Riedenburg
Mit der Leica auf Motivsuche

Artist in Residence Jörg Gruber arbeitet in Riedenburg an einem Projekt über "Donaubäume"

04.10.2021 | Stand 09.10.2021, 3:35 Uhr
Der Fotograf Jörg Gruber (links) arbeitet in Riedenburg an einem Projekt über Donaubäume. Initiator des "Artist in Residence"-Programms ist Fabian Helmich. −Foto: Ehrlich

Riedenburg - Artist in Residence?

Was steckt eigentlich hinter diesem Begriff, werden sich sicherlich viele Menschen fragen. Dabei ist der Gedanke hinter dem spannenden Projekt, das jetzt in Riedenburg gestartet wurde, schnell erklärt. Die Idee ist, dass unterschiedliche Künstler aus Deutschland, Europa und der ganzen Welt für zwei Wochen in einem Ort leben und während dieser Zeit an ihren künstlerischen Projekten arbeiten. Es wird ihnen Raum und Zeit für ihre Arbeit in einer neuen, hoffentlich inspirierenden Umgebung zur Verfügung gestellt.

Interessierte Bürger können den Künstlern über die Schulter schauen. Der gegenseitige Austausch der Kulturen und Lebensweisen ist dabei ein wichtiger und gewünschter Punkt des Programms. Es sollen sowohl die Kunstschaffenden als auch die Riedenburger davon profitieren. Am Ende des vierzehntägigen Aufenthalts bildet eine Ausstellung oder ein Konzert den abschließenden Höhepunkt des "Artist in Residence"-Programms.

Bereits 2017 verwirklichte Fabian Helmich, der Initiator und Ideengeber, schon einmal ein solches Vorhaben. Nach einer längeren Pause wird das Projekt wieder aufgenommen. Erster Künstler in diesem Jahr ist der Kameramann und Fotograf Jörg Gruber aus Berlin. Seit 1. Oktober ist er in Riedenburg und arbeitet an einem Fotoprojekt über "Donaubäume". Bei einer kleinen Begrüßung im Laden der Gestaltenden Gesellschaft am Marktplatz in Riedenburg wurde Gruber am vergangenen Freitag vorgestellt.

"Seit meinem 21. Lebensjahr beschäftige ich mich mit Fotografie und Filmen", erklärte der Künstler. Geboren wurde Jörg Gruber in Kelheim und auch seine Jugend verbrachte er in Niederbayern. Jörg Gruber und Fabian Helmich kannten sich bereits damals und so entstand auch die Idee zur aktuellen Zusammenarbeit. Gruber lebt mittlerweile seit vielen Jahren in Berlin und arbeitet hauptsächlich als freiberuflicher Kameramann für Dokumentar- und Spielfilme.

Sein Beruf führte ihn bereits zu vielen spannenden und abenteuerlichen Orten auf der ganzen Welt. So drehte Gruber beispielsweise in Pakistan und Indien. Eines seiner jüngsten Filmprojekte war der Dokumentarfilm "Slahi und seine Folterer". Diese ARD-Dokumentation erzählt die Geschichte eines Häftlings, der lange Zeit im US-Gefangenenlager Guantanamo Bay interniert war und die spätere Suche nach dem damaligen Wachpersonal, das Slahi in den Jahren 2002 bis 2004 gefoltert hatte. Gruber war bei dieser Doku der verantwortliche Kameramann und reiste dafür fast durch die ganze USA.

In Riedenburg geht es aber um weniger ernste Themen. Der Künstler fotografierte im Vorfeld bereits viele Bäume an der Donau. Verschiedene Details der Bäume werden im Rahmen des Projekts digital bearbeitet und schließlich neu zusammengesetzt, so entstehen einzigartige Bilder.

Gerahmt werden die Fotos anschließend mit einem besonders alten Holz, das von einer Scheune bei Reichertshofen stammt. Die Rahmung übernimmt das Baubüro Schiefer, in dessen Halle am 16. Oktober auch die große Abschlussausstellung stattfindet.

"Das wird bestimmt eine tolle Sache", freut sich Gruber. "Für die Präsentation der Fotos haben wir uns einige spektakuläre Sachen einfallen lassen", ergänzt Helmich. "Gerade den Kontrast zwischen den Kunstwerken und der industriellen Halle ist sehr spannend. " Aber auch ein paar aktuelle Fotos möchte Gruber in den nächsten zwei Wochen noch machen. Vielleicht entdeckt der eine oder andere den Künstler in der näheren Umgebung, wie er mit seiner Leica-Sucherkamera durch die Gegend streift, immer auf der Suche nach neuen Motiven.

Die Vernissage findet am 16. Oktober ab 19 Uhr im Baubüro Schiefer in der Ländenstraße 12 in Riedenburg statt. Landrat Martin Neumeyer (CSU) und Riedenburgs Bürgermeister Thomas Zehetbauer (CWG) haben bereits ihr Kommen angekündigt. Zur Ausstellung sind alle Kunst- und Fotofreunde eingeladen.

ehb