Neuburg
Mit einem Klick in den Laden

Das Modell "Click and Collect" wird im Neuburger Einzelhandel immer besser angenommen

13.01.2021 | Stand 17.01.2021, 3:33 Uhr
Blumenpracht zur Abholung bietet Diana Fink im Blumenhandwerk. Die Möglichkeiten, Sträuße, Dekoration und Pflanzen zu kaufen, sind vielfältig. Die Schaufenster sind nach Themen gestaltet und bieten zusätzliche Inspiration. −Foto: Hanne

Neuburg - Läden und Geschäfte in Neuburg und der Umgebung dürfen zwar noch nicht wieder regulär öffnen, aber sie dürfen Waren zur Abholung bereitstellen.

Als Click and Collect wird das Vorgehen bezeichnet, das schon seit längerer Zeit besteht, aber besonders jetzt in der Pandemie an Bedeutung gewinnt. Dabei können Kunden online, aber auch per E-Mail oder Telefon Artikel vorbestellen und dann im oder vor dem Laden abholen.

Auf dieses Prinzip setzt Diana Fink in ihrem Geschäft Blumenhandwerk bereits seit dem ersten Lockdown. "Wir haben daraus gelernt und unser Angebot immer weiter ausgefeilt", erklärt sie. Der Blumenladen verfügt über einen Online-Shop, in dem beispielsweise Blumensträuße und Trockenblumendeko bestellt werden können. Kunden erreichen den Laden über Facebook, Instagram oder WhatsApp, per Telefon oder sie geben ihre Bestellung über eine extra vor dem Laden ausliegende Bestellkarte ab. Direkt vor der Tür des Blumengeschäfts steht auch eine Box für die Bezahlung der Pflanzen. "So sind jetzt rund um die Uhr Bestellungen möglich", sagt Fink. Die Nachfrage sei schon das ganze Jahr über da gewesen, erzählt sie. Die Bestellungen werden bar in der Box oder per PayPal bezahlt. Anschließend stellt das Team der Blumenwerkstatt alles zusammen und platziert die fertigen Waren entweder draußen zur Abholung oder liefert sie aus. Auf die Bezahlung auf Vertrauensbasis sei Verlass, bestätigt Daniela Fink.

Dass die Abholung sehr gefragt ist, berichtet Christoph Eitl vom Hagebaumarkt. Click and Collect sei gut angelaufen. "Der Montag war noch etwas verhalten, aber mittlerweile glüht das Telefon. " Auch der Baumarkt hält einige Möglichkeiten für Kunden parat. Sie können die gewünschten Artikel online bestellen und reservieren, sich per E-Mail oder per Telefon melden, wodurch momentan noch die meiste Beratung möglich ist. Die Waren werden dann vom Personal des Baumarktes zusammengestellt und von den Kunden im Abholbereich vor den Kassen angenommen. Bezahlt wird erst im Markt, natürlich kontaktlos. "Dabei sind FFP2-Masken Pflicht", erklärt Eitl. "Außerdem darf jeweils nur ein Kunde herein, jeder bekommt ein Zeitfenster zugewiesen, um zu vermeiden, dass sich zu viele Menschen ansammeln. " Vor dieser Lockerung war der Baumarkt nur für das Gewerbe offen, also für Handwerker oder Landwirte. Jetzt berichtet Eitl von acht bis zehn Kunden pro Stunde, die über das Abholsystem oft alltägliche Sachen besorgen, im Moment vor allem Streugut.

Das Modegeschäft Brenner setzt ebenso auf verschiedene Möglichkeiten, den Kontakt zu Stammkunden auch in Zeiten des Lockdowns aufrecht zu erhalten. Geschäftsführer Thomas Holatko erzählt, dass das Modehaus über einen Online-Shop sowohl Lieferung als auch Abholung anbietet. "Wir machen auch selber kleine Shootings mit Produkten im Laden und zeigen die Bilder auf Facebook und Instagram. Angezogen sehen viele Sachen einfach besser aus. " Kunden, die sich für Produkte interessieren, können sich per Whats-App, Telefon, Facebook, Instagram oder E-Mail melden. Auch eine Beratung per Videotelefonie ist möglich. Die Abholung erfolgt dann einzeln im Laden, unter Einhaltung von Abständen und Maskenpflicht. "Unseren Stammkunden geben wir auch mal Artikel mit, die sie ausprobieren können, bevor sie sie kaufen", berichtet Holatko. Umtausch sei natürlich auch bei Lieferung und Abholung noch möglich, gerade nach der Weihnachtszeit ein wichtiger Punkt.

Thomas Holatko hofft, dass mehr lokale Geschäfte auch zu Zeiten von Corona für die Kunden erreichbar bleiben. "Ich wünsche mir, dass andere Geschäfte sich bemühen und nicht einfach ein Schild raus hängen: Wegen Corona geschlossen. " Die Möglichkeiten, das eigene Geschäft online präsent und verfügbar zu machen, seien vorhanden. "Wenn die Kunden nicht zur Ware können, dann müssen wir die Waren zum Kunden bringen. " Der Bedarf nach solchen Angeboten sei auf jeden Fall da, meint er. Der Geschäftsführer sieht den Online-Handel aber eher als "Verlängerung der Ladentheke", der persönliche Kontakt und das Vertrauen der Kunden will er dabei nicht aus den Augen verlieren. Auch wenn das Modehaus Brenner bereits vor der Lockerung am Montag Waren ausgeliefert hat, war dennoch spürbar, dass die Medienaufmerksamkeit zum Thema Click and Collect die Nachfrage seit Montag erneut gesteigert habe.

Als "einen Tropfen auf dem heißen Stein" beschreibt Michael Regnet, Leiter des Neuburger Stadtmarketings, die Lockerung. "Abholung war im ersten Lockdown ohnehin erlaubt, im zweiten war es eine Verschärfung, die jetzt wieder aufgehoben wurde. " Click and Collect an sich ist also kein neues Prinzip. Da die Kontakte reduziert werden und die Menschen das Haus nicht unnötig verlassen sollen, sei die Lieferung der Abholung außerdem vorzuziehen. Die Online-Präsenz der Läden in Neuburg unterstützt das Stadtmarketing mit einer Plattform auf neuburg. com. Dort gibt es eine Übersicht über die Geschäfte, die auch online vertreten sind. "Jeder, der einen Online-Shop hat, Lieferung oder Abholung anbietet, kann sich hier eintragen lassen", erklärt Regnet. Er beschreibt außerdem, dass die Solidarität der Menschen, lokal einzukaufen, wirklich spürbar sei. "Das merken wir zum Beispiel an Gutscheinen, der Neuro war im vergangenen Jahr teilweise ausverkauft. " Die Kaufkraft bleibe in Neuburg. Regnet kann sich vorstellen, dass auch nach Corona die geschaffenen, alternativen Angebote einiger Geschäfte erhalten bleiben, als Ergänzung zum Ladenverkauf. "Natürlich wollen die Händler die Leute eigentlich lieber im Geschäft haben", meint er. Damit dies nach Corona wieder möglich ist, benötigen viele Einzelhändler finanzielle Unterstützung. Da sieht der Geschäftsführer des Stadtmarketing in den stark verzögerten Novemberhilfen das viel größere Problem.

DK

 

 

Karen Hanne