Eichstätt
Mit Empathie und Fachwissen

Der hauswirtschaftliche Fachservice bietet Entlastung im Haushalt

24.11.2020 | Stand 23.09.2023, 15:37 Uhr
Auch Spielen und Füttern gehören auch zu den Aufgaben des hauswirtschaftlichen Fachservices, hier die Mitarbeiterin Ulrike Meier mit Drillingen. −Foto: Kleinhans

Eichstätt - In einem bekannten Lied singt Johanna von Koczian ironisch: "Das bisschen Haushalt macht sich von allein." All jene, die sich in Familien um den Haushalt kümmern, brauchen Organisationstalent: Sie kochen, erziehen, sind Reinigungskraft und Hausaufgabenbetreuung in einer Person, tagtäglich stehen viele Aufgaben auf dem Programm. Fällt diejenige oder derjenige plötzlich aus, kann das das Alltagsleben ganz schön durcheinanderbringen und man ist auf Hilfe angewiesen.

 

Genau in solchen Fällen stehen die Frauen vom hauswirtschaftlichen Fachservice den Menschen im Landkreis Eichstätt und der Stadt Ingolstadt bei, und das mittlerweile schon seit über 20 Jahren. Das Leben bringt viele Überraschungen mit sich, oftmals auch Schicksalsschläge, die Familien oder Alleinstehende vor die Frage stellen, wie der Alltag bewältigt werden soll. "Genau in solchen Fällen bieten wir vom Hauswirtschaftlichen Fachservice (HWF) Ingolstadt- Eichstätt unsere Hilfe an", wie die Vorsitzende des HWF, Marianne Mayer aus Rapperszell, erzählt. Die ausgebildeten hauswirtschaftlichen Fachkräfte arbeiten auf selbstständiger Basis in der Stadt Ingolstadt und dem Landkreis Eichstätt. Ihr vielfältiges Angebot richtet sich an Familien, aber auch Senioren und Singles. Von der Hilfe in Haus und Garten bis zur Betreuung von Kindern und dem Frühjahrsputz stehen die Frauen vom HWF zur Verfügung. "Privateinsätze, bei denen wir von Personen direkt stundenweise gebucht werden, sind eher selten", berichtet Mayer, "den Hauptbestandteil unserer Arbeit bilden Sozialeinsätze, die von den Krankenkassen übernommen werden." Bei Menschen, die sich oder ihre Familie aufgrund von Krankheit, der Geburt eines Kindes oder aus anderen Gründen nicht selbst versorgen können, kann dies ärztlich verordnet werden.

Genau solch ein Einsatz war es auch, der Marianne Mayer vor 20 Jahren zu ihrer Tätigkeit beim HWF brachte. Erna Weidenhiller, Gründungsmitglied des HWF, überzeugte Mayer in mehreren Anläufen, mitzuarbeiten. "Sie hat mir von ihrer Tätigkeit erzählt und meinte, das wär doch was für dich", erinnert sich Mayer. "Bei ihrem ersten Versuch hab ich noch abgelehnt, da ich mit meinen Kindern voll ausgelastet war. Doch als ich Erna nur wenige Jahre später, nach Abschluss meiner fachhauswirtschaftlichen Ausbildung, wiedergetroffen habe, hat sie mich in einer Hau-Ruck-Aktion überzeugt." Und so betreute Mayer bei ihrem ersten Einsatz drei Wochen lang vier Kinder, deren Mutter auf Kur war. Seitdem ist sie beim HWF begeistert dabei. "Danach hat's mich nicht mehr losgelassen", erzählt sie schmunzelnd.

