Ingolstadt
Mission erfüllt

Rosemarie und Arnold Umlauf haben 18 000 Euro für ein indisches Mädchenwohnheim gesammelt

02.02.2015 | Stand 02.12.2020, 21:42 Uhr

 

Ingolstadt (DK) Vor zweieinhalb Jahren haben Rosemarie und Arnold Umlauf eine Spendenaktion für die Sanierung sanitärer Anlagen in einem indischen Wohnheim gestartet. Inzwischen sind die Arbeiten beendet, das Ingolstädter Ehepaar hat insgesamt 18 000 Euro gesammelt.

130 Mädchen, die meisten von ihnen Halbwaisen, leben in dem Wohnheim in Amravati, einer 650 000-Einwohner-Stadt im Zentrum Indiens. Sie kommen aus den ärmsten Vierteln und haben es doch noch besser als viele andere, die nur auf sich allein gestellt sind. „Die Armut ist wirklich erschreckend“, sagt Arnold Umlauf. „Viele haben kein Wasser, die wissen nicht, wie sie den nächsten Tag überleben sollen.“ In dem Heim werden die Mädchen zumindest mit dem Nötigsten versorgt – aber was das Nötigste ist, das ist natürlich relativ.

Die Umlaufs waren 2012, beim Besuch ihres Patenkindes Sony, auf das Heim aufmerksam geworden. Es gab weder funktionierende Toiletten noch Duschen. „Der Wassertank war total vergammelt“, sagt Arnold Umlauf. „Die Zulaufleitungen waren auch marode.“ Der Holy Cross Convent, der das Heim betreibt, wollte die Anlagen selbst sanieren, doch die Kirche hatte nicht genug Geld dafür. Und so entstand die Idee, ein Spendenkonto zu eröffnen.

Kaum waren die Umlaufs wieder zu Hause, begann die Arbeit. „Wir hatten wirklich keine Vorstellung von den Schwierigkeiten, die uns bei der Realisierung unseres Vorhabens erwarteten“, erzählt Rosemarie Umlauf. Als Privatperson kann man kein Spendenkonto eröffnen, also brauchten sie einen Träger. Nach längerem Suchen fanden sie den im Referat Weltkirche der Diözese Eichstätt. Aber sie benötigten mehrere tausend Euro für die Sanierung, die bekommt man nicht eben durch Werbung in der Nachbarschaft. Sie sammelten im Westpark, im Fitnessstudio, fragten bei großen Firmen an – die einen gaben etwas, die anderen nichts – und wendeten sich an Hilfsorganisationen. Eine genehmigte – nachdem alle Unterlagen vorgelegt worden waren – einen größeren zweckgebundenen Betrag. Trotz technischer Schwierigkeiten hielten die Umlaufs regelmäßig Kontakt zu den Schwestern des Holy Cross Convents und ließen sich Fotos vom Baufortschritt sowie Rechnungen von den Baufirmen schicken. „Wir wollten wissen, dass das Geld zu 100 Prozent ankommt“, sagt Arnold Umlauf.

Beim Spendensammeln machten sie sehr unterschiedliche Erfahrungen: „Viele ältere Leute haben gespendet, auch einige türkische Jugendliche“, sagt Arnold Umlauf. Insgesamt spendeten 150 Leute zwischen zehn und 500 Euro. Manche hätten dagegen nichts geben wollen, mit dem Hinweis, in Deutschland sei auch viel Armut vorhanden. Das stimme natürlich, sagt Rosemarie Umlauf. „Aber hier gibt’s eine soziale Absicherung wie in kaum einem anderen Land.“

Sony, das Patenkind der Umlaufs, lebte bis jetzt mit ihrer Familie in einer Lehmhütte, „total unterste Schicht“, wie Arnold Umlauf erzählt. Die Schwester sei durch Mangelernährung geistig behindert. Und ein weiteres Schicksal bewegte die Umlaufs so sehr, dass sie eine zweite Patenschaft übernahmen: Nach dem Tod ihres Mannes war eine Frau mit ihrem Kind Durga verstoßen worden – als Frau genießt man in Indien oft wenig Rechte. Das Ehepaar erfuhr davon, als es noch in Indien war. Seitdem überweisen sie regelmäßig Geld. Im vergangenen Herbst erreichte sie dann die Nachricht, dass die Mutter bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen ist. Durga ist jetzt Vollwaise. Arnold Umlauf sagt: „In Deutschland sind alle gestresst und ziehen eine Fresse.“ Er könne ihnen nur raten: „Leute, schaut mal woanders hin.“

Zumindest im Wohnheim in Amravati sind sie jetzt glücklich. Es gibt funktionierende Toiletten und Duschen, der neue Wassertank fasst 6500 Liter. Und von den gesammelten 18 000 Euro ist sogar noch so viel übrig, dass zumindest mit der Sanierung des Kinderspielplatzes begonnen werden kann. Die Umlaufs hoffen, dass bis Ende Februar noch ein bisschen Geld aufs Spendenkonto kommt. Dann wird es nämlich geschlossen. Sie selbst wollen Anfang nächsten Jahres erneut nach Indien fliegen, um Sony, die jetzt eine Klosterschule besuchen wird, und Durga zu sehen – und natürlich das Wohnheim in Amravati.

Das Spendenkonto: Referat Weltkirche Diözese Eichstätt, Stichwort: Amravati, IBAN: DE69 7509 0300 0107 6149 50.