Mit dem liebsten Kind ins Schrauberparadies

28.04.2008 | Stand 03.12.2020, 5:57 Uhr

Schleifen am Oldtimer: Werkstattchef Volker Wiedemann richtet einen Fiat 500 her.

Grampersdorf (DK) Die vor wenigen Monaten im Grampersdorfer Gewerbegebiet eröffnete Do-it-yourself-Werkstatt entwickelt sich zu einem Renner. Junge Leute aus der ganzen Region, aber auch ältere Semester, schrauben dort in ihrer Freizeit aus unterschiedlichen Beweggründen.

Daniel Kagleder aus Beilngries ist von Beruf Maurer. Er liebt nichts mehr als seinen Audi Coupe 20V Quattro, Baujahr 1991, 170 PS. "Das ist doch eine geile Kiste", schwärmt der 26-Jährige. Teuer komme das starke Gefährt deshalb nicht, "weil ich hier beim Volker fast alles selber machen kann". Der absolut technikbegeisterte Maurer ist derzeit "fast jeden Abend in Grampersdorf", auch deshalb, "weil man hier viele Schrauber trifft".

In "Nachtschichten" trifft er auch Holger Heitner aus Beilngries. Der 22-Jährige ist stolzer Besitzer eines VW Golf III V6, 170 PS. Sein aufgestyltes Fahrzeug trägt ein Saisonkennzeichen. "Im Winter fahre ich damit nicht", verrät der gelernte Kfz-Mechaniker, der "auf diese Schrauberwertstatt gewartet" hat. "Ich finde, das ist eine tolle Sache. Als Ansprechpartner ist der Besitzer immer da", erzählt der Beilngrieser, das Werkeln am geliebten Auto mache riesig Spaß.

Gleich Gesinnte

Das findet auch Jean-Pierre Grosser (21) aus Kinding. Der Industriemechaniker trifft sich gerne mit gleich Gesinnten, führt als Beweggrund aber auch die Kostenseite an. "Man kann in der Do-it-yourself-Werkstatt unheimlich Geld sparen", hat der Kindinger schon festgestellt Er erledigt Ölwechsel an seinem Golf GTI, Baujahr 1993, umgebaut auf 150 PS, selbst, wechselt Luftfilter eigenständig und traut sich auch an kleinere Reparaturen. Auch die Freundin von Jean-Pierre, Kimberley Heister aus Kinding, ist vom Schraubervirus infiziert. Die 18-Jährige pflegt ihren VW Polo, will, dass er immer "super ausschaut und technisch in Ordnung ist".

An seinem Auto auf der Hebebühne schrauben auch Marco Geisler (27), Student der Elektrotechnik aus Dietfurt, und sein Bruder Florian (23), von Beruf Fachinformatiker. "Ich habe vor Wochen beim Vorbeifahren das Transparent mit Werbespruch gesehen, jetzt wollen wir in der Do-it-yourself-Werkstatt vor allem sparen", erklärt der Student, der mit seinem Bruder Stoßdämpfer austauscht. "Das kann ich selber, das würde mich in der Fachwerkstatt viel mehr kosten", weiß Marco, den außerdem "Technik schon immer interessiert hat".

Ratschläge erhalten die Schrauber vom Besitzer der Werkstatt, Volker Wiedamann, der in Grampersdorf seit mehreren Monaten einen Anhängerhandel mit Schrauberwerkstatt betreibt. Zehn Euro verlangt der 49-jährige Einzelunternehmer, gelernter Elektroniker und Fernmeldetechniker, pro Stunde für die Benutzung der Do-it-yourself-Werkstatt, inklusive Hebebühne und Werkzeug. "Solche Werkstätten gibt es im Bezirk nur wenige. In Ingolstadt hat eine im vergangenen Jahr dicht gemacht. Die nächste Do-it-yourself-Werkstatt befindet sich in Roth", weiß der Besitzer, der sich über den regen Zulauf freut. "Es kommen neben vielen jungen Leuten auch gesetztere Semester, darunter Ingenieure, Selbstständige und Rentner, die ihre Fahrzeuge selbst warten wollen", berichtet Volker Wiedemann.

Natürlich zählen auch Oldtimerbesitzer zu seinen Kunden. Mit ihnen kann der Besitzer des Schrauberparadieses gut fachsimpeln, weil er selbst schon Autoveteranen restauriert hat. Wiedamann ist Besitzer von zwei Oldtimern aus dem Jahr 1972. Die 500er Fiat sind eine Augenweide. Momentan richtet er für eine Kundin aus Dresden ein altes Fahrzeug her. "200 Arbeitsstunden sind da gar nichts", verrät der Technikfan. Vor allem auch deshalb, weil "der Volker" beim Schrauben, Schleifen und Schweißen stetig "gestört" wird. "Volker, Du musst mir helfen", schreit der Holger aus Beilngries. "Das musst Du anders machen", korrigiert der "Werkstattmeister" einen "Schönheitsfehler".

Am meisten los ist in der Schrauberwerkstatt an den Wochenenden. Da haben die Leute Zeit und es zeigt sich laut "Schraubergemeinde", dass "das Auto immer noch der Deutschen liebstes Kind ist".