Seit einigen Jahren ist sie auch Vorsitzende des Vereins und für die Auftragsvermittlung zuständig. Vor allem montags klingelt dann oft das Telefon und die Menschen sind auf der Suche nach Hilfe. "Wir können - vor allem die letzten zwei, drei Jahre - nur auf einen Teil der Hilferufe eingehen, leider", bedauert Mayer. "Drum suchen wir dringend weitere Frauen, die gern bei uns mitarbeiten würden." Auch die Neuausrichtung der Gesetze sorgt für weiteren Personalbedarf. Seit dem Jahr 2017 wird die Hilfe von der Krankenkasse für bis zu vier Wochen auch für Einzelpersonen bewilligt. Zudem haben Menschen in häuslicher Pflege Anspruch auf Unterstützung im Haushalt. "Menschen ab Pflegegrad 1 können monatlich 125 Euro bei der Pflegekasse für Unterstützung und Entlastung im Alltag abrufen", bestätigt Elfriede Karmann, ebenfalls Mitarbeiterin beim HWF. "Es steht den Leuten zu, aber wir haben leider nicht genug Personal dafür." Das würden die Verantwortlichen des Vereins gerne ändern und neue Kräfte mobilisieren. Voraussetzung für die Arbeit im HWF sind eine Ausbildung als Hauswirtschaftlerin, Fachhauswirtschaftlerin, Dorfhelferin, Erzieherin, Haus-, Familien-, Mütter- oder Kinderpflegerin oder Heilerziehungspflegerin. "Unsere Mitglieder sind alle selbstständige Unternehmerinnen, die selbst entscheiden, welche Aufträge sie annehmen können und wie viele Stunden pro Monat sie arbeiten", erklärt Mayer. Neue Mitglieder wirbt der HWF auf ganz unterschiedliche Weise. Elfriede Karmann aus Kipfenberg ist zum Beispiel über eine Zeitungsanzeige zum HWF gekommen, wie sie erzählt. "Als mein Kind flügge wurde, habe ich eine neue Herausforderung gesucht und mich aufgrund einer Anzeige beworben." Mittlerweile ist sie seit fünfeinhalb Jahren dabei und hat ihren Beruf als Dekorateurin aufgegeben. "Meine Mutter wollte früher immer, dass ich Dorfhelferin werde, weshalb ich die Hauswirtschaftsschule besucht habe", erinnert sie sich. Dass ihr diese Ausbildung noch einmal von Nutzen sein wird, hätte Karmann nicht gedacht. An ihren ersten Einsatz beim HWF erinnert sie sich noch gut. "Da war ich zusammen mit Marianne bei einem verwitweten älteren Herrn im Einsatz, der nach einem Unfall Hilfe im Haushalt benötigt hat", so Karmann. "Auf seine Tochter hat er nicht gehört, aber auf uns", erzählt sie lachend. Damit war der Anfang beim HWF gemacht und Karmann ist bis heute mit Freude dabei. Sie wird im neuen Jahr auch Marianne Mayer als Vorsitzende beerben, da diese ihre Tätigkeit nach mehr als 20 Jahren beendet. "Ich hab schon lange gesagt, dass ich das nicht bis an mein Lebensende machen werde", so Mayer mit einem Augenzwinkern. Die Arbeit, so bestätigt die Vorsitzende, habe ihr aber immer Spaß gemacht. Die zunehmende Bürokratie mache ihr das Aufhören jedoch leicht. "Ich hoffe jedoch, dass sich zusätzlich zu unseren momentan sieben bis acht regelmäßig eingesetzten Kräften neue Interessenten finden, um mitzumachen. Wir wollen schließlich ungern Leute, die in Not sind, abweisen." Um auf den hauswirtschaftlichen Fachservice aufmerksam zu machen, besuchen die aktiven Mitglieder auch immer wieder die Hauswirtschaftsschule des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Hier wird in einem einsemestrigen Studiengang "Hauswirtschaft" gelehrt, wie man einen Haushalt fachkundig führt. Diesen Studiengang absolvierte Ulrike Meier aus Sappenfeld. Sie wurde über eine solche Werbeaktion aufmerksam auf den HWF. "Ich bin gelernte Frisörin, wollte aber nochmal etwas für mich tun und habe deshalb die nebenberufliche Ausbildung absolviert." Mit der neu geschaffenen Grundlage ist sie nunmehr seit April 2019 beim HWF aktiv. Von Anfang an ist Meier im Einsatz bei einer Familie mit Drillingen in Kinding. "Die Kinder sind als Frühchen geboren, weshalb ich die Mutter seit Anbeginn unterstütze." Mit Unterbrechungen gehören die Drillinge und ihre Mutter, seit sie acht Wochen nach der Geburt das Krankenhaus verließen, zum Einsatzgebiet von Ulrike Meier. Nicht nur hier, sondern auch bei vielen anderen Einsätzen der Damen vom HWF entsteht ein ganz besonderes Vertrauensverhältnis. "Wir sind mehr als Putzfrauen, da wir auch für die zwischenmenschliche Seite da sind", sagt Maria Breitenhuber, die ebenfalls beim Fachservice aktiv ist. Das Aufgabenfeld ist hierbei klar geregelt. Wichtig ist, dass der Haushalt der Familie gewährleistet ist und die Kinder versorgt sind. "Empathie ist bei unserer Arbeit sehr bedeutend. Wir sollen die Familie schließlich dabei unterstützen, dass das Familienleben wieder rund läuft." Hier ist Einfühlungsvermögen nötig, um zu erkennen, was wichtig ist. Dies bestätigt auch die Vorsitzende mit ihrer langjährigen Erfahrung. Deswegen wäre es für alle Damen falsch, den hauswirtschaftlichen Fachservice aufs Putzen zu reduzieren. "Man sollte natürlich schon gern Haushalt machen, wenn man sich für ein Engagement beim HWF entscheidet", so Mayer. "Doch es steckt mehr dahinter". Die Familien sollen sich, so die einhellige Meinung der engagierten Damen, auf qualifiziertes Fachpersonal verlassen können. Nicht umsonst wurden die Mitglieder des HWF, die sich regelmäßig für ihre Aufgabe fortbilden, deshalb oftmals als "Alltagsanker" für Familien bezeichnet.

Um diese Hilfe auch künftig aufrechterhalten zu können, sucht der HWF dringend neue Mitglieder. Voraussetzung ist eine Aus- beziehungsweise Weiterbildung in Hauswirschaft. Der HWF bietet auf selbstständiger Basis einen guten Verdienst, der durch geregelte Sätze der Krankenkassen vereinbart ist. Dieser ist erfahrungsgemäß gut mit Familie und Kindern zu vereinbaren.

Interessierte, die flexibel sind, gerne mit Menschen zusammenarbeiten und Gefallen an der Arbeit im Haushalt mitbringen, können sich bei der Vorsitzenden Marianne Mayer unter Telefon (08426) 98 53 06 informieren.

EK

Kerstin Kleinhans