Geisenfeld
Mit Gleichgesinnten über Bücher reden

GZ-Serie: Was macht eigentlich... die Gründerin und Leiterin des verwaisten Literaturkreises, Anja Lingen?

01.09.2019 | Stand 02.12.2020, 13:10 Uhr
Auch als Theaterpädagogin betätigt sich Anja Lingen mittlerweile. Das Foto zeigt sie als Leiterin der Theater-AG an der Mittelschule Vohburg. −Foto: Lamprecht

Geisenfeld (GZ) Krimiabend im damaligen Café Kunst: Der eine oder andere Literaturfreund aus Geisenfeld wird sich noch daran erinnern.

Organisiert wurde er damals von Anja Lingen, die den mittlerweile verwaisten Literaturkreis Geisenfeld Mitte der 1990er Jahre ins Leben gerufen und lange Jahre geleitet hatte. Ihr widmet sich der vierte Teil unserer Sommerserie "Was macht eigentlich. . ? "

"Ich habe immer schon gerne gelesen, mir fehlte aber früher der geeignete Partner, um auch über die Bücher zu reden, die mich beschäftigt haben", meint die 44-Jährige im Rückblick. So habe sie sich damals eben einen Kreis Gleichgesinnter gesucht und diese in Josef Bairlein, Johannes Lachermeier, Ulla Ott, Valeria Motzke und Evi Seyboldt gefunden. Gerne erinnert sie sich an Veranstaltungen wie den Krimiabend im damaligen Café Kunst oder an Lesungen im Klostergarten.

Prägend für ihre Leidenschaft, die sie bis heute nicht losgelassen hat, war unter anderem ihre Mutter. Manch alteingesessenem Geisenfelder wird der von ihr in der Maximilianstraße betriebene "Bücherwurm" noch ein Begriff sein. Beruflich hat Lingen zunächst die Ausbildung zur Krankenschwester begonnen, aber nicht weiter verfolgt. "Statt das Abschlussexamen zu machen, habe ich mich erstmal auf die Familienplanung verlegt", meint die Mutter von sechs Kindern im Alter von neun bis 24 Jahren. 2008 ist Anja Lingen von Geisenfeld zunächst nach Ingolstadt und dann nach Vohburg gezogen, wo sie mit ihrem zweiten Ehemann noch immer lebt.

Unter dem Motto "Gestalte dein Leben selbst" hat sie inzwischen beruflich neue Wege beschritten und eine Ausbildung zur Psychotherapeutin (HPG) absolviert - seit 2014 leitet sie eine eigene Praxis. Überdies ist sie Theaterpädagogin. Gerade bildet sie sich in diesem Bereich am renommierten Institut "Das Ei" in Nürnberg weiter. Seit 2011 leitet sie zudem die Theater AG der Mittelschule Vohburg, seit 2014 die inklusive Theatergruppe "Theater mitgemacht" und seit einem Jahr jene in der Werkstätte von Regens Wagner.

Ein wichtiger Faktor in ihrem Leben war schon immer der Glaube. Seit einem Jahr hat diese spirituelle Dimension aber eine ganz neue Intensität gewonnen. "Nach einer schweren Herz-Operation war ich fünf Minuten lang sozusagen weg, hatte nach der Wiederbelebung einen Schlaganfall, konnte nicht sprechen und verlor meine Koordinationsfähigkeit", erzählt Anja Lingen von dieser schweren Zeit. Doch Gott habe "viele großartige Dinge bewirkt" und ihr geholfen, wieder in jeder Hinsicht "auf die Beine zu kommen", sagt sie. Ihre geistliche Heimat hat Lingen nun in der evangelischen Freikirche der Mennoniten in Ingolstadt gefunden, "weil man dort den Glauben als Geschwister in Christus im verbindlichen Miteinander und nicht nur am Sonntag lebt".