Heideck
Mit der Stalllaterne zum Rorate-Amt

Alte Weihnachtsbräuche sind Thema im Heidecker Erzählcafé – "Mettenwurst" an Heiligabend

09.12.2013 | Stand 02.12.2020, 23:19 Uhr

Einen über 150 Jahre alten Einkaufskorb zeigt Andreas Meier im Heidecker Erzählcafé. Der Korb diente den Taglöhnern auf Schloss Kreuth zum Einkaufen in Heideck. - Foto: Wechsler

Heideck (wex) Im Lauf der Zeit sind viele Weihnachtsbräuche in Vergessenheit geraten oder haben sich verändert. Es gibt aber Anstöße, alte Rituale wieder aufleben zu lassen. So werden in der Heidecker Stadtpfarrkirche wieder Rorate-Ämter abgehalten. Alte Heidecker konnten sich im Erzählcafé an einige Bräuche aus der Vorweihnachtszeit erinnern.

Längst vergessen ist der Brauch, ab dem 1. Advent die Mutter-Gottes-Figur vor allem zu älteren Leuten zu tragen. Die Figur stand nur einen Tag in der gleichen Familie und musste dann weitergegeben werden. Die Überbringer sangen ein Lied und bekamen meist Süßigkeiten oder auch eine Geldspende. Die Süßigkeiten durften die jungen Mädchen behalten. Das Geld mussten sie bei der Klosterschwester abgeben. Auch Kinder hatten untereinander Mutter-Gottes-Bilder ausgetauscht. Zu früheren Zeiten galt die Adventszeit als Fastenzeit. So durfte das Weihnachtsgebäck nicht vor Heilig Abend gegessen werden.

In nur noch wenigen Familien wird der Barbarazweig aufgestellt. Besonders geeignet sind dazu Zweige von Forsythien, vom Apfelbaum oder vom Kirschbaum. Wenn sie am Namenstag der heiligen Barbara in eine Vase mit Wasser gestellt werden, blühen sie zum Weihnachtsfest. Die von Richard Böhm erzählte Geschichte der heiligen Barbara brachte den Sinn dieses Brauchs näher.

Wieder belebt werden sollen die Rorate-Ämter, die einst an vier Wochenenden im Advent in der Stadtpfarrkirche abgehalten wurden. Bei den festlichen Gottesdiensten mit Weihnachtsliedern wurde in der Kirche das Licht gelöscht und die Besucher konnten nur mit den mitgebrachten Kerzen ein leichtes Dämmerlicht erzeugen. Da diese Ämter bei Nacht abgehalten wurden, kamen die Kirchgänger unter anderem vom Schloßberg herab in einem von weitem sichtbaren Lichterzug, bei dem ihnen die Stalllaternen den Weg wiesen.

Zu früheren Zeiten waren es meist die Lehrer, die in der Kirche die Orgel spielten. Daher kommt der Ausspruch „der Lehrer, der seine Frau, die Kinder und die Orgel schlug“. In Heideck waren es aber mehr die Klosterschwestern, die auf der Orgel den Gottesdienst umrahmten.

Am Tag vor dem Heiligen Abend war es in Heideck üblich, dass in der Kapelle des Altenheims auf Schloss Kreuth ein Weihnachtssingen oder ein Krippenspiel stattfand. Auf Schloss Kreuth war in dem 1888 erbauten L-Bau, der einst für Gäste vorgesehen war, Anfang der 1940er Jahre ein Altenheim mit bis zu 30 Bewohnern eingerichtet worden. Nachdem es keinen Hausgeistlichen des Fürsten zu Öttingen-Spielberg, dem Besitzer, mehr gab, feierte der Heidecker Pfarrer hier wöchentlich eine Messe. Herbert Hofbeck konnte sich noch gut an seine Ministrantendienste erinnern. Das Altenheim bestand noch bis in die 1960er Jahre.

Am Namenstag des heiligen Thomas, dem 21. Dezember, und am Stephanstag, dem 26. Dezember, gingen früher die Kinder von Haus zu Haus und trieben mit Birkenbesen die bösen Geister aus. Sie wurden dafür mit Süßigkeiten belohnt.

Ein Brauch, der längst vergangen ist, ist der Besuch einer Gaststätte im Anschluss an die Christmette. Dort gab es dann die „Mettenwurst“. Es waren geräucherte Bratwürste, die kurz gekocht und heiß gegessen wurden. Richard Böhm konnte sich noch gut daran erinnern. In seiner Familie wurde allerdings die Wurst zu Hause gegessen. Von dem Paar Bratwürste bekam der Vater eine, die zweite wurde auf die vier Kinder verteilt. Die Mutter ging dabei leer aus.

Weitere Themen des letzten Erzählcafés waren die Zunftpflicht der Kleinkrämer (Pragner) im Mittelalter und das Leben auf Schloss Kreuth, wo viele Heidecker als Taglöhner ihr Geld verdienten. Zum nächsten Erzählcafé hat Richard Böhm am Donnerstag, 9. Januar 2014, eingeladen.