Peking
Mit dem Audi 100 fing alles an

Seit 25 Jahren baut die Ingolstädter VW-Tochter Autos in China – Das stürmische Wachstum ist aber vorbei

23.07.2013 | Stand 02.12.2020, 23:52 Uhr

−Foto: Foto: Audi

Peking (DK) Chinas Wirtschaft wächst deutlich langsamer als bisher. Auch dass nach Peking nun weitere Metropolen Öko-Auflagen einführen wollen, ist keine gute Nachricht für die Autoindustrie. Audi bleibt davon aber bisher offenbar unberührt: Der Autobauer knackt derweil in China die Zweimillionenmarke.

Über Peking liegt ein dichter, grauer Schleier – und unten auf der Straße stehen die Autos dicht an dicht. Fahrräder gehören seit Jahren kaum noch zum Straßenbild, in der chinesischen 20-Millionen-Metropole dominiert längst das Auto. Und der Wille der Chinesen, weiter Fahrzeuge zu kaufen, scheint ungebrochen.

Von diesem, bisher rasant wachsenden Markt hat auch der Ingolstädter Autohersteller Audi profitiert. Eine Rekordmeldung jagte die nächste: Audi hat seine Auslieferungen in China in nur fünf Jahren von 2007 bis 2012 vervierfacht; Wachstumsraten auf dem Automobilmarkt von 40, 50 Prozent im Jahr waren fast üblich. Doch das ist vorbei.

Chinas Wirtschaft wächst mittlerweile deutlich langsamer als bisher – laut den jüngsten Statistiken lag das Wachstum im 2. Quartal 2013 noch bei 7,5 Prozent. Und das ist nicht die einzige schlechte Nachricht für das Ingolstädter Engagement in China. Jetzt drohen Öko-Auflagen. Das staugeplagte Peking hat wegen des anhaltenden Smog-Problems bereits die Zahl der Neuzulassungen auf 20 000 pro Monat beschränkt – jetzt könnten acht weitere Millionenstädte folgen.

Keine guten Neuigkeiten also für die Ingolstädter, und sie fallen genau ins Jubiläumsjahr: Vor 25 Jahren rollten die ersten Audi 100 in China vom Band. Das soll am Donnerstag im südchinesischen Foshan gefeiert werden – in dem neuen Werk, das Audi erst heuer gebaut hat. Auf 100 Hektar Fläche sollen dort 4000 Mitarbeiter bis zu 300 000 Autos produzieren. Ein klares Zeichen also, dass Audi trotz der nun deutlich schlechteren Vorzeichen weiter auf China setzt.

Deswegen sprechen die Ingolstädter in Peking auch nicht von einem Einbruch, sie sprechen von einer „Normalisierung“, einer „Reifephase“. „Die Zahlen aus der Boomphase bis 2012, die waren verrückt“, sagte Dietmar Voggenreiter, Geschäftsführer von Audi China, gestern in Peking. „Das konnte so nicht weitergehen.“ Jetzt, glaubt er, gebe es ein normales Wachstum. Mit normalem Wettbewerb. Der sei zwar intensiver geworden, „aber immer noch sehr gesund“. Die Händler würden nun Rabatte von sieben bis elf Prozent geben; bisher hatten sie oft gar keine oder nur sehr geringe gewährt.

Trotzdem sehe es für Audi in China gut aus, glaubt Voggenreiter: „Der Premiumbereich wird sich besser entwickeln als der allgemeine Markt.“ Die „Wachstumstreiber“ seien vor allem Kompaktwagen und SUV – Letztere werden mit dem Q3 und dem Q5 bereits in Changchun produziert, Erstere sollen mit dem A3 künftig in Foshan vom Band laufen. Auch die Öko-Auflagen seien für Audi nicht beängstigend. „Die Märkte in diesen Metropolen sind bereits sehr gesättigt“, erklärt Voggenreiter, warum Audi in China künftig immer mehr auf den ländlicheren Westen setzen will.

Außerdem fahre Audi derzeit „die Fabriken ohnehin bis ans Limit“ mit rund 300 Produktionstagen im Jahr. Die Flexibilität sei da entscheidend: Eine Fabrik müsse schnell auf einen veränderten Markt reagieren können. Die Flexibilität soll auch mit dem Werk in Foshan gegeben sein. Gemeinsam mit dem Werk in Changchun soll dann die Produktion von bis zu 700 000 Autos jährlich möglich sein. Bis zu – denn da will Audi sich nicht festlegen: „Wir wollen uns flexibel der Marktnachfrage anpassen“, sagt Voggenreiter.

Bisher scheint das ganz gut geklappt zu haben. Der Audi-China-Chef rechnet in den nächsten Tagen mit der Nachricht, das zweimillionste Auto in China verkauft zu haben. Für die erste Million hat Audi 22 Jahre gebraucht, für die zweite nur drei Jahre. Ein weiterer Rekord, den Audi wohl am Donnerstag feiern wird.