Schrobenhausen
Mit der richtigen Idee durch die Krise

Mitten in der Pandemie entwickelte die Firma Starringer ein Produkt, das ankommt

01.11.2020 | Stand 02.12.2020, 10:14 Uhr |
Bis zur fertigen Lederhose sind es viele Arbeitsschritte: Bevor Tobias Scholz den Kunden im Schauraum ein handgefertigtes Exemplar präsentieren kann (oben), ist in der Produktion viel zu tun. Firmenchef Knut Starringer (unten l.) entwirft ein neues Modell, Schneiderin Ulrike Walbaum schneidet die Einzelteile einer Hose zu (unten Mitte), bevor es zur Arbeit an der Nähmaschine geht (unten r.). − Foto: Wöhrle

Schrobenhausen - Die Bekleidungsbranche geriet durch Corona schwer in die Krise, da macht auch die Tracht keine Ausnahme .

Die Volksfeste wurden abgesagt, die Wiesn fiel heuer aus, Hochzeiten werden verschoben - wer braucht da schon eine neue Lederhose, noch dazu eine maßgeschneiderte? Auch bei dem Schrobenhausener Unternehmen Starringer, das sich auf handgemachte Lederhosen und individuelle Motorradbekleidung spezialisiert hat, gingen mit Ausbruch der Pandemie die Kundenaufträge zurück.

Einige Zeit verlegten sich die Mitarbeiter auf die Produktion von Masken. Doch schnell war klar, dass eine neue Geschäftsidee her musste. Gemeinsam entwickelte das Starringer-Team die handgemachte Handwerkerlederhose für Dachdecker, Schreiner, Kaminkehrer oder andere Berufe. Und die erfreut sich mittlerweile so großer Beliebtheit, dass sogar schon internationale Bestellungen in Schrobenhausen eingehen. "Das funktioniert ziemlich erfolgreich", freut sich Tobias Scholz, der bei Starringer für das Marketing und Vertrieb zuständig ist. Die Handwerkerlederhosen aus Schrobenhausen werden bis nach Norddeutschland, Österreich, England und Italien geliefert. Dort hat ein Kunde sogar gleich zwei Hosen auf einmal bestellt. Das Besondere an dem Konzept: Die Kunden müssen nicht anreisen und bekommen trotzdem perfekt sitzende Ware.

"Wir haben eine Möglichkeit zur Maßfertigung ohne einen Termin bei uns im Hause", erklärt Scholz. Wer bei Starringer eine Lederhose bestellt, muss seine genauen Maße durchgeben, anhand derer zunächst ein Stoffmodell gefertigt wird. Dieses Modell bekommt der Kunde zugeschickt. Bei der Anprobe macht er vier Fotos von sich, damit die Schneiderinnen von Starringer die Passform genau beurteilen können. Dann erst wird die Hose in Leder gefertigt, und zwar meistens in Hirschleder. Gefragt sind dabei vor allem die Farben schwarz und dunkelbraun. "Unsere Anfertigung der Handwerkerlederhose, einer Lederhose speziell für Handwerker, trifft den Nerv der Zeit", betont Scholz. Neun von zehn Lederhosen, die bei Starringer bestellt werden, sind mittlerweile spezielle Handwerkerlederhosen. Sie werden ganz nach dem Wunsch des Kunden gefertigt und beispielsweise mit Zunftzeichen und dem Firmenlogo bestickt.

Der Vorteil der Lederarbeitshose ist ihre Langlebigkeit. Gerade diese Eigenschaft wird von Handwerkern sehr geschätzt Weil die Lederhosen beim Arbeiten einiges aushalten müssen, bietet Starringer auch dafür einen Service an. In der kalten Jahreszeit nehmen etliche Kunden diesen Service in Anspruch und schicken die Hosen zur Überarbeitung zurück. Danach gehen sie wieder in Bestform zurück. Denn eine Lederhose kann man eigentlich nicht kaputt machen, so Tobias Scholz, "man kann sie meistens noch weitervererben".

SZ

Artikel kommentieren