Riedenburg
Mit dem Hausboot durch die Region

Die Neustädter Firma Greenpartment präsentiert ihr Konzept - Liegeplatz soll in Riedenburg sein

14.06.2019 | Stand 23.09.2023, 7:24 Uhr
Die Schiffsanlegestelle in Untereggersberg könnte ein fester Liegeplatz für Hausboote werden - sofern die Behörden zustimmen. Das Unternehmen Greenpartement aus Neustadt möchte künftig einwöchige Touren auf dem Main-Donau-Kanal anbieten. Das Konzept wurde jüngst im Riedenburger Tourismusausschuss vorgestellt. −Foto: Ehrlich

Riedenburg (DK) Eine Woche mit dem Hausboot über den Main-Donau-Kanal schippern, an Orten inmitten von Natur anlegen, die Schönheiten der Region erkunden: Das klingt nach Traumurlaub. Geht es nach den Verantwortlichen von Greenpartment Housboathotel, soll der Ankerpunkt für Touren dieser Art in der Großgemeinde Riedenburg liegen. Das Konzept stellten Werner Reichl, Harald Eberl und Philip Günter dem Tourismusausschuss des Riedenburger Stadtrats vor.

Die Idee hat sich aus der eigenen Leidenschaft für Bootstouren entwickelt. "Harry und ich sind passionierte Wassersportler, haben schon Segeltörns in der Adria oder Kanufahrten unternommen", erklärte Reichl. Immer wieder einmal stehen auch Haustboottouren auf dem Programm, am liebsten in Frankreich auf dem Canal du Midi. Wunderbare Urlaube seien das gewesen. Und dann drängte sich irgendwann die Frage auf: "Warum fahren wir woandershin und machen das nicht irgendwo in der Heimat?" So beschrieb Reichl die Initialzündung. Für sie stand fest: Das probieren wir aus.

Dabei können die Geschäftsführer von Greenpartment - neben Reichl und Eberl sind das Andreas Treffer und Christian Roßbauer - auf ein gutes Netzwerk zurückgreifen. Gemeinsam haben die vier Freunde mit ihrem Unternehmen bereits viele Projekte im Landkreis Kelheim verwirklicht, bislang allerdings mehr über die Bauträgerschiene, wie Reichl erläuterte. In Bad Gögging entsteht derzeit ein Pflegewohnheim mit 120 Einheiten. Und in Neustadt - hier befindet sich übrigens auch der Firmensitz - sei ein Boardinghouse in einem ehemaligen Leerstand in der Innenstadt eröffnet worden. Es laufe gut, die Firma bringe es mittlerweile auf 25 Beschäftigte. Eine Hausboottour zu buchen, sei vor diesem Hintergrund ebenfalls kein Problem.

Der Naturpark Altmühltal sei touristisch bedeutend und Riedenburg biete sich als Ausgangspunkt geradezu perfekt an. Die Wahl fiel auf den Kanal und nicht auf die Donau, weil es sich hier um ein ruhiges, stehendes Gewässer handle, so Reichl. Die zentrale Frage sei: Wo können die Hausboote liegen? Ein Antrag mit vier möglichen Standorten wurde bei der zuständigen Stelle dem Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt in Nürnberg gestellt, sagte Reichl. Es handle sich dabei zweimal um einen Liegeplatz in einem der Altwässer des Kanals, einmal um eine Anlegestelle bei der Lände in Haidhof und einmal um die Bootsanlegestelle bei Untereggersberg. Letztere Variante sei der Favorit, so Reichl. Eine zusätzliche Uferbebauung sei nicht nötig, gegebenenfalls müsste lediglich ein neuer Schwimmsteg errichtet werden. "Die Ressourcen, die wir brauchen, sind vorhanden."

Sollten die zuständigen Stellen nicht zustimmen, so wäre auch eine andere Variante denkbar: "Die Hausboote könnten auch über eine Slipanlage zu Wasser gelassen werden, zum Beispiel beim Sportboothafen in Riedenburg", erklärte Reichl. Wenn es keinen festen Liegeplatz gibt, werde man diesen Weg gehen. Umsetzen wolle man die Idee auf jeden Fall.

Die bis dato geführten Gespräche hätten gezeigt, das alle befragten Personen und Ämter die Idee vom Hausboottourismus im Altmühltal gut finden. "Wir wären konkurrenzlos, da bayernweit niemand Hausboote in dieser Form anbietet", betonte Reichl. Dabei gehe es nicht nur darum, den Main-Donau-Kanal zu vermarkten, auch wenn das Projekt zu dessen Attraktivität beitragen soll. "Vielmehr geht es uns darum, die Region zu bewerben", so der Geschäftsführer. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer von Gästen im Landkreis Kelheim beträgt aktuell 2,3 Tage. "Hier geht es darum, die Leute eine Woche lang hier zu halten und aufzuzeigen, wie viele Sehenswürdigkeiten und schöne Ecken es bei uns gibt", sagte Reichl. Auch die heimische Gastronomie könne so gestärkt werden. Wertschöpfung vor Ort sei das Stichwort. Ein entsprechendes Prospekt sei bereits aufgelegt worden. Es trägt den Titel "Auf zu neuen Ufern".

Riedenburgs Bürgermeister Siegfried Lösch (CSU) zeigte sich begeistert von dem Kozept: "Ich würde mich freuen, wenn es klappt. Wir werden alles, was den Tourismus in Riedenburg voranbringt, tatkräftig unterstützen." Susanne Wöhrl (SPD) ist es wichtig, Lärmbelästigung zu vermeiden. "Das sollen keine Partyschiffe sein", betonte sie. Reichl nannte Familien und Senioren als Zielgruppe, es gehe um sanften Tourismus. "Wir hoffen nun auf ein Schreiben seitens der Stadt Riedenburg, dass sie unser Projekt befürwortet", antwortete Reichl mit Blick auf eine Argumentationsgrundlage bei der Genehmigungsbehörde. "Es ist wichtig, dass sie weiß, dass die Leute vor Ort es ebenfalls wollen", sagte er. Der Tourismusausschuss sprach sich einstimmig für die Unterstützung des Projekts aus.

 

Kelheim bis Nürnberg

Für eine Hausboottour über den Main-Donau-Kanal braucht es keinen Führerschein. Die mit einem 15-PS-Motor ausgestatteten Boote kann jeder Erwachsene steuern. Zugelassen sind sie als Sportboote. Platz haben bis zu sechs Personen, gedacht sind die Touren vor allem für Familien mit Kindern und rüstige Rentner, wie Werner Reichl erklärte. Fahrräder können mitgenommen oder ebenfalls gemietet werden. Angelegt werden kann an allen zulässigen Stellen, ein digitales Roadbook an Bord gibt Auskunft darüber. Dort sind auch weitere Informationen zur Handhabung des Boots sowie zu den touristischen Zielen entlang des Kanals hinterlegt. Als mögliche Route präsentieren die Initiatoren eine Fahrt von Kelheim über Riedenburg, Dietfurt, Beilngries, Berching und Hilpoltstein bis nach Nürnberg.

Theoretisch können die Hausboote ganzjährig verkehren. Den Preis für die Nebensaison verortet Reichl bei etwa 1500 Euro pro Woche, für die Hauptsaison bei 3000 Euro. Los gehen soll es sobald wie möglich. Die ersten Hausboote sollen demnächst bestellt werden. Im kommenden Frühjahr könnte es dann soweit sein. Zehn Boote sollen es nach und nach werden.

Kathrin Schmied