Mit dem Mountainbike die ganze Welt entdecken

20.08.2006 | Stand 03.12.2020, 7:36 Uhr

Beilngries (duh) Mit einem breiten Grinsen klopft Stefan Vandenesch (42) an die Redaktionstür. "Ich glaube, ich hätte da eine Geschichte für euch." Und dann erzählt der Essener Surf- und Skilehrer von seinem abenteuerlichen Plan, auf seinem Fahrrad 100 000 Kilometer zurückzulegen und sich die Welt anzusehen. Fünf Jahre hat er sich dafür Zeit gegeben, von Europa aus durch ganz Afrika nach Kapstadt zu fahren, von dort aus nach Rio in Brasilien überzusetzen, Süd- und Nordamerika zu durchqueren und hoch bis nach Alaska zu radeln . Weiter soll es nach Neuseeland, Australien und Indonesien gehen, und von dort durch ganz Asien zurück nach Europa.

Am 16. Juli ist Stefan Vandenesch in Brüggen zu seiner Promotionsfahrt durch Deutschland aufgebrochen, offiziell startete er seine Welttour am 31.Juli am Brandenburger Tor in Berlin. Seitdem hat er 1700 Kilometer auf dem Sattel seines 3000 Euro teuren Mountainbikes zurückgelegt – ganz allein. "Ich genieße es unglaublich, dass ich an jeder Kreuzung allein entscheiden kann, ob ich links oder rechts fahre. Diese Freiheit zu haben, ist für mich ganz wichtig", erzählt Vandenesch, der am Tag zwischen 70 und 130 Kilometer zurücklegt. Ihm ist klar, dass seine Reise kein ganz einfaches Unterfangen ist und er schwierige Situationen wird meistern müssen. Daher wählte er einen Ausspruch aus Cervantes "Don Quijote" zum Motto seines Fahrradabenteuers: "Wer Abenteuer sucht, findet nicht immer das Angenehme."

In Beilngries wurde Stefan Vandenesch aber doch sehr freundlich empfangen. Ein kaputter Steuerkopf zwang ihn zu einem Zwischenstopp im Fahrradgeschäft Zweirad Huber. "Dort wurde mir gleich ein Kaffee angeboten, und als ich meine Geschichte erzählt hatte, auch noch ein Platz für mein Zelt im Vorgarten." Außerdem setzten die Mitarbeiter von Zweirad Huber alles daran, das passende Ersatzteil für Vandeneschs Fahrrad aufzutreiben. Letztendlich fuhr Karlheinz Huber sogar persönlich nach Ingolstadt, um den passenden Steuersatz zu besorgen. "Das könnten wir natürlich nicht jeden Tag machen, aber einem solchen Fahrradabenteurer möchte man natürlich helfen, so dass er möglichst schnell weiterradeln kann", erklärt Ursula Beischl-Huber. Ganz begeistert ist sie von Vandeneschs Mountainbike. "Das ist eine supertolles Fahrrad mit äußerst hochwertiger Ausstattung. Leider sehe ich solche Räder nicht oft."

Budget ist eng gesteckt

Auf den angebotenen Schlafplatz musste der Fahrrad-Nomade nicht zurückgreifen, da er sich nach fünf Stunden Aufenthalt in Beilngries wieder in den Sattel seines reparierten Mountainbikes schwingen und das Altmühltal bei Sonnenschein genießen konnte. Normalerweise ist Vandenesch aber auf hilfsbereite Einheimische angewiesen, die ihm einen Platz zum Zelten, eine Möglichkeit zum Waschen oder einfach nur eine Steckdose zum Aufladen seines Laptops anbieten. Sein Budget ist nämlich relativ eng gesteckt. Spätestens wenn er Europa verlassen hat, möchte er für nicht mehr als zehn Euro am Tag leben. Auf die Frage, wie er sich fünf Jahre Auszeit leisten kann, erklärt der studierte Sportwissenschaftler: "Die ersten zwei Jahre habe ich mir vorfinanziert. Mit meinem Ersparten komme ich voraussichtlich bis nach Kapstadt in Südafrika, vielleicht sogar noch weiter." Und danach? "Wir werden sehen."

Auch die Festlegung seiner Route ist nicht starr und unterliegt ständigen Änderungen. "Vergangenen Sonntag habe ich zufällig einen 72-Jährigen kennen gelernt , der in seinem Leben mehr als 50 Viertausender in den Alpen bestiegen hat. Von ihm lernte ich, dass der beste Weg vom Bodensee ins Rhonetal über den Genfer See führt. Damit änderte sich meine geplante Route."

Gefahrensituationen vermeiden

Besonders auf dem afrikanischen Kontinent wird die Routenplanung nicht einfach sein, ist sich der 42-Jährige bewusst: "In Krisenregionen lasse ich mir durchaus die Option offen, einmal 100 Kilometer mit einem Lkw mitzufahren, um gefährliche Situationen zu vermeiden." Auch das Wetter muss berücksichtigt werden. "Die Westsahara zur heißesten Jahreszeit zu durchfahren, ist zum Beispiel keine besonders gute Idee."

Auf die Frage, wie sein Umfeld auf seine Weltumfahrungs-Idee reagiert hat, erzählt Vandenesch: "Besonders meine Eltern haben lange gebraucht, um meine Entscheidung zu akzeptieren. Ich halte aber den Kontakt per Telefon und Internet."

Wer sich für Vandeneschs Weltumrundung interessiert, kann im Internet unter www.fahrradabenteuer.de seine Route verfolgen. Und wer weiß, vielleicht klopft der erzählfreudige Abenteurer in fünf Jahren nochmal an unsere Redaktionstür und erzählt von seinen Erlebnissen?