Mit aller Kraft für konkrete Kunst

24.04.2008 | Stand 03.12.2020, 5:57 Uhr

Sie schieben und zerren für die konkrete Kunst: Museumsleiter Tobias Hoffmann und sein Stellvertreter Rasmus Kleine an der Skulptur "Linie - Quadrat - Kreis - Dreieck" von Marcello Morandini aus dem Jahr 1990. - Foto: Rössle

Ingolstadt (DK) Was wird aus der Konkreten Kunst in Ingolstadt? Das Museum an der Tränktorstraße ist längst zu klein, doch Pläne für einen Neubau auf dem Gießereigelände kommen nicht recht voran. Den beiden Museumsleitern treibt das die Sorgenfalten auf die Stirn.

CSU und Freie Wähler, das neue Bündnis im Rathaus, sind sich einig: In der Ingolstädter Museumslandschaft muss sich etwas tun. OB Alfred Lehmann, das hat er mehrfach gesagt, liegt ihre Weiterentwicklung am Herzen. Und die Freien Wähler haben im Wahlkampf ein Modell für das Gießereigelände vorgestellt, auf dem auch Platz für ein Museum ist.

Genau dort wollen Museumsleiter Tobias Hoffmann und sein Stellvertreter Rasmus Kleine hin. Seitdem die Stadt die Sammlung von Klara und Eugen Gomringer, den Grundstock des Museums, vor nunmehr 26 Jahren gekauft hat, ist der Bestand an Kunstwerken von 50 auf über 600 gewachsen. Zudem haben mittlerweile drei Künstler ihre Werke in die Stiftung Konkrete Kunst eingebracht, die vor einem Jahr gegründet wurde. Und es werden immer mehr.

Vor fast genau fünf Jahren hatten sich Pläne zerschlagen, auf dem brach liegenden Gießereigelände zwischen Roßmühlstraße und Schloßlände ein Museum für Kunst und Design zu bauen. Der damalige Stadtratsbeschluss steht immer noch. Und jetzt kommt die Diskussion wieder in Schwung.

Im Wahlkampf gab es noch ein Stillhalteabkommen: Kein Wort über ein neues Museum! Entsprechend zurückhaltend ist auch heute noch Kulturreferent Gabriel Engert – schließlich hat der neue Stadtrat noch kein einziges Mal getagt. Aber: "Das Thema wird ziemlich schnell auf die Tagesordnung kommen", sagte er gestern dem DONAUKURIER. "Den Wunsch, auf das Gießereigelände zu gehen, kann ich nachvollziehen. Das fände ich in Ordnung."

Hoffmann sieht darin auch die Chance, mehr Leben an die Donau zu bringen. Und Kleine hält die Verknüpfung mit der dann erweiterten FH und Wohnungen einfach für ideal. Ihm schwebt ein Museum vor, das in die Stadt eingebunden ist. Hoffmann: "Wir müssten Architektur schaffen, auf die die Bevölkerung stolz ist. Sie mit Leben zu füllen, wäre dann unsere Aufgabe."

Das Team vom Museum für Konkrete Kunst zeigt zurzeit verstärkt, dass es genau das gut kann: Kamen zum ersten Szenenwechsel am Sonntagvormittag vor fünf Jahren acht Besucher, sind es jetzt 100. Bei der Ausstellungseröffnung "Visuelle Phänomene" waren es 450.

Mehr geht auch nicht. "Wir haben die Grenzen erreicht", sagt Hoffmann. Die Donaukaserne – wenn für den Umbau auch ausgezeichnet – ist ein Kompromiss. Klimatisierung und Sicherheitsvorkehrungen könnten besser sein. "Wir haben einfach zu wenig Platz für Ausstellungen. Und Leihgaben von anderen Museen bekommen wir erst gar nicht", sagt Hoffmann.

Die Konkurrenz schlafe aber nicht: "Würzburg hat einen potenten Sammler von konkreter Kunst – und mit seinem Museum Kulturspeicher den richtigen Rahmen." Das sei der Schritt, den die Stadt auch tun müsse. Ironie am Rande: Kulturreferent Gabriel Engert stammt aus Würzburg.