Mit edlem Whisky ein Fass aufgemacht

21.05.2006 | Stand 03.12.2020, 7:52 Uhr

Seeshaupt (DK) Theresia Lüning ist in Siegenburg bei Abensberg aufgewachsen und musste als Kind oft zweimal am Tag Spargel essen. Das Edelgemüse mag sie trotzdem immer noch. Inzwischen verdient die Unternehmerin aus Seeshaupt am Starnberger See ihre Brötchen mit einem anderen, flüssigen Premium-Naturprodukt: Sie betreibt den womöglich weltweit größten Versandhandel mit Whisky.

Zu dem Geschäft kam Lüning fast wie die Jungfrau zum Kind. "Ich wusste vorher nichts von Whisky", gesteht die 49-Jährige. Nur beim Tanztee in Neustadt an der Donau, da hatte sie als junge Frau ab und an mal einen Whisky-Cola getrunken. Die Liebe zu der Luxus-Spirituose entstand nach den Dienstreisen ihres damals als Ingenieur tätigen Mannes nach Schottland, von denen er den ein oder anderen guten Tropfen mitbrachte. "So etwas hat es bei uns nicht gegeben", erinnert sich Theresia Lüning.

Also kam sie auf die in diesem Fall echt geistreiche Idee, es mit einem Versandhandel zu probieren. Das ließe sich gut nebenbei organisieren, dachte Lüning, die beiden Kinder waren ja schon in der Schule. Mit elf Kisten Whisky im Keller des Wohnhauses fing die Existenzgründerin 1993, wie sie sagt, "schneckenklein" an.

Doch dafür stürzte sich die gelernte Industriekauffrau, die zuvor ihrem Mann die Buchhaltung gemacht hatte, mit 100-prozentigem Einsatz in ihr Geschäft mit Hochprozentigem. "Wir haben tatsächlich alle 120 wichtigen Destillerien in Schottland abgefahren", berichtet die Unternehmerin. Auch in Irland und in den USA sahen sich die Lünings ausgiebig um. Bald machte der Frau in dem klassischen Männergeschäft k einer mehr etwas vor.

Lünings Laden brummte. 1996 war sie mit ihren in der Regel zwischen 30 und 50 € teuren Whiskeys bereits bei einem Umsatz von 400 000 € angelangt. Der größte Schub für "The Whisky Store" kam jedoch mit dem Internet, über das heute sieben von zehn Besteller ordern. Mehr als 50 000 Kunden umfasst mittlerweile die Kartei, die Lüning einen Umsatz von zuletzt 7,9 Mio. € und Jobs für 13 Mitarbeiter – darunter inzwischen auch ihr Mann – bescheren. "Nie im Leben", gesteht Lüning, "war das so geplant."

Eines der Erfolgsgeheimnisse der Unternehmerin ist ihr gigantisches Lager, in dem weit über 1000 Whisky-Sorten – Lüning: "die Elite der Elite" – teils palettenweise herumstehen. 96 Prozent der Produkte, und dazu zählt so ziemlich alles zum Thema Whisky bis hin zum schottischen Highland-Mineralwasser, sind immer vorrätig. So kann die Händlerin garantieren, dass vor neun Uhr morgens eingehende Bestellungen noch am selben Tag zum Kunden abgehen.

2002 hat Lüning den Deutschen Internet-Preis des Bundeswirtschaftsministeriums gewonnen. Ihren Anteil am Markt für Premium-Whisky in Deutschland beziffert sie auf mittlerweile 25 Prozent. Doch die Vorzeige-Unternehmerin hat auch Rückschläge verdauen müssen. Zum Beispiel im vorigen Jahr, als der Express-Dienstleister DHL die Paketpreise ins Ausland kurzerhand vervierfachte. 15 Prozent ihres Umsatzes hat sie deswegen auf einem Schlag verloren, weil der Weiterexport nach Österreich , der Schweiz, Schweden und Finnland für die dortigen Kunden zu teuer geworden war.

Doch die Katerstimmung währte nur kurz. Schon sind die Umsatzverluste fast wettgemacht. Theresia Lüning hält sich da an ihre eigene Regel. "Für eine Firma gibt es nur einen Weg", sagt die Vollblutunternehmerin. "Und der geht nach vorne."