner älteren Schwester auf der "Wilhelm Gustloff" verlassen. Dem Schiff also, das kurz nach dem Auslaufen von einem sowjetischen U-Boot beschossen und versenkt worden ist. Von den über 10 000 Menschen an Bord konnten lediglich 1200 gerettet werden. Doch das Trio hatte riesiges Glück. Die kleine Gisela war an Diphtherie erkrankt, Werner war noch ein Säugling. Der behandelnde Arzt hatte Geiß' Schwiegermutter deshalb seinen eigenen Platz in der Kabine eines anderen Schiffes angeboten, mit dem sie zwei Wochen später wohlbehalten in Kiel landete.

Der 86-jährige Schwabacher Johann Tauscher ist am Bach der Mühle seines Großvaters aufgewachsen. Eines Tages weckte der Opa im kleinen Hans eine große Sehnsucht. Denn er schilderte, wie das Antriebswasser der Mühle über die Donau ins Schwarze Meer gelangt. Nun war Hans nicht mehr zu halten. Er wollte entlang der verschiedenen Fließgewässer bis zum Donau-Delta wandern. Der Drang war so groß, dass er unverzüglich aufbrach. Das blieb bei Pepperl, dem jüngeren Bruder, nicht unbemerkt. Der wollte nun unbedingt mitmarschieren. Franz ließ sich erweichen. Das Duo machte sich auf die Reise. Welche Abenteuer die beiden Jungen zu bestehen hatten und welche Ängste beide aushalten mussten, bis sie nach kurzer Zeit unbeschadet wieder nach Hause finden, das erzählt Franz Tauscher ebenso hinreißend wie detailreich. Das Wasser spielt auch in der autobiographischen Erzählung der 78-jährigen Inge Hierer aus Rednitzhembach eine Hauptrolle. "Auf den Wasserstraßen zuhause", heißt ihr Bericht. Darin schildert sie auf lebendige Weise ihre Leidenschaft zur Schifffahrt. Für die "Alters-Klasse" ist es bereits ihr zweiter Beitrag. Als erste Lithographin im Landkreis Roth spielte sie bereits eine Rolle in Ausgabe 22. Diesmal blickt sie zurück auf ihr Leben als Kapitänin kleiner Sport- und Reiseboote.

Die 91-jährige Rose-Marie Hahn erinnert sich noch gut an das Abenteuer, das die in der Nähe Leipzigs geborene Schwanstettenerin unmittelbar nach dem Krieg in Berlin erlebt hat. Denn dorthin hatte sich ihr erster Freund samt Kasse des elterlichen Juweliergeschäfts aufgemacht, um große Abenteuer zu erleben. Hans verspielte das gesamte Geld und traute sich mittellos nicht mehr heim. Rose-Marie fand ihn und konnte ihn schließlich zur Heimreise überreden. Mit eigenem Geld bezahlte sie die Zugkarten. Zurück in Leipzig beichtete der Hallodri und kehrte in den Schoß seiner Familie zurück. Rose-Marie aber erkannte: "Es gibt keine Basis für eine enge Beziehung. " Sie verließ Hans und fand ihr Glück woanders.

Drei weitere Erlebnisberichte komplettieren die Sommerausgabe 2019 der Alters-Klasse. Marion Maria Saam aus Schwabach erzählt vom Leben mit ihrem Kater Emil. Der 95-jährige Josef Halbig aus Rednitzhembach erinnert sich an seine Zeit im Zweiten Weltkrieg und die anschließende Gefangenschaft. Die 80-jährige Anna Birkholz aus Büchenbach schildert "Großvaters Vermächtnis".

Da die "Alters-Klasse" heuer ihr zehnjähriges Bestehen feiert, laden Alters-Klasse-Chef Hans Gärtner und die Rother Seniorenbeauftragte Brigitte Reinard pünktlich mit der nächsten Ausgabe am 10. Oktober ab 16 Uhr zu einer Feier in die Rother Kulturfabrik ein. Bei Unterhaltung mit dem fränkischen Entertainer Jürgen Leuchauer soll auf ein Jahrzehnt "Alters-Klasse" angestoßen werden. Der Eintritt ist frei.