Hilpoltstein
Mit Besenstielen auf der Jagd nach dem Glauben

Großer Andrang beim Kinderbibeltag im Hofmeierhaus / 70 Buben und Mädchen treffen sich zum Spielen und Basteln

16.11.2011 | Stand 03.12.2020, 2:10 Uhr

 

Hilpoltstein (HK) Rote und schwarze Besenstiele schwirren durch die Luft, jagen abwechselnd einem kleinen, rosafarbenen und einem grünen Luftballon hinterher. „Clara, schnell!“, „Doro los!“ schreien Kinder, die jetzt von ihren Stühlen aufspringen und die Kämpferin ihrer Gruppe anfeuern.

Die 15 Buben und Mädchen toben am Mittwochvormittag in einem Gruppenraum im Hilpoltsteiner Hofmeierhaus wild durcheinander, wollen „ihrer“ Clara oder Dorothee helfen, den Ballon in einen der aufgestellten Eimer zu bugsieren und für ihre Mannschaft den Sieg zu erringen.

„Wir spielen mit den Kindern, aber wir erzählen ihnen auch etwas über Gott“, sagt Ulrich Wiechers, der Hilpoltsteiner Gemeindereferent. Er hat mit rund 20 weiteren Helfern den Kinderbibeltag organisiert. Und insgesamt sind immerhin rund 70 Buben und Mädchen gekommen.

Der Bibeltag ist für Eltern geradezu ideal: Wenn die Kinder am Buß- und Bettag schulfrei haben, sie selbst aber arbeiten müssen, geben sie ihre Kinder gern in die Obhut von Ulrich Wiechers und seinen Helfern.

Auch Felicitas, Yannick und Luisa sind gekommen. Sie knien gerade vor einer großen Sandfläche, streuen mit blauen, grünen und braunen Steinchen viele kleine Kreisbögen. „Das ist die erste Hälfte des Fisches, des Geheimzeichens der Christen“, erklärt Sabrina Hartig den Kindern. „Wenn ihr dann einen zweiten Bogen streut, sodass ein symbolischer Fisch mit Flossen entsteht, dann ist das Zeichen fertig.“

Warum gerade der Fisch ein geheimes Zeichen war, verrät Hartig den Kindern auch: „Die Christen wurden lange verfolgt, sie durften nicht zeigen, dass sie an Jesus glauben.“ Einen Fisch hätten die Christen damals gewählt, weil er in der griechischen Sprache Ichthys heißt und die einzelnen Buchstaben für ein kurzes Glaubensbekenntnis, den Glauben an Jesus Christus, den Erlöser und Sohn Gottes stehen.

„Mit dem Fisch haben sich die Menschen verständigt, haben gezeigt, dass sie an Gott glauben“, verrät die kleine Felicitas. „Und da die Römer damit nichts anfangen konnten, wussten sie auch nicht, wofür der Fisch steht“, ergänzt Yannick.

Nicht alle Kinder, die an diesem Morgen ins Hofmeierhaus gekommen sind, wurden im christlichen Glauben erzogen. Für Wiechers ist das aber kein Maßstab. „Zu uns können alle Kinder kommen – egal, an was sie glauben“, sagt er. Ob den Eltern wichtig war, dass ihre Kinder etwas über Gott erfahren, oder ob sie einfach nur das Betreuungsangebot nutzen wollten, kann Wiechers schwer einschätzen. „Wir fragen bei der Anmeldung nicht nach“, sagt er. Wichtiger ist ihm etwas anderes: „Dass die Kinder zu uns wollen, dass sie sich hier wohlfühlen.“ Und die Kinderbibeltage sind in Hilpoltstein inzwischen bekannt. „Die Eltern fragen oft schon Wochen vorher, ob wir ihn am Buß- und Bettag wieder machen“, sagt er. Wiechers hat aber auch bei den Buben und Mädchen der Grundschule für sein Angebot geworben. „Viele Schüler haben sofort gesagt, dass sie kommen, haben sogar noch Freunde aus der Klasse und der Nachbarschaft mitgebracht.“

Doch auch wenn sich die Buben und Mädchen in Gruppen zusammengetan haben, wo sie sich untereinander schon kennen, haben neue immer noch Platz. So wie Veronica und Daniel. Veronica ist Ungarin, aber in Slowenien aufgewachsen. Sie spricht neben Slowenisch auch noch gut Deutsch und hilft Daniel, sich in der Gruppe zurechtzufinden. „Ich habe ihn erst heute früh kennengelernt“, sagt Veronica. „Ich weiß nicht genau, woher er kommt, ich glaube aus dem Kosovo, aber er spricht Serbisch und das ist dem Slowenischen sehr ähnlich“, sagt sie.

Während Daniel aus einer Transparentfolie kleine Fische ausschneidet, sucht Veronica schon nach Klebstoff, um sie später auf ein leeres Marmeladenglas aufzukleben. „Dann verzieren wir die Gläser noch mit Baststreifen und Holzperlen, damit es später ein schönes Teelicht wird“, erklärt Vera Lindner. „Und auch hier haben wir dann auf den Gläsern den Fisch, der sich heute fast durch alle Veranstaltungen beim Bibeltag zieht.“