Hilpoltstein
Mit den Kindern auf Augenhöhe

Bartimäus-Kindergarten feiert 25-jähriges Bestehen – Pionier der Integration

25.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:27 Uhr
Jubiläum Bartimäus-Kiga −Foto: Leykamm, Jürgen, Weimersheim

Hilpoltstein (HK) Die Buben und Mädchen in einer Kindertagesstätte gut zu betreuen und dabei junge Menschen mit besonderem Förderbedarf nicht zu vergessen: Mit dieser Intention ging 1992 der Hilpoltsteiner Bartimäus-Kindergarten an den Start. Jetzt kann die Einrichtung 25-jähriges Bestehen feiern.

In vielerlei Hinsicht kann die Einrichtung, deren Bau die Stadt übernommen hat und die von der evangelischen Kirche betrieben wird, eine Vorreiterrolle beanspruchen. Und das bereits bei der eigenen Konzeption, denn vor einem viertel Jahrhundert war es der erste integrative Kindergarten im Landkreis und leistete so im gesamten Freistaat Pionierarbeit.

Im ersten Jahrzehnt des neuen Jahrtausends geschah Gleiches mit dem Aufbau einer Modellkrippe. Vorübergehend hatte man sich zudem der Schulkindbetreuung gewidmet. Darüber hinaus nimmt der Mitarbeiterstamm immer wieder an verschiedenen Schulungen teil und verwirklicht gemeinsam mit den Kindern viele eigene Projekte. So ist der Bartimäus-Kindergarten ein zertifiziertes „Haus der kleinen Forscher“ und legt Wert auf „wertvolle Kleinkindpädagogik“, wie sie von der Bildungsinitiative Nürnberg vermittelt wird.

Gleichwürdigkeit, Achtsamkeit und Wertschätzung stehen bei dieser Form der Kinderbetreuung hoch im Kurs, wie Gisela Kanzler, die Leiterin des Kindergartens, erläutert. Auf Augenhöhe mit den Kindern reden – und das nicht nur im übertragenen Sinne. Gefühle sollten demnach nicht unterdrückt werden, weder bei den Buben und Mädchen noch seitens des Mitarbeiterteams.

All dies hat erstaunliche Folgen: „Die Kinder sind viel ruhiger und ausgeglichener“ so Kanzler. Sprache sei ebenso von zentraler Bedeutung. So gibt es unter anderem eine Sprachwerkstatt, in der sich Worte erleben lassen. Doch die Vorgehensweise ist nicht dogmatisch, das Wohl des Kindes steht laut Kanzler an oberster Stelle und es gelte, das eigene Tun immer wieder zu hinterfragen. Auch in einer Kita „unterliegt vieles einem stetigen Wandel, einem Wachsen und Werden“, so die Leiterin beim Festgottesdienst. „Und so manches Erblühen hat es schon gegeben“.

In einem Anspiel machten dies die Kinder selbst deutlich, verwandelten sich in Sonne und Regenmacher, um einen Baum vom Samenkorn in seinem Wachstum zu voller Pracht zu verhelfen. Daran knüpfte auch das Geschenk an, das zum Geburtstag die Umweltbeauftragte der evangelischen Kirche, Sieglinde Faber, überreichte: Jede Gruppe darf im November an der Forstwiese (oberhalb des Kriegerdenkmals am Solarer Berg) ein Bäumchen pflanzen. Damit „schenken wir euch ein Stück Heimat“, so Faber.

Bis die Bäume mal Früchte tragen, dauert es noch fünf Jahre. Gleich genießen aber konnten die Jubiläumsgäste die große Geburtstagstorte, die Pfarrerin Verena Fries präsentierte. Die jeweiligen Früchte, auf die sich die Gruppennamen beziehen (Brombeere, Erdbeere, Himbeere, Zwetschge), waren eingebacken.

Einen Scheck hatte Bürgermeister Markus Mahl dabei als und Landrat Herbert Eckstein spendierte einen Lauflernwagen. Integration werde hier nicht nur propagiert, sondern von Beginn an auch gelebt, lobte Eckstein. Man habe damals ein „mutiges Projekt“ ins Leben gerufen, das sich bewährt habe. Mahl würdigte indes die hohe Weiterbildungsbereitschaft des Teams, das hierfür auch Freizeit opfere. Er erinnerte an die 1,8 Millionen Personalkostenzuschuss, welche die Stadt in diesem Jahr wieder in die Kinderbetreuung investiere. „Aber das ist es uns auch wert“, betonte er.

Nach einem Musikstück von Thalia Fries (Gesang) und Karin Greber (Piano, Musikschule Hilpoltstein) gab es erst einmal Essen im benachbarten Zelt, bevor am Nachmittag der Kindergarten selbst besichtigt werden konnte. Er ist als Konstruktion mehrerer Jurten konzipiert, die sich in der Aula treffen. Zusätzlich zieren die Räume zahlreiche Kunstwerke wie die „Flügelflagel“ von Richard Pinkert.

Rechtzeitig zum Jubiläum wurden die Böden auf Hochglanz gebracht, letztes Jahr besserte man das Dach aus. Derzeit würden 68 Kinder betreut, fünf von ihnen in einer integrativen Gruppe, um die sich vier Fachkräfte kümmern. Auch die heute zehnjährige Leonie hat die Einrichtung vor Jahren besucht. „Es hat mir hier sehr gut gefallen“, sagt sie. Ihren Pfadfinderkumpels Farina und Matteo gab sie zum Fest eine kleine Führung durch die Räume, die die letzten 25 Jahre in Wimpelform zierten.

Der Nachmittag stand schließlich im Zeichen vielfältiger Aktivitäten. Es galt Holzkreuze zu gestalten aber auch Ponyreiten und Sackhüpfen waren sehr beliebt. Die fest installierten Außenspielgeräte wurden ebenso gerne angenommen. Schatzsuche und Stockbrotbacken begeisterten die Kinder genauso wie Dosenwerfen, Armbänder basteln und Popcorn zubereiten. Beim Filztheater sah man die Raupe sich in einen Schmetterling verwandeln und bei einer Ausstellung konnten die Eltern die Kunstwerke ihrer Kinder kaufen.