Schwabach
Mit der Bevölkerung im Austausch bleiben

Virtuelle Bürgerkonferenz feiert in Schwabach gelungene Premiere - Für OB Reiß "kein Ersatz für Bürgerversammlung"

05.02.2021 | Stand 23.09.2023, 16:53 Uhr
Matthias Hertlein
Bürgernähe digital: Polizei, Verkehrsamt und Fachreferenten, in der Mitte Oberbürgermeister Peter Reiß. −Foto: Hertlein

Schwabach - Internet, Social Media, Podcast, virtuelle Bürgerbesprechungen: Der Zeitgeist stapft mit großen Schritten durch die Rathausflure am Königsplatz 1. Anspannung und Aufregung sind trotzdem groß - der Ehrgeiz auf gutes Gelingen auch - bei Schwabachs Oberbürgermeister Peter Reiß (SPD) bei der Premiere der Online-Bürgerkonferenz: Verwaltungs-Talk ohne Bürgeranwesenheit, dafür ein wenig im High-Tech-Fieber und medialer Aufbruchsstimmung.

Das Stadtoberhaupt hat für die Teilnehmer Süßigkeiten mitgebracht. Und wird rund zwei Stunden später zufrieden mit dem Ablauf der Premiere sein. Bei Schwabachs erster Online-Bürgerkonferenz.

175 Bürger haben sich zum Internet-Ereignis gemeldet, im Vorfeld Fragen eingereicht oder während der Sendung gestellt. Stadtsprecher Jürgen Ramspeck ist auf dem Balkon des Markgrafensaals Dirigent und unaufgeregter Chat-Koordinator, präpariert die Anfragen für die Podiumsteilnehmer lesbar. Später korrigiert Ramspeck die Bürgerbeteiligung nach oben auf 183. Das virtuelle Spektakel mit Mund-Nasen-Schutz, Laptop und Regieanweisungen läuft passabel und geordnet ab.

In seinem Fazit klingt ein wenig Stolz durch. "Im Durchschnitt hat jeder die Streaming-Veranstaltung 33 Minuten lang verfolgt, das ist doch fürs erste Mal ganz beachtlich gewesen," freut sich der Pressesprecher. Assistiert haben ihm Sabine Wehrer und Brigitte Schindler, während unten im Saal von Sabine Maier und Katrin Grimm aus dem Bürgermeisteramt der Stadt alles protokollieren.

"Dieses Format soll eine Ergänzung zum klassischen Format der Bürgerversammlungen darstellen, welches in der derzeitigen Pandemielage eine gute Möglichkeit bietet, um mit den Bürgern im Austausch zu bleiben", sagt Reiß, kürzlich 31 Jahre geworden. "Es ist jedoch kein Ersatz für Bürgerversammlungen - sobald diese wieder möglich sind, werden sie auch weitergeführt. " Aber die virtuelle Übertragung ist immerhin eine kreative Spielwiese, um im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit mitzuhalten. Das Zauberwort virtuell hat sich in Franken wie eine Epidemie verbreitet. Auch in Schwabach, oder gerade da, mit einem Social-Media-engagierten Stadtoberhaupt.

Peter Reiß ist mal Moderator, mal auch der, der die Fragen selbst beantwortet. Seine Fachreferenten haben aber auch ausreichend Zeit und genügend Spielraum, sich zu profilieren. Stadtrechtsrat Knut Engelbrecht, Stadtkämmerer Sascha Spahic, Ricus Kerckhoff (Stadtbaurat), Winfried Klinger (Geschäftsführer Stadtwerke), Lutz Pfüller (Straßenverkehrsamt) und Anton Kotz (Polizeiinspektion).

Der tritt beim Bürger-Chatten allerdings nur kurz, eigentlich zu kurz in Erscheinung: "Was macht die Polizei in Schwabach, um die Coronavorschriften zu überwachen? " Die Frage gibt es samt Chat-Zusatz via Bildschirm für die Podiumsteilnehmer: "Herr Kotz war noch nicht dran und wird gewünscht. " Allerdings scheint die Vorschriftenüberwachung in Schwabach nicht gerade schwierig zu sein. Kotz: "In der Regel sind die Schwabacher sehr vernünftig. " Unter dem Strich sind die Themen auf die restlichen Teilnehmer flächendeckend verteilt.

OB Reiß findet es prima: "Es ist natürlich etwas anderes, wenn man die Reaktion der Leute live mitnimmt, aber man hat gemerkt, dass die Leute dabei sind. Ich will auf jedem Fall so ein Streaming wiederholen. " An den Fragen habe man gemerkt, dass mit dem Format ein ganz anderes Publikum angesprochen werde. "Es waren viel mehr Themen wie Radverkehr, Familie und Klimaschutz als bei den klassischen Bürgerversammlungen. Mir hat hat es sehr viel Spaß gemacht und ich glaube, es ist auch gut gelungen. " Reiß abschließend: "Aber es ist auch ein großer Aufwand. Man steht auf der Bühne zwei Stunden im Fokus, man muss da schon ,on point' sein. "

HK

Matthias Hertlein