Greding
Mit dem Reichtum kam die Schönheit der Tracht

Altenburger Land steht beim 24. Markt in Greding im Mittelpunkt

29.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:35 Uhr
Trachtenfreunde aus ganz Deutschland und darüber hinaus treffen sich jedes Jahr am ersten Septemberwochenende in Greding, wenn der traditionsreiche Markt ruft. −Foto: Luff

Greding (HK) Die Bühne vor dem Rathaus steht schon, den vielen Ständen am Gredinger Marktplatz wird noch der letzte Schliff verpasst. Am Wochenende heißt die Stadt ihre Gäste zum 24. Trachtenmarkt willkommen. Eine Veranstaltung, die deutschlandweit ihresgleichen sucht.

„Altes Gwand, gut aufgehoben“ ist der Trachtenmarkt diesmal überschrieben, Trachten aus Thüringen stehen besonders im Fokus. Im vergangenen Jahr waren es solche aus Andalusien, die die Besucher entzückten. Das dürfte auch dieses Mal der Fall sein, denn eine kleine, wenn auch wackelige, gedankliche Brücke lässt sich zu den diesjährigen Gewändern durchaus bauen. Denn es war die spanische Hofmode, die in früheren Zeiten erst das Kleidungsverhalten des deutschen Adels und dann auch des Bürgertums und des Bauernstandes inspirierte.

Einflüsse sind vor allem bei der Altenburger Tracht zu erkennen, die im Mittelpunkt der Präsentation der Gäste aus Thüringen steht. Bekannt ist der Ort eigentlich für seine dort hergestellten Spielkarten – immerhin wurde dort Skat erfunden –, aber „er ist auch kulturhistorisch sehr interessant“, wie Michael Ritter, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Bayerischen Landesvereins für Heimatpflege, im Pressegespräch erläutert. Fruchtbarer Boden habe hier für wohlhabende Landwirte mit großem Selbst- und Trachtenbewusstsein gesorgt. Das Folklorensemble von dort wird in Greding „eine Bauernhochzeit nachstellen“, weist der Experte auf den Höhepunkt hin. Zu sehen „sind eigenwillige und bestechende Trachten“. Der Rock etwa sei gefaltet und die sich prächtig türmende Kopfbedeckung der Damen namens „Hormt“ allein schon ein Hingucker. Die Herren lieben es laut Ritter dagegen eher prosaisch, weshalb sie die ihrige schlicht „Deckel“ nennen.

Die Tracht des Jahres 2017 darf im Programm nicht fehlen. Sie kommt aus dem Fläming in Brandenburg. Präsentiert wird sie vom Deutschen Trachtenverband. Weitere historische Gewänder und Tänze steuern der Bayerische Trachtenverband und der unterfränkische Rhein-Main-Gauverband bei.

Schon vor dem Silberjubiläum 2018 kann man heuer mit einer Premiere aufwarten. Zum ersten Mal wird sich im Rahmen des Marktes eine Organisation mit heimatpflegerischer Zielsetzung dem Publikum vorstellen. Zur Premiere präsentiert sich ein Verein, der selbst erst vor zwei Jahren gegründet wurde. Er nennt sich „Kulturerbe Bayern“ und stellt eine Initiative dar, die langfristig in eine Stiftung zur Erhaltung historischer Gebäude und einzigartiger Landschaftsteile anstrebt. Vom Vorsitzenden Johannes Haslauer gibt es bei zwei Vorträgen (jeweils ab 15.30 Uhr) Näheres über das Projekt zu hören.

Im Vergleich zum Organisationsteam des ersten Trachtenmarktes hat sich heuer der Generationenwechsel vollendet. Gesorgt hat hierfür die neue Trachtenberaterin des Bezirks Mittelfranken, Katrin Weber, die dieses Amt im vorigen November antrat, nachdem es Evelyn Gillmeister-Geisenhof nach 30 Jahren abgegeben hatte. Mit der Neubesetzung war auch der Umzug des Trachtenarchivs verbunden. Was Weber auf die Idee brachte, den Transport und das Aufbewahren alter textiler Kostbarkeiten zu Thema des Marktes zu machen. Bei ihren Vorträgen (jeweils um 14.30 Uhr) erklärt die Beraterin, was es zu beachten gilt.

