Neuburg
"Mir macht diese Arbeit richtig Spaß"

Oberbürgermeister Bernhard Gmehling zieht eine positive Bilanz, sieht aber die Aufgaben der Zukunft

04.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:41 Uhr
Der Oberbürgermeister und seine Traumstadt: Das höchste politische Amt im Neuburger Rathaus ist für Bernhard Gmehling der schönste Beruf überhaupt. Sein Fazit zur Halbzeit der Wahlperiode fällt positiv aus – auch wenn es an Arbeit nicht mangelt. −Foto: Janda

Neuburg (DK) Sein Torriecher ist gefürchtet bei gegnerischen Abwehrspielern und Torhütern. Doch nicht nur auf dem Fußballplatz hat der leidenschaftliche Kicker Bernhard Gmehling in den vergangenen Jahren immer wieder das nötige Gespür für den entscheidenden Moment bewiesen. Auch auf der politischen Bühne bewegt sich der Neuburger Oberbürgermeister nach mittlerweile 15 Jahren im Amt souverän.

Kein Wunder: Bezeichnet er seinen Job im Rathaus der Kreisstadt doch als Traumberuf schlechthin. „Mir macht diese Arbeit richtig Spaß“, gibt der 57-Jährige im Gespräch mit unserer Zeitung daher unumwunden zu.

 

Dass dabei das nötige Köpfchen unabdingbar ist – im gegnerischen Strafraum wie in politischen Diskussionen –, weiß der für seine Kopfballgefahr bekannte Oberbürgermeister nur zu gut. Sich selbst bezeichnet Gmehling als vorsichtigen Politiker. Als einen, der lieber erst mal abwartet, der beobachtet. Und der vor hohen Ausgaben eher zurückschreckt und deshalb jeden Euro zweimal umdreht. „Ich bin dazu erzogen worden, sparsam und genügsam zu sein“, berichtet der gebürtige Beilngrieser, dessen Eltern beide die Entbehrungen während des Krieges erleben mussten. Auch deshalb geht der CSU-Politiker lieber bedächtig vor, als hinterher das Nachsehen zu haben. Bestes Beispiel: die zweite Donaubrücke.

Für Gmehling ist sie eines der wichtigsten Projekte der laufenden Wahlperiode – obwohl sie wohl frühestens nach dem nächsten Urnengang realisiert wird. Wenn überhaupt. Den Beschluss, die Planungen für das Mammutprojekt samt Ortsumgehung der Staatsstraße 2035 nun anzugehen, bezeichnet der Oberbürgermeister als wichtige Entscheidung für die Entwicklung Neuburgs. Kein Wunder: Immerhin rollen über die vorhandene Brücke täglich mehr Fahrzeuge als über die B 16. Und doch bleibt Gmehling bei all der Notwendigkeit vorsichtig. Einen Planungsfehler, der die Stadt um die wichtigen Fördergelder aus dem Staatssäckel bringen würde, will er unbedingt vermeiden. Alleine, daraus macht er keinen Hehl, könnte Neuburg die rund 60 Millionen Euro für „die größte Maßnahme seit Kriegsende“ nicht stemmen. Derzeit steckt die Kreisstadt selbst mit 23 Millionen Euro in den roten Zahlen – vier Millionen weniger als bei Gmehlings Amtsantritt, wie er betont.

Apropos Staat: So nötig die Mittel für den Brückenbau sind, so wenig begeistert ist der Rathauschef mit manch anderer Entscheidung aus München. „Die Vorschriftenflut wird immer schlimmer, es wird immer mehr Bürokratie und das Korsett für die Kommunen wird immer enger“, findet der promovierte Jurist und gibt offen zu: „Das nervt mich tierisch.“ Als Beispiel nennt er die Probleme der Fischergassler, die für ihre Zillenfahrten im Vorjahr plötzlich einen Führerschein samt TÜV-Prüfungen für die Gefährte benötigt hatten. „Man kann doch nicht für alle Fälle alles regeln“, ärgert sich der Oberbürgermeister. Doch er selbst habe in seiner bisherigen Amtszeit „kein bisschen Entbürokratisierung“ bemerkt – „in keinem Bereich“.

