Hilpoltstein
Mit der Bibel aus dem alten Trott

Günther Beckstein spricht in Hilpoltstein über sein Buch "Die Zehn Gebote Anspruch und Herausforderung"

22.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:47 Uhr

Zum Dank für seinen Besuch in Hilpoltstein überreicht Marianne Herzog, die Vorsitzende des Hilpoltsteiner Frauenbunds, ein kleines Geschenk an Günther Beckstein. - Foto: Heubusch

Hilpoltstein (bus) Vor rund 100 Zuhörern hat der ehemalige Bayerische Ministerpräsident Günther Beckstein am Mittwochabend auf Einladung des Zweigvereins Hilpoltstein im Katholischen Deutschen Frauenbund (KDFB) und der Erwachsenenbildung Neumarkt über sein Buch "Die Zehn Gebote - Anspruch und Herausforderung" gesprochen.

Beckstein, der übrigens der erste evangelische Ministerpräsident Bayerns nach dem Zweiten Weltkrieg war, begann seinen Vortrag mit der Anmerkung, dass das Reformationsjubiläum, das im vergangenen Jahr gefeiert wurde, die beiden Konfessionen näher zueinander geführt habe. Über sein Buch sagte er, dass es keinesfalls eine Autobiografie sei, sondern eher die Frage stelle, ob die Politik mit seinen christlichen Überzeugungen übereinstimme. Bei der Vorbereitung zu diesem Buch habe er schnell bemerkt, dass die Zehn Gebote - die bei Luther gerade mal aus 103 Worten bestehen - am Besten passen würden. Dem fügte er hinzu, dass heutige Gesetze und Vorschriften aus Milliarden von Worten bestünden.

Das erste Gebot "Ich bin der Herr, dein Gott", sei auch mit dem Artikel 1 des Grundgesetzes "Die Würde des Menschen ist unantastbar" gleichzustellen. Doch hänge die Würde eines Menschen nicht von dessen Eigenschaften ab, denn alle Menschen haben die gleiche Würde, so Beckstein.

In seiner Karriere habe er stets gegen das dritte Gebot - "Du sollst den Sonntag ehren" - verstoßen. Denn gerade an diesen Tagen seien die Menschen gut erreichbar gewesen. Auch wenn es Schwerstarbeit sei, diese beispielsweise in einem Bierzelt anzusprechen. Die dichte Terminplanung als Politiker - gerade an Sonn- und Feiertagen - sei im Nachhinein sein größter Fehler gewesen, sagte Beckstein. Jetzt wolle er sich Zeit nehmen, um aus diesem Trott herauszukommen - so wie auch die Bibel es fordere. Beckstein bat die Zuhörer, die Sonn- und Feiertage als Geschenk anzunehmen. Seiner Ansicht nach sei es auch ein Fehler gewesen, für die Pflegeversicherung den Buß- und Bettag abzuschaffen.

Bei der Erklärung zum siebten Gebot "Du sollst nicht stehlen" kritisierte Beckstein, dass in unserer Gesellschaft einem unverschämten Reichtum oft eine unverschämte Armut gegenüberstünde. Deshalb plädiere er schon seit langem für eine Regulierung der Finanzwirtschaft.

Zum Schluss seiner Ausführungen betonte Beckstein, dass jeder in der Politik wissen müsse, dass die eigenen Argumente stets Gegenargumente erzeugen würden. Jeder solle dabei versuchen, Toleranz zu üben. In diesem Zusammenhang erzählte er von einer intensiven Talkshow mit der Grünen-Politikerin Claudia Roth, die für ihn zum Prüfstein seiner Toleranz geworden sei. Demokratie lebe letztlich aber vom Streit und dem Austausch von Argumenten. Nach dem rund eineinhalbstündigen Vortrag von Günther Beckstein hatten dann noch die Zuhörer Gelegenheit zur Diskussion mit dem früheren Ministerpräsidenten.