Abensberg
Mit den eigenen Leuten auf den Thron

Judoka des TSV Abensberg präsentieren neue Abteilungsleitung und nennen Ziele für die Zukunft

07.06.2018 | Stand 23.09.2023, 3:27 Uhr

Abensberg (DK) Mit dem Plan, künftige Bundesliga-Judoka aus dem eigenen Nachwuchs zu rekrutieren, startet die neue Abteilungsleitung des TSV Abensberg ihre Arbeit. Bei einer Pressekonferenz in der Abensberger Josef-Stanglmeier Halle formulierte der neue Vorstand das Saisonziel, ins Bundesligafinale einzuziehen.

Sieben Europacup-Titel gewannen die Abensberger Judoka in ihrer Vereinsgeschichte. Dazu 20-mal die Deutsche Meisterschaft - Rekordmeister. Doch bei der Pressekonferenz, bei der die neue Abteilungsleitung vorstellt wurde, drapierten die Abensberger neben der langen Tafel, an der die hohen Herren der Judoabteilung sprachen, vier Pokale, die in ganz anderen Wettbewerben errungen wurden. Und diese Pokale verrieten mehr über die Marschrichtung der kommenden Jahre als all die Worte, die an der langen Tafel gesprochen wurden.

Der neue starke Mann in Abensberg ist seit Mitte März Martin Oberndorfer. Er löste Erwin Obermeier ab, der die Abteilung übergangsmäßig geleitet hatte. Laut Thomas Köthe, zuständig für die Finanzen in der Abteilung, genießt Oberndorfer großen Rückhalt sowohl im Bundesliga- als auch im drittklassigen Bayernligateam des TSV Abensberg. "Beide Mannschaften kennen Martin sehr gut. Das Ziel ist es, an die positive Entwicklung der Abteilung seit drei Jahren anzuknüpfen."

2015 zogen sich die Abensberger nämlich aus der Bundesliga in die Dritte Liga zurück. Zwei Aufstiege später stand der TSV wieder im Finalturnier um die Deutsche Meisterschaft und wurde Dritter. "Da wollen wir wieder hin", sagte Oberndorfer. Ein Weg, der mit eigenen Leuten bestritten werden soll.

Denn Rekordmeister sind die Abensberger zwar noch, die Vormachtstellung haben sie aber an das Hamburger Judo-Team abgegeben. "Ohne Externe geht es nicht", sagte der sportliche Leiter Reinhold Ennerst. "Aber es ist das große Ziel, Athleten aus der eigenen Reihen auf Bundesliga-Niveau zu bringen." Den groben Zeitrahmen dafür steckte Oberndorfer ab: "In den nächsten drei bis fünf Jahren sollen möglichst viele eigene Leute in den Bundesliga-Kader aufrücken."

Dass man sich dabei auf einem guten Weg wähnt, sollen die vier Pokale symbolisieren. Die wurden nämlich von U12-Jugendmannschaften bei Bayerischen und Südbayerischen Meisterschaften errungen. Kündigt sich die nächste Abensberger Erfolgsgeneration etwa schon an? "Wir haben in allen Altersklassen Erfolge", sagte Jugendleiter Michael Reinhold. "Wir sind uns sicher, dass einige Sportler in die großen Teams aufrücken können." Ein Fernziel sei es zudem, in den nächsten zehn Jahren eine Frauenmannschaft zu Wettkämpfen zu schicken, wie Reinhold Ennerst erklärte.

Grundlage für die Erfolge in den Jugendteams von der U10 bis zur U21 ist qualitativ hochwertiges Training. Bestes Beispiel: Ivan Radu. Der dreimaliger Judo-Olympiateilnehmer ist zwar bayerischer Landestrainer der U18, für den TSV trainiert er aber auch die Anfänger und die U10. "Ich bin und war immer Abensberger", sagt er. Dazu kommen Peter Dremow (U12, U15) und Individualtrainer Christopher Völk, Cheftrainer Jürgen Öchsner weiß also hauptamtliche Trainer um sich. "Ich bin froh und stolz auf dieses Wahnsinns-Trainerteam", sagt Öchnser.

Dass die Konkurrenz aus Hamburg wohl mehr finanzielle Mittel zur Verfügung hat, ist mehr als nur eine Vermutung. Deshalb soll der Angriff auf den Judo-Thron über die Jugendarbeit gelingen - ohne den Breitensport zu vergessen. "Es kann jeder kommen, wir fangen bei null an", versprach der zuständige Trainer Obermeier. Die Ziele der Leistungssportler sind hoch gesteckt: Die zweite Mannschaft strebt in der Bayernliga Aufstieg und Meisterschaft an, die Sportler sollen zudem in Einzelwettbewerben auch international erfolgreich sein. Der gute Name und die erfolgreiche Historie des TSV Abensberg zieht zwar viele Jugendliche an, für das angestrebte Nachwuchskonzept braucht es trotzdem Geduld.

"Es wird ein langer, beschwerlicher Weg", sagte Cheftrainer Öchsner. "Auch finanziell." Denn trotz eines kompetenten Trainerteams, das Jugendlichen bis zu fünf Trainingseinheiten pro Woche anbietet, und viel Herzblut - über den ein oder anderen zusätzlichen Sponsoren würden sich die Abensberger nicht beschweren. "Wir müssen uns weiterhin in der Bundesliga einen Namen machen, um Kinder für den Verein zu begeistern ", sagte Köthe. Und dafür braucht es Qualität im Bundesliga-Kader, die es nicht immer kostenlos gibt.
 

Christian Missy