Große Sorgen bereitet dem Stadtoberhaupt auch die personelle Besetzung seiner Verwaltung. Mittlerweile nehmen dort die Probleme, qualifizierte Mitarbeiter zu finden, massiv zu. Gmehling erinnert sich noch gut an 50 bis 60 Bewerbungen auf eine Stelle. Heute sind es oftmals drei oder vier. Zu groß sind offenbar die Verlockungen der freien Wirtschaft.

Trotz dieser Schwierigkeiten bezeichnet Gmehling die Bilanz der ersten Hälfte der Wahlperiode als positiv. „Wir haben viele Aufgaben erledigt“, betont er und nennt als Beispiele den Ausbau der Betreuungsplätze für Kinder mit Investitionen in Neuburg-West und im Schwalbanger sowie in die dortige Schule. Ein drohender Engpass bei den Krippen ist nach Ansicht des Oberbürgermeisters ebenso zu meistern wie die anstehende Erweiterung der Schule im Englischen Garten. Ein Dauerthema bleibt auch die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum. Unter anderem in Joshofen, Bergen und Heinrichsheim sind Baugebiete geplant, dazu kommt das für ihn wichtige Areal am Heckenweg bei Herrenwörth, wo die Stadt den sozialen Wohnungsbau vorantreiben will. 7,50 bis acht Euro pro Quadratmeter als Mietpreis nennt Gmehling als Ziel, um den steigendenden Kosten entgegenzuwirken. Fast schon nebenbei laufen angesichts dieser Aufgaben die Arbeiten an der Nahwärmeversorgung und am Hochschulcampus, der 2021 den Betrieb aufnehmen soll. „Dabei und bei der Brücke müssen wir etwas vorwärtsbringen“, fordert Gmehling, der nach eigenen Worten lieber im Hintergrund etwas bewegt, „als auf Fotos irgendwelche Bänder durchzuschneiden“.

Auch deshalb erteilt er Ambitionen nach höheren Ämtern eine klare Absage. Kandidaturen für den Landtag oder den Posten des Landrats, das weiß er, „wären sicherlich Themen“. Aber ernsthafte Gedanken macht sich der Neuburger Oberbürgermeister darüber nicht. „Ich habe doch eines der schönsten Ämter, das man sich vorstellen kann.“ Gleichzeitig schätzt er die wenige Freizeit, die ihm noch bleibt, hoch ein. Vor allem für seinen heiß geliebten Sport, den er – soweit möglich – im Training VfR und beim SC Ried sowie im Sommer täglich im Schwimmbecken treibt. „Ohne werde ich unleidlich, sagt meine Frau. Und das stimmt wohl.“

Diese wertvollen Stunden sind rar für einen Berufspolitiker, als der sich der einstige Richter längst sieht. Seine Entscheidung, den Chefposten im Rathaus anzustreben, hat er dennoch nie bereut. „Neuburg ist eine besondere Stadt, die sich toll entwickelt“, findet Gmehling und betont: „Das als Oberbürgermeister zu sehen, ist sehr schön.“ Ob er diese Entwicklung mit einem Hochschulcampus und einer zweiten Brücke auch nach der nächsten Kommunalwahl noch in diesem Amt begleiten wird? Da zuckt Gmehling nur mit den Schultern. „Das ist eigentlich egal, denn diese Sachen hängen nicht von meiner Person ab“, ist seine pragmatische Sichtweise. Die Frage einer erneuten Kandidatur will er in den nächsten Monaten intensiv mit seiner Familie und der Partei besprechen – und dann mit dem nötigen Riecher die richtige Entscheidung treffen.