Breitenbrunn
"Mir tut das Ganze unendlich weh"

23.12.2009 | Stand 03.12.2020, 4:23 Uhr

Ausverkauf: Die Regale sind leer, die Waschmaschine bereits verkauft. Hedi Brock (Mitte) hat am vergangenen Dienstag ihren Quelle-Shop in Breitenbrunn geschlossen und nahm den ganzen Tag über Abschied von den Kunden. - Foto: Sturm

Breitenbrunn (DK) Kurz vor Weihnachten herrschte im Quelle-Shop von Hedi Brock in Breitenbrunn immer Hochbetrieb. Jetzt herrscht Tristesse, denn seit vergangenem Dienstag ist der Laden am Sankt Sebastiansweg geschlossen.

8030 Tage war Hedi Brock immer für ihre Kunden da. Mit Wehmut und einer gehörigen Portion Traurigkeit in der Stimme sagt sie jetzt ein "leise Servus" und erklärt: "Mit der Quelle war es fast so wie damals auf der Titanic, als man vergaß in den billigen Kabinen zu sagen, dass das Schiff leck- geschlagen hat." 22 Jahre lang lautete in dem schmucken Geschäft an der Bottelmühle das Motto: "Wir haben alles, was Sie brauchen, was wir nicht haben, brauchen Sie nicht."

Jetzt sind die Wandregale leer, eine Waschmaschine steht noch herum, aber auch die ist schon verkauft und wird zu Weihnachten abgeholt. Am Montag war Geschäftsabwicklung und die ging reibungslos über die Bühne. Hedi Brock: "Die Abwicklung mit Quelle war korrekt und fair, alle Bücher sind jetzt geschlossen." Was an vereinzelter Ware noch da war, wurde Hedi Brock zu einem passenden Preis überlassen. Was davon am Dienstag nicht mehr verkauft werden konnte, will die selbstständige Handelsvertreterin sozialen Zwecken zuführen.

Wie eng und vertrauensvoll das Geschäftsverhältnis von Hedi Brock und ihren vielen Kunden die vielen Jahre über war, zeigt auch Folgendes: Brock hat für einige ihrer Kunden, die auf Raten bestellt hatten, deren Zahlungsverpflichtung gegenüber Quelle abgelöst. "Diese Kunden können jetzt an mich zahlen und laufen damit nicht in Gefahr, in die Schufa eingetragen zu werden", sagt Brock.

Noch im August war Hedi Brock der festen Überzeugung, dass es mit ihrem Laden weitergeht. Als aber im Oktober die Insolvenz des Versandriesen öffentlich wurde, kamen ihr erste Zweifel. Am Dienstag hat Hedi Brock ihren Shop um 9 Uhr, wie immer in den vergangenen 22 Jahren, aber zum letzten Mal aufgesperrt. Mit Glühwein, Punsch Plätzchen, Stollen und Brezen nimmt sie Abschied von ihren Kunden. "Wir haben heute unseren Obsttag", sagt sie mit Galgenhumor und gönnt sich mit den letzten Besuchern ein Stamperl Birnenschnaps.

Am Nachmittag sind gerade Gisela Wotke, Maria Ulm und Juliane Jäger im Laden. Die drei treuen Kundinnen können es immer noch nicht glauben, dass jetzt Schluss sein soll. "Die Hedi war immer für uns da, so eine gute Beratung gibt es in keinem Kaufhaus, wir könnten weinen", sagen sie. Die Geschäftsinhaberin: "Erst nach den kommenden Feiertagen, wenn alles wieder ruhiger wird, werde ich so richtig merken, wie sich mein Leben verändert."

Hedi Brock wird auch in Zukunft noch Bestellungen für Schwab und Neckermann annehmen, aber der Laden bleibt zu. Eventuell tut sich bei der Bestellannahme noch was bei den ehemaligen Quellebereichen "Küchen-Quelle" und "Madeleine Damenmoden", für die es Investoren gibt. Hier laufen bereits Gespräche. Die Ankaufsstelle für Edelmetall gibt es ebenfalls nicht mehr, und die Reinigung Winzler ist jetzt in gewohnter Weise im Edeka-Markt Geitner zu finden. "Mir tut das Ganze unendlich weh", sagt Hedi Brock.