Ingolstadt
Mit dem Bus direkt zur Arbeit

INVG will ab Dezember mit weiteren Linien das Audi-Werksgelände besser erschließen

19.07.2016 | Stand 02.12.2020, 19:31 Uhr

Ingolstadt (DK) Geschäftsführer Robert Frank sprach gestern im Aufsichtsrat vom "drittbesten Ergebnis seit Bestehen der INVG". Er meinte die 54 077 Fahrgäste, die laut neuester Zählung im Schnitt pro Werktag in die Nahverkehrsbusse steigen. Im Jahr 2000 waren es allerdings schon einmal 55 578 Kunden.

Im Vergleich zum Vorjahr jedenfalls konnte der INVG-Chef ein Plus von 2,3 Prozent vermelden. Die Zahlen werden jährlich im März vom Münchner Ingenieurbüro Gevas ermittelt und sind Grundlage einer umfangreichen Situationsanalyse. Die Daten wurden gestern im Aufsichtsgremium der Verkehrsgesellschaft diskutiert. Dass die INVG sich seit einigen Jahren auf die Audi-Mitarbeiter als potenzielle Fahrgäste konzentriert, trägt Früchte. Frank nannte die Audianer die "zweitwichtigste Kundengruppe neben den Schülern".

In der Gevas-Analyse wird besonders die Steigerung auf der Buslinie X12 zwischen Gutenbergstraße und Audi-TE um 27 Prozent hervorgehoben. "Der Zuwachs bei den Linien zu Audi fällt mir am meisten auf", kommentierte ÖDP-Fraktionschef Franz Hofmaier die Zahlen. "Da sieht man, was man durch den Ausbau erreichen kann." Robert Schidlmeier (CSU) vermutet "noch Potenzial bei den Jobtickets, auch bei nicht ganz so großen Arbeitgebern". Markus Reichhart (FW) glaubt, dass sich bei den Autobauern "die Sensibilität mittlerweile erhöht" habe, ihre Mitarbeiter mit dem Nahverkehr ins Werk zu bringen.

Die einzige konkrete Fahrplanänderung, die gestern einstimmig beschlossen wurde, betrifft denn auch direkt Audi. So soll möglichst schon ab Dezember mit den Linien 11, S7 und S8 das Werksgelände durchquert werden. Die Einfahrt der Linie 11 ist in der morgendlichen Hauptverkehrszeit am Tor 10 vorgesehen, die Durchfahrt bis zum Tor 9, am Nachmittag in der Gegenrichtung. Vorteil: Die Fahrgäste müssen nicht mehr umsteigen und werden im Werk bis in unmittelbare Nähe ihrer Arbeitsplätze gebracht. Bei den Schnellbuslinien S7 und S8 ist die Einfahrt am Tor 7 geplant.

Im betriebsinternen Netz der Autobauer wurden die Beschäftigten bereits auf die Änderungen eingestimmt. "Die Werkdurchfahrt stärkt den Bus als Alternative zum Auto", wird Peter Tropschuh zitiert, der Chef der Abteilung Corporate Responsibility und Politik. Auch Betriebsrat Klaus Mittermaier wirbt in "Mynet" für die Stärken des öffentlichen Nahverkehrs: "Wer mit dem Bus anreist, spart Zeit, Geld und Nerven." Im Aufsichtsrat gab sich Robert Frank optimistisch: "Das ist zum 1. Dezember machbar." Die Audi-Werkleitung müsse allerdings den Plänen noch zustimmen. "Die Hoheit liegt einzig und allein bei Audi." Der Geschäftsführer nannte die neue Linienführung eine "sehr anspruchsvolle betriebliche Aufgabe" für die INVG, denn die Verkehrssicherheit müsse an erster Stelle stehen. Man will für diese Routen durch das Audi-Werk einen speziellen "Fahrerpool" bilden, der dafür besonders ausgebildet wird.

Ganz im Gegensatz zu den Ausbauplänen gemeinsam mit der Audi AG mochten sich die Stadträte auf weitere Schritte nicht festlegen. Da dürften die Fraktionen noch reichlich Gesprächsstoff haben, nachdem Frank diverse Vorschläge gemacht hatte, wie das Defizit der INVG um eine Million Euro verringert werden könnte. Besonders heikel: Einschnitte bei einigen Buslinien, also Verschlechterungen des Angebots, etwa auf der Linie 60 im Westen oder bei den Nachtlinien.

Zu Beginn der gestrigen Sitzung hatte Frank über ein Thema informiert, das noch dramatische Folgen für die INVG und die Mitarbeiter des kommunalen Busbetriebs haben könnte. Seit einer Gesetzesänderung könnten private Billiganbieter den kommunalen Nahverkehr aushebeln. So werde in Pforzheim gerade der städtische Busbetrieb abgewickelt. Ausführlicher Bericht folgt