Ingolstadt
Mit 360 PS zum Standesamt

Beim Zuckerrübenball hat's gefunkt: Schnapszahl-Hochzeit von Claudia und Thomas Reil

02.02.2022 | Stand 22.09.2023, 23:34 Uhr
Mit dem Braut-Bulldog sind Claudia und Thomas Reil nach der Trauung zum Peterwirt gefahren. −Foto: Hammer

Ingolstadt - Bei Trauungen rollen oftmals auffällige Fahrzeuge auf dem Rathausplatz an - gerne auf Hochglanz polierte Luxuslimousinen oder spektakuläre Oldtimer.

Aber so etwas wie am Schnapszahl-Mittwoch, den 2.2.22, hat es noch nie gegeben: Thomas Reil bahnt sich mit einem riesigen Fendt 936 Vario den Weg zum Standesamt. Der Braut-Bulldog hat 360 Pferdestärken und sechs Zylinder, wiegt gut zehn Tonnen und verfügt selbstredend über Allradantrieb. Die Menschen springen beiseite, ein Mann murmelt bewundernd: "Der kostet locker um die 300000 Euro. "

Spontan fällt einem der Ohrwurm von Wolfgang Fierek ein: "Resi, i hol' di mit mei'm Traktor ab. Resi, mit dem mach i niemals ned schlapp . . . " Thomas Reil holt keine Resi ab, sondern seine Claudia. Dass die beiden ausgerechnet am 2.2.22 heiraten, hängt nicht direkt mit der Schnapszahl zusammen, allerdings schon mit dem speziellen Datum: Am 2. Februar, an Mariä Lichtmess, findet in Ingolstadt immer der traditionelle Zuckerrübenball statt, den bevorzugt Gäste aus der Landwirtschaft besuchen. Dort haben sich die beiden vor zwei Jahren kennengelernt. Kurz bevor Corona einschlug und auch der Zuckerrübenball nur noch abgesagt wurde.

War es Liebe auf den ersten Blick? Die in festlicher Tracht gekleideten Brautleute schauen sich lächelnd an und antworten: "Des hod sich hoid so ergeben. Mia hom uns guad verstanden, mitnander danzd und harmoniert. " Kurz und gut: "Es hod einfach basst. " Nach einem halben Jahr machte Thomas Reil einen Antrag. Mit der Hochzeit haben sie wegen Corona dann erst einmal abgewartet.

Doch nachdem sich der Tag des Kennenlernens zum zweiten Mal jähren und noch dazu auf den 2.2.22 fallen sollte, beschlossen die beiden, sich nun endlich das Jawort zu geben. "Des is hoid a leicht zu merken", sagt Thomas Reil.

Während im Alten Rathaus die Trauung stattfindet, erzählt CSU-Stadtrat Franz Wöhrl, dass Thomas aus Unsernherrn stamme und schon als kleiner Bub bei allen Landwirten daheim gewesen sei. Er habe auf den Höfen stets mitgeholfen und tat nichts lieber, als mit dem Bulldog auf dem Acker herumzufahren. Die Leidenschaft für Landwirtschaft ist dem 33-Jährigen, der bei Audi arbeitet, bis heute geblieben. "Des is mei Hobby", sagt er. Und er teilt sie mit seiner Frau, die als Angestellte beim Landkreis Pfaffenhofen arbeitet. "I huif a beim Hopfenodrahn und bei de Erdbeern. " Es passt halt.

Mit seinem alten, offenen Lanz wollte Thomas Reil jetzt mitten im Winter nicht zum Rathaus fahren - da lieh er sich lieber den Fendt aus, neben dem die zwei Deutz-Traktoren von befreundeten Landwirten wie Kleinwagen wirken. Mit 360 PS, aber ganz gemächlich ist das Brautpaar dann auch quer durch die Stadt zum Peterwirt gefahren. Die Flitterwochen verbringen die Frischvermählten Corona-bedingt an der Nordsee, später soll es nach Schottland gehen.

DK

Suzanne Schattenhofer