Mit Drehen und Kreuzen zu Spitzenkunstwerken

23.06.2009 | Stand 03.12.2020, 4:52 Uhr

Augenweide und Ohrenschmaus: Besucher und Hobbyklöpplerinnen genossen bei der Vernissage von "Kleidsame Spitze" die Harmonie von Ausstellungsstücken, Querflötenmusik und den Pflanzenarrangements von Anita Rauer. - Foto: Adamo

Böhmfeld (sdr) Drehen, kreuzen, drehen, kreuzen, Fixiernadeln setzen. Diese Abfolge haben die ideenreichen Hobbyklöpplerinnen Renate Schödl aus Böhmfeld, Thekla Pscherer, Lydia Lange und Karin Arnold aus Beilngries, Hildegard Thumann und Gisela Zettl aus Neuburg, Annemarie Bauer aus Greding, Klothilde Dienstbier aus Greding-Röckenhofen, Rosa Glöck aus Hepberg, Marga Stadler aus Berching, Waltraud Vogel aus Thalmässing, Anita Rath aus Burggriesbach, Henriette Stoll aus Baar-Ebenhausen, Brigitte Kern aus Neumarkt sowie Brigitte Zrenner aus Ingolstadt, allesamt beim Klöppelclub Beilngries aktiv, zur atemberaubenden Perfektion entwickelt.

Beim Schauklöppeln hatte das Publikum große Mühe, den flinken Händen auch nur einigermaßen zu folgen, doch die Klöppeltalente hatten für Interessentinnen auch nachvollziehbare Anweisungen parat.

Ihre vielfältigen künstlerischen Schöpfungen präsentierten sie im Rahmen ihrer dritten Ausstellung "Spitzfindigkeiten ..." – dieses Mal mit dem Untertitel "Kleidsame Spitze" – im Kotterhof in Böhmfeld. "Das bringt selbst einen weniger kreativen Mann zum Staunen. Ich freue mich über die Ausstellung, weil sie das kulturelle Leben im Kotterhof und in Böhmfeld bereichert", lobte der Hausherr des Kotterhofes, Bürgermeister Alfred Ostermeier, bei der Ausstellungseröffnung, die die Querflötistinnen Anna Miefeid und Marion Netter umrahmten. Es sei ein hohes Verdienst, so der Bürgermeister, dass diese alte Handarbeitskunst gepflegt und an die Jugend weitergegeben werde.

Renate Schödl, die im Böhmfelder Ferienprogramm einen Klöppel-Schnupperkurs anbieten wird, spannte in ihrem Referat einen Bogen von den Anfängen der Bekleidungsherstellung und -ausschmückung bis in die moderne Praxis und vermittelte dabei interessante Einblicke in die Eigenheiten dieser handwerklichen Sparte.

Hauchfeine Spitzen- und Rüschenkreationen für Taufe, Kommunion und Hochzeit, für außergewöhnliche Blusen, Kleider, Hüte, Kissenbezüge und Handtaschen. Zierende Kragen in allen Variationen, kapriziöse Häubchen, naturnahe Schmetterlinge, Blüten, Vögel und Insekten. Verspielte und elegante Tischdecken und Monogramme, schicke Tücher, Schals, Westen und Überwürfe, wunderschöne Fächer und gerahmte Spitzenbildnisse. Geklöppelte, kostbar anmutende Geschmeide für Dekolleté und Ohren sowie insbesondere die von Lydia Lange und ihren Klöppelschülerinnen angefertigten ikonenhaften Klosterarbeiten mit filigranen Bändern und der Brillanz von Gold, Silber und Perlen. Ästhetik und Qualität, Material-, Formen- und Farbmannigfaltigkeit, aber auch die Quantität der zarten bis plastisch markanten Klöppelgeschöpfe faszinierten die Besucher der zweitägigen Ausstellung. Blickfänge waren aber ebenso spitzengesäumte Chorröcke und Leinenhemden aus früheren Zeiten.