Ingolstadt
Mit Flammen, Wachs und Schere

Zwei Friseure sprechen über Haar- und Farbtrends von damals und heute

07.12.2018 | Stand 23.09.2023, 5:19 Uhr
Azubi und Bayerischer Meister der Friseure Samet Osmanoglu und Christoph Zeisberg tauschen sich über Frisur- und Farbtrends aus. Im Herbst seien braune und rötliche Töne gefragt. Sehr modern seien auch silberne Haare: Friseurin Sabine Efremov stylet ihre Kundin Natalie Frank. −Foto: Eberl/dpa (Barbara Sax)

Ingolstadt (DK) Mit ihnen treffen zwei Generationen an Friseuren aufeinander: Azubi Samet Osmanoglu, der den ersten Platz der Bayerischen Meisterschaft der Friseure gewonnen hat, und Friseurmeister Christoph Zeisberg kennen die Trends und Methoden für das Haar - von damals und heute. Frisuren sind Teil der Schönheitsideale.

Die Scheren schnippen. Mit flinken Fingern rollt die Friseurin Natalie Franks Haare auf die Lockenwickler. Ihr Gesicht umspielt eine Strähne - sie ist weißblond mit silbernen Highlights. Alle acht Wochen lässt sie ihre Haare mit 12-prozentigem Wasserstoffperoxid im Friseursalon Zeisberg in der Hagauer Straße bleichen, bis alle Farbpigmente entzogen sind.

Damit liegt sie absolut im Trend, weiß Ladeninhaber Christoph Zeisberg. Er sei praktisch im Friseurgeschäft aufgewachsen, sagt der 50-jährige Friseurmeister von sich. "Seit 1965 gibt es den Laden schon", erklärt er. Seitdem bilden sie dort auch Nachwuchs aus.

Samet Osmanoglu befindet sich selbst noch im dritten Ausbildungsjahr bei Hairstyle Nadja in der Münchener Straße. Im Oktober gewann der 26-Jährige die Bayerischer Meisterschaft in der Kategorie "Men Trendlook". Seinen Arbeitsplatz schmückt ein Trikot von FCI-Mittelfeldspieler Sonny Kittel - neben ERC-Star Thomas Greilinger einer seiner Stammkunden. Die Seiten möchten beide kurz geschoren, vor dem Spiel darf auch mal ein Strich einrasiert werden, verrät der Haarstylist. Mehr will er dazu nicht erzählen. Schließlich bewahrt ein Friseur immer noch Diskretion.

Zeisberg und Osmanoglu gehen die Treppe in Zeisbergs Salon nach oben, dort befindet sich der Salon für die männlichen Kunden. Hier ist ihr Revier. Das Rauschen des Föhns von unten ist nicht mehr zu hören. Noch etwas argwöhnisch betrachten sich die beiden beim Pressegespräch - viel haben sie auf den ersten Blick nicht gemein, außer die Leidenschaft für Haare.

"Ich habe erst noch Schlosser gelernt", beginnt Zeisberg zu erzählen, "Aber eigentlich wollte ich schon immer Friseur werden." "Und ich wollte Metzger werden", ergänzt Osmanoglu. Ein Praktikum habe ihn aber schnell umgestimmt. Ab da ist das Eis zwischen den beiden gebrochen. "Was es damals für Frisuren gab, wie den Vokuhila. . . Und ich glaube, auch wirklich jeder Mann hat damals Dauerwelle getragen", meint Zeisberg. Bis in die 80er Jahre seien seine Kundinnen und Kunden jeden Tag in den Salon gekommen, zum Waschen und Legen - und danach ab unter die Trockenhaube. Zeisberg war damals um die 20, ein paar Jahre jünger als Samet Osmanoglu heute. In den 60ern hätte man sogar noch die Bäder anheizen müssen und ist stattdessen zum Coiffeur gegangen, weiß der Friseurmeister. Außerdem habe man immer etwas Neues erfahren, aus Zeitschriften oder eben im Gespräch - schmunzelt Zeisberg: "Der Friseur war dann auch einfach ein sozialer Treffpunkt."

"Das hat sich aber bis heute nicht geändert", findet Osmanoglu. An einem Samstag kämen manche Kunden ein bis zwei Stunden vor ihrem Termin und reden über die neuesten Trends. Das Haarstyling geht mit der Zeit: Früher hätten Kundinnen sich noch normale Strähnentechnik mit zwei Farben gewünscht, heute möchten sie Balayage, einen gewollt dunkleren Ansatz mit helleren Haarlängen. Die Trends wie etwa pastellfarbene Töne kämen viel über das Internet. Die Haare? So wie auf dem Foto bei Instagram bitte. "Früher hat das Fernsehen noch eine viel größere Rolle gespielt. Da sind die Kinder dann zu uns und wollten eine blonde Locke wie Heinz Strunk", erinnert sich Zeisberg zurück.

Das richtige Styling ist nicht nur für Frauen wichtig, wissen die Männerfriseure - Damenhaarschnitte beherrschen sie ebenso. Wird bei den Damen beispielsweise weißblondes Haar immer beliebter, wünschen sich männliche Kunden explizit die Grauhaarabdeckung. Osmanoglu, selbst von türkischer Abstammung, arbeitet in seinem Ausbildungsbetrieb auch mit arabischen Friseurmethoden. Einen Stab, mit Watte umwickelt, tränkt er dann in Benzin oder Spiritus und zündet ihn an. Die Flamme lässt er in Sekundenschnelle über die Ohren und Jochbeinknochen wandern, um unerwünschte Haare zu entfernen. "Früher noch Augenbrauen wie Theo Waigel, heute lassen sich Männer die jetzt auch zupfen", schmunzelt Christoph Zeisberg. Sein türkischer Kollege arbeitet hier auch mit einer arabischen Methode, mit zwei Fäden zupft er die Härchen aus dem Gesicht. Eine rabiatere Variante ist heißes Wachs für die Nase. "Ein Kunde wollte vor ein paar Jahren mal ein VW-Zeichen am Kopf einrasiert haben", erzählt Zeisberg. Sogenannte Haartattoos seien aber nicht mehr modern. Stattdessen werden nur noch die Seitenhaare rasiert, ergänzt Samet Osmanoglu. Die beiden lächeln sich wissend an, geben sich freundschaftlich die Hand. Der Friseurbesuch ist eben doch generationenübergreifend.

 

Anna Hausmann