Im Archivfundus des Bezirks allein „befinden sich 300 Schürzen, da geht einem schnell das Geld für Schränke aus“. Sagt Weber, die sich aber zu helfen weiß. Vieles wird dort in chlor- und säurefreien sowie natürlich gepufferten Spezialkartons aufbewahrt. Das Tragen historischer Trachten sollte vermieden werden, „auch wenn das sehr verlockend ist“, so die Expertin. „Auf gar keinen Fall Sprays einsetzen!“, rät sie außerdem. Eine Restaurierung sei teuer und lohne nicht immer, aber Exemplare mit Mottenlöchern könnten ja auch gut als Anschauungsmaterial dienen.

Anzusehen gibt es überhaupt recht viel am Wochenende, für das sich um die 100 neue und bewährte Aussteller angekündigt haben. Allesamt „qualifizierte und regionale Fieranten“, wie Ritter betont, „wir wollen hier auf gar keinen Fall Billigstoffimporte“. Dass diese außen vor bleiben, dafür sorgen der Bayerischen Landesverein für Heimatpflege wie auch die Stadt Greding, die gemeinsam den Markt veranstalten.

Die Hauptarbeit haben dabei zwei Damen: Petra Wilhelm seitens des Vereins sowie Fremdenverkehrsbeauftragte Samantha Thimm seitens der Stadt. Großes Lob gibt es beim Pressegespräch für beide. Auch Gredings Bürgermeister Manfred Preischl spendet Applaus: „Die Zusammenarbeit verläuft absolut reibungslos.“

Eine Veranstaltung dieser Größenordnung will erst einmal gestemmt sein. Immerhin werden bis zu bis zu 13 000 zahlende Besucher erwartet – Kinder und Jugendliche brauchen keinen Eintritt zu bezahlen, der ansonsten drei Euro beträgt. Für Parkplätze ist großflächig gesorgt. Zudem steht wieder der regionale Rufbus von und nach Kinding zur Verfügung. Eine Anmeldung ist hier bis spätestens Donnerstag, 18 Uhr, erforderlich.

Ebenso wird heuer die nunmehr dritte Trachtenbörse angeboten. Beim „Rumlumpen“ am Samstag (siehe eigenen Bericht) ist diesmal ergänzend die Stadtkapelle mit von der Partie, die bei schönem Wetter vor dem Rathaus aufspielt. Die „lebenden Werkstätten“ und das „Forum Spitze“ lauten weitere Zutaten des Trachtenmarktes, auf die auch dieses Mal nicht verzichtet wird.

Vorträge und Workshops im Museum

Eine Podiumsdiskussion fehlt heuer im Rahmenprogramm des Trachtenmarkts rund um den Marktplatz. Doch das heißt nicht, dass das Archäologiemuseum nicht Bestandteil des Marktes ist. Denn im Sonderausstellungsraum finden sowohl am Samstag als auch am Sonntag Vorträge statt. Diese finden im stündlichen Rhythmus ab 13.30 Uhr statt. Zunächst gibt die diplomierte Restauratorin Bettina Kamann einen Einblick in ihre Werkstatt: „Vom richtigen Umgang mit historischer Kleidung.“ Ab 14.30 Uhr gibt Katrin Weber unter dem Titel „Mit Sack und Pack“ einen Einblick in den Umzug des Textilarchivs. Und an beiden Tagen ab 15.30 Uhr stellt Johannes Heslauer den Verein Kulturerbe Bayern vor.

Wer lieber selbst aktiv werden will, ist in den Kursen im Museum an der richtigen Adresse. Hermine Schwager zeigt an beiden Tagen ab 13.30 Uhr die Weißstickerei, das Perlbeutel-Stricken exerziert Claudia Flügel-Eber ab 15 Uhr vor und Occhi-Kurse bietet Monika Ständecke jeweils ab 16.30 Uhr. Anmelden können sich Interessierte im Archäologiemuseum.

Keine Anmeldung ist dagegen für eine Stadtführung durch Greding nötig, die am Samstag und Sonntag ab 15.30 Uhr angeboten wird. Treffpunkt ist am Eingang des Rathauses.