Mit dem Bau von Luxus-Jachten ist es vorbei

23.07.2009 | Stand 03.12.2020, 4:47 Uhr

Der Standort der Kaiserwerft im Kelheimer Hafen: Nur noch die Form einer Luxusjacht, die der Entsorgung harrt, erinnert an die glanzvollen Zeiten der Firma, die ebenfalls insolvent ist.

Kelheim/Saal (DK) Im Kelheimer Hafen werden künftig keine Luxus-Jachten mehr hergestellt. Nach der Kaiserwerft ist nun auch die PR Marine AG insolvent. Das bestätigte gestern der Regensburger Insolvenzverwalter Rudolf Dobmeier.

Sowohl die Kaiserwerft als auch die PR Marine hatten durch den Bau von bis zu 40 Meter langen Traum-Jachten immer wieder Aufsehen erregt. Die bis zu 20 Millionen Euro teuren Schiffe wurden in die ganze Welt verkauft. Viele der Jachten gingen an märchenhaft reiche Kunden im Nahen Osten, den Vereinigten Staaten oder Russland. Die Stärke der beiden Kelheimer Werften bestand darin, dass Design, Ambiente, Technik, Raumgestaltung und Materialien ausschließlich nach Kundenwunsch gewählt wurden. So entstanden am Ufer der Donau individuelle High-Class-Jachten, die sich von Serienmodellen wohltuend unterschieden.

Legendäre "Golden Eye"

Legendär war die im Jahr 1998 von der PR Marine konstruierte Jacht "Golden Eye". Das nach einem James-Bond-Film benannte, 35 Meter lange Schiff war damals das Prunkstück bei der Bootsmesse in Düsseldorf und wurde von mehreren hunderttausend Besuchern bestaunt.

Doch nun sind die Fabriktore am Kelheimer Jachthafen versperrt, das Areal liegt verwaist da. "Allen Mitarbeitern ist gekündigt, das Unternehmen hat keine Aufträge mehr", bestätigte gestern Insolvenzverwalter Rudolf Dobmeier dem DONAUKURIER. Zuletzt habe die Firma nur noch fünf Angestellte gehabt, erklärt der Anwalt aus Regensburg. Er werde in den kommenden Monaten prüfen, was noch an freiem Vermögen vorhanden sei. Dazu zählt er die Immobilien, die Schiffe, das Bargeld und etwaige Ansprüche an Kunden.

PR Marine sei zum Schluss so hoch verschuldet gewesen, dass das Unternehmen die Zahlungen eingestellt und selbst Insolvenz beantragt habe. "Der genaue Schuldenstand ist noch unbekannt", so Dobmeier. Er sei nicht beauftragt, einen Investor für die Firma zu suchen. "Das ist hoffnungslos", meinte Dobmeier. Zudem seien zuvor auch die Eigentümer von PR Marine schon an der Aufgabe gescheitert, über einen Investor eine neue Geldquellen zu erschließen. "Für die PR Marine ist definitiv Schluss", bekräftigt Dobmeier.

Das Namenskürzel in PR Marine steht für Peter Rammelmayr. Laut Firmen-Homepage ist er der Aufsichtsratsvorsitzende der Aktiengesellschaft, als Vorstand fungiert Michael Linner. Rammelmayr baut seit 35 Jahren hochwertige Jachten in Kelheim. Allerdings war die Vorgänger-Firma, die PR Marine Jachtbau GmbH & Co, im März 2000 ebenfalls insolvent. Sowohl PR Marine als auch Rammelmayr waren telefonisch nicht mehr erreichbar.

Mit dem Aus für PR Marine dürfte der Bau von hochwertigen Luxusjachten in Kelheim wohl der Vergangenheit angehören. Bereits kurz vor Weihnachten waren beim Mitbewerber Kaiserwerft die letzten 51 Mitarbeiter gekündigt worden. Sie warten ebenso wie viele andere Gläubiger auf Geld. Ein rund 15 Millionen Euro teures Schiff, das eventuell noch hätte fertig gebaut werden können, wurde inzwischen in eine holländische Werft transportiert und geht dort seiner Vollendung entgegen. Joachim Exner, der Insolvenzverwalter der Kaiserwerft, hatte noch im Januar nach potenten Investoren für die marode Firma gesucht.

Pläne für Riedenburg

Die Kaiserwerft hatte noch im Mai vergangenen Jahres dem Riedenburger Stadtrat Pläne für den Neubau einer 23 Meter hohen Montagehalle in Haidhof präsentiert. Insgesamt wollte das Unternehmen an den Standorten Kelheim und Riedenburg bis zu 160 Mitarbeiter beschäftigen. Doch nun dürften sowohl am Donau-Hafen zwischen Kelheim und Saal als auch im Gewerbegebiet Haidhof gar keine Schiffe mehr gebaut